Nach unserem gelungenen Segeltörn reisen wir mit dem Speedboot direkt weiter nach Koh Lanta. Die Insel liegt direkt vor dem Festland und ist riesig. Bereits beim Segeln haben wir hier eine Nacht in einer der südlichsten Buchten verbracht. Nun liegt unsere Unterkunft ganz im Norden, wo wir auch mit dem Boot ankommen. Wie so oft werden wir auch hier wieder von den vielen «Taxi, Taxi» Rufen empfangen. Da unser Hotel aber nur ca. 15 Gehminuten entfernt liegt, laufen wir neben den vielen Tuktuk’s, Taxis und Bussen vorbei. Wir machen uns einen Spass daraus und zählen, wie oft wir angesprochen werden. Bis zur Unterkunft werden uns 17 Mitfahrgelegenheiten angeboten und die Fahrer denken sich wohl, wie doof diese Touristen sind, wenn sie laufen, statt fahren. Besonders bei den günstigen Preisen und der Hitze! Uns gefällt aber der kurze Spaziergang, denn die Insel ist ganz anders als der Rest von Thailand, denn hier ändert sich die Religion vom Buddhismus zum Islam. So sind die Frauen anders gekleidet und die Leute wirken defensiver. Dies fällt uns auch besonders beim Check-In auf, da die beiden Frauen hinter dem Tresen mit Kopftücher bedeckt sind und nicht so offen auf uns zugehen und kommunizieren, wie wir dies von den Thais sonst gewöhnt sind.
Leider ist unser Aufenthalt hier von kurzer Dauer. Ein gemütliches Abendessen und ein kurzer Spaziergang am riesigen Strand sind für uns bereits genug, da die Anreise und der Segeltörn doch noch in unseren Knochen stecken. So gönnen wir uns ein Dusche mit viel Platz (anders als auf dem Törn) und legen uns bereits früh ins Bett. Tags darauf müssen wir nämlich bereits wieder früh los um mit dem Speedboot nach Koh Lipe zu reisen.
Die südlichste Insel Thailands, Koh Lipe, hat für uns eine spezielle Bedeutung. Als wir damals im 2020 auf den Philippinen waren, haben wir nämlich von einem Reisenden den Tipp erhalten, diese Insel unbedingt zu besuchen, da sie als ‘The Maledives of Thailand’ gilt. Umso mehr freuen wir uns jetzt, dass wir nun diese Trauminsel doch noch besuchen können! Nach einer kleinen Odyssee, welche anstatt wie angegeben 2 Stunden tatsächlich 4 Stunden gedauert hat, erreichen wir endlich die Insel. Wir werden zum Glück nicht enttäuscht: der Sand ist schneeweiss und das Wasser türkisblau… was für ein Anblick! Wir beziehen unser Airbnb Zimmer, welches 5 Minuten vom Strand entfernt, jedoch in der Nähe der Walking Street liegt. Die Walking Street ist quasi die Hauptfussgängerzone der Insel, wo sich die meisten Läden und Restaurants befinden. Koh Lipe ist ziemlich klein und man gelangt innerhalb 20-30 Minuten vom einen zum anderen Ende der Insel. Wir erkunden ein wenig die Gegend und schlendern gemütlich durch die Walking Street. Zudem statten wir einem Tauchcenter einen Besuch ab, um uns etwas über die Unterwasserwelt und die Tauchangebote zu informieren. Wir freuen uns, dass wir für den nächsten Tag einen Tauch-Trip organisieren können!
Am nächsten Morgen frühstücken wir in einem Beizli direkt am Strand. Dabei fällt uns auf, dass es heute ziemlich windig ist! Mal schauen, wie das dann für uns wird, wenn wir am Nachmittag mit dem Boot zu den Tauchplätzen fahren. Es könnte also etwas schauklig werden…. vorsichtshalber schluckt Sändy ein Motillium, bevor es losgeht. Die Pura Vida Divers sind sehr symphytische Leute und zusammen mit unserem Tauchguide und einigen wenigen anderen Tauchern starten wir den Trip. Es ist tatsächlich eine schauklige Fahrt, aber es geht. Unten im Wasser angekommen vergessen wir schnell alles andere und konzentrieren uns voll auf die Unterwasserwelt. Zuerst tauchen wir über eine Sandbank, die auf den ersten Blick recht öde erscheint, beim genaueren Hinschauen jedoch auch voller Leben ist. Schon nach ca. 2 Minuten erscheint ein Adlerroche, der aber sogleich auch schon wieder verschwindet. Sofia, unsere Tauchleiterin, zeigt uns darauf bei einem kleinen Korallenblock im Sand winzig kleine Shrimps – definitiv ein nicht alltäglicher Anblick. Danach tauchen wir weiter zum Riff. Auf halber Strecke staunen wir nicht schlecht, als plötzlich ein riesiger Barrakuda vor uns auftaucht! Er ist geschätzt 1 Meter gross und seine spitzen Zähne ragen links und rechts aus dem Mund – er ist aber ganz ruhig und schwimmt kurze Zeit später selig weiter. Auch beim zweiten Tauchgang entdecken wir einige interessante Meeresbewohner: was sonst auf der Insel vor allem auf dem Teller landet, sehen wir hier unten farbig und lebendig: Langusten! Ganze vier Stück können wir erkennen. Ihre weissen langen Antennen, die jeweils aus den kleinen Korallenhöhlen hinausschauen, verraten die Position der orange-roten Tierchen.
Beim anschliessenden Deko-Bier in der Tauchbasis schreiben wir unsere Logbücher und lernen die anderen Taucher etwas besser kennen. Mit einem anderen Schweizer verstehen wir uns auf Anhieb sehr gut, sodass wir danach auch noch zusammen essen gehen. Die Tauchguides empfehlen uns das beste Thai Restaurant der Insel und so ist klar, dass wir dorthin wollen. Es gibt ein sehr leckeres Massaman Curry und wir lassen den Abend mit kühlen Getränken und guten Gesprächen ausklingen.
Unseren letzten Tag auf Koh Lipe verbringen wir mit einem Chill-Strandtag. Wir lesen ein wenig, hören Podcasts und saugen die schöne Aussicht und Atmosphäre der Insel ein. In der Walking Street gönnt sich Benji die letzte Thai Massage und Sändy lässt sich eine Manicure machen. Am Abend besuchen wir ein italienisches Strand-Restaurant, wo es für uns eine gute kulinarische Abwechslung gibt.
Wir reisen wieder zurück an die Küste, dieses Mal aber an die Westküste zur Andamansee nach Khao Lak. Die Andamansee ist berühmt für ihre ausserordentlich guten Tauchreviere, besonders bei den kleineren vorgelagerten Inseln. Auch wir möchten gerne einmal wieder so richtig in die Unterwasserwelt eintauchen und können einen Tauchausflug zum nahegelegenen Riff für den nächsten Tag organisieren. Bis dahin erkunden wir mit dem Roller ein wenig die Küste, die am 26. Dezember 2004 leider komplett vom Tsunami verwüstet wurde. Danach musste sämtliche Infrastruktur wieder neu aufgebaut werden. Heute erinnern diverse Tsunami Gedenkstätten und Museen an dieses schlimme Ereignis.
Frühmorgens stehen wir auf und freuen uns, dass wir nun nach 2 Jahren wieder einmal tauchen gehen können. Mit einem Longtail Boat fahren wir rund 20 Minuten südlich der Küste entlang, bis wir beim Riff ankommen. Das Riff ist gut intakt und wir sehen während unserer zwei Tauchgänge viele bunte Fische, einen riesigen Baby-Barrakuda Schwarm, Muränen, Nemos und sogar ziemlich grosse Schnecken, die in den grellsten Farben leuchten. Mit uns auf dem Tauchboot sind nur 4 andere Taucher, die alle den Open Water Kurs machen. Wir staunen nicht schlecht, als 2 davon nach dem ersten Tauchgang Forfait geben und ein dritter sich übergeben muss. Ups! Für uns ist es dagegen ein super entspannter Wiedereinstieg ins Tauchen.
Noch am selben Tag reisen wir weiter nach Phuket, da bereits das nächste Abendteuer auf uns wartet: wir gehen für 6 Tage auf einen Segeltörn! Der Plan ist es, mit einem 48 Fuss grossen Katamaran die Inselwelt vor Phuket zu erkunden. Zusammen mit 6 anderen Leuten begeben wir uns auf See. Mit an Bord ist die dreiköpfige thailändische Crew, bestehend aus dem Captain (Suni), seiner Frau die Köchin (Milk), und einem weiteren Helfer (Pak). In Thailand gibt es die Regel, dass alle Boote von einem lokalen Captain geführt sein müssen. Wir verstehen uns mit allen auf Anhieb sehr gut, worüber wir sehr froh sind, da wir nun einige Zeit auf sehr engem Raum sein werden.
Kaum sind wir an Board, wird uns eine kleine Kabine mit geteiltem Bad zugeteilt und bereits nach einer kurzen Sicherheitseinführung verlassen wir die Bucht von Phuket. Suni der Captain informiert uns, dass es heute starken Wind mit viel Wellengang hat und händigt zugleich die ersten Tabletten gegen Seekrankheit aus. Da dies nicht unser erster Segeltörn ist, freuen wir uns umso mehr, als die ersten Böen uns erfassen und sich die Segel strafen. Wie angekündigt, kommen uns sogleich die ersten hohen Wellen entgegen und eine schaukelnde Fahrt zu einer nahegelegenen Insel vor Phuket beginnt.
Kaum angekommen, springen wir begeistert in Wasser und bestaunen die Korallenriffe in der kleinen Bucht um uns herum. Milk, die Köchin, hat zwischenzeitlich ein Festmahl zubereitet, welches auf dem grossen Tisch präsentiert wird und wir essen gemeinsam. Die etwas schüchterne und immer fröhliche Milk wird natürlich mit einem freudigen Applaus gefeiert, bevor wir uns über die vielen verschiedenen Speisen her machen. Selbstredend, dass dies zu unserem Ritual wird und uns Milk wohl die nächsten Tage mästen wird. Auch an die vegetarischen Speisen wurde gedacht, denn neben den grossen Platten mit vorwiegend Seafood und Fleisch, werden separate kleine Platten für den Vegi auf dem Schiff zubereitet.
Gleich nach dem Mittagessen fahren wir weiter, denn unser Plan ist es, bis nach Ko Phi Phi zu fahren, wo wir in der riesigen Bucht übernachten werden. Die 3 stündige Fahrt vergeht wie im Flug und die heutige Spitzengeschwindigkeit von 7,5 Knoten erreichen wir relativ rasch bei Wind von teilweise bis zu 30 Knoten. Die gute Reisegeschwindigkeit hält uns aber nicht davon ab, zu angeln. Wir ziehen über die ganze Strecke zwei Schleppleinen hinter uns her, bis wir den ersten kleinen Ruck an der Rute erkennen und der ersten Thunfisch an Deck ziehen. Nur ca. 40cm misst der Fisch und wird, noch bevor wir ein Foto machen können, von Milk in der Küche verarbeitet. Nachdem wir auf Ko Phi Phi angekommen sind und unser Schiff in der Bucht vor Anker liegt, fährt uns Pak mit dem Dingi auf die Insel. Dort erkunden wir für 1,5h die kleinen Gassen mit den vielen Geschäften und Strandbars. Zurück an Bord erwartet uns bereits der Thunfisch, welcher in kleine rohe Sushi-Scheiben geschnitten inmitten von vielen Platten voller Thaiessen präsentiert ist. Wow, was für ein Start und was für ein kulinarischer Höhenflug!
Die erste Nacht überstehen wir trotz etwas Wellengang sehr gut und beginnen den Tag mit einem kleinen Spaziergang auf einen Aussichtspunkt auf Ko Phi Phi. Pak ist sichtlich nicht begeistert, dass wir am Vorabend beschlossen haben, bereits um 6 Uhr zu starten, damit wir der Sonnen und den Touristen etwas aus dem Weg gehen können, und so trottet er etwas unmotiviert vor uns her. Wir laufen quer durch das ganze Dorf, welches sich langsam aus der Nachtstarre befreit, bis wir am Treppenaufgang ankommen. Ab hier stellen wir uns den fast 400 Stufen und dürfen natürlich ganz oben angekommen noch unser Portemonnaie leeren, damit wir überhaupt auf den Aussichtspunkt gehen dürfen. Die Aussicht im Morgenrot ist super! Wir sehen die grosse Bucht mit unserem Katamaran und den kleinen Landstreifen, den wir zuvor durchquert haben, der auf der anderen Seite bereits an die nächste Bucht angrenzt. Wir lassen die Aussicht auf uns wirken und beobachten die aufsteigenden Leute sowie die lustige Yogatruppe neben uns, bis wir uns wieder an den Abstieg über die Treppe machen. Pak führt uns wieder zurück zum Bootsanleger, wo wir ihn aber plötzlich nicht mehr sehen können. Wir warten 15 Minuten neben unserem kleinen Boot und denken uns schon, ob wir ihn suchen müssen, da niemand von uns bemerkt hat, dass er verlorengegangen ist. Doch dann erscheint er irgendeinmal doch mit einem Karren voller Eis und Essen! Pak spricht leider nur Thai und ist daher kommunikativ etwas verhalten unterwegs. So hat er es auch nicht für nötig gehalten uns zu informieren, dass er nun noch kurz einen Shoppingtrip macht😊
Die Überfahrt von Ko Phi Phi nach Ko Lanta dauert beinahe 4 Stunden. Da sich mittlerweile das Meer etwas beruhigt hat, hält sich das Schaukeln im Gegensatz zum Vortag in Grenzen und wir geniessen alle die Weite des Meeres, die Inseln, die in der Ferne zu sehen sind und die leichte Brise auf der Haut. In Ko Lanta angekommen haben wir nach einer kurzen Erfrischung im Wasser bereits den nächsten Programmpunkt auf der Liste. Ausgerüstet mit Wasser, Sonnenschutz, «Wanderflipflops» und viel Sonnencrem führt uns unser Wander-Guide und Kommunikationsexperte Pak zu einem Wasserfall. Die stündige Wanderung führt uns entlang und zwischenzeitlich auch durch einen kleinen Bach, der viele Fische und unzählige andere Tiere beherbergt. Der Bach fliesst durch den üppigen Tropenwald und so müssen wir uns immer wieder ducken, klettern, springen und mehr. Bald erreichen wir den kleinen Wasserfall, der wegen der Trockenzeit jedoch kaum Wasser führt und auch nicht besonders spannend ist. Wir entscheiden uns als Gruppe, dass wohl bei dieser Wanderung der Weg das Ziel war und amüsieren uns ab dem kleinen Wasserloch, welches nicht wirklich einladend zum Baden erscheint. Da es aber unwahrscheinlich heiss ist und wir uns den Weg hierhin erschwizt haben, wird natürlich gebadet! Also das heisst, aus der Gruppe traut sich nur einer.
Damit Milk auch einen freien Abend geniessen kann, steht für heute ein Abendessen am Strand in einem kleinen Restaurant an. Das Restaurant ist mit Lichterketten dekoriert und die Tische stehen direkt im Sand, so dass man während dem Essen mit den Füssen im Puderzucker-Sand spielen kann. Das Essen ist okay, aber kommt bei Weitem nicht an die Kochkünste unserer Köchin heran und die Gruppe befindet einstimmig, dass das Bootsessen wohl eines der besten aus ganz Thailand ist. Der lustige Abend findet seinen Höhepunkt bei der Fireshow in der nächsten Bar. Luke (ein Engländer) hat einen Riesenspass an der Show und lässt sich vom Spektakel mitreissen, wogegen Alex (ein Deutscher) sich wenig beindruckt zeigt, als der thailändische Firemaster seine Künste direkt vor dessen Gesicht zelebriert. Ein gelungener Abend mit Bier, Cocktails und Feuer geht zu Ende als wir uns einen kleinen Schlummertrunk zurück auf unserem Schiff gönnen.
Früh müssen wir aufstehen, da wir unbedingt vor dem Touristenansturm auf Ko Muk sein wollen. Suni steuert auf die Insel zu und zeigt auf einen kleinen Höhleneingang, der zum Emerald Cave führt. Jetz schnell Flossen an, Taschenlampe unterklemmen und ins Wasser springen, da aus der Ferne bereits die ersten grossen Ausflugsschiffe auszumachen sind. Der zuvor kleine Höhleneingang ist in Wirklichkeit viel grösser als gedacht. Wir schwimmen gemeinsam hinter Luke her, der die Taschenlampe bedienen soll, aber immer wieder mit Schwimmen und Leuchten unkoordiniert versucht Epileptische Anfälle auszulösen. Die 25m durch den Tunnel sind aber schnell hinter uns gebracht und so erscheint bereits nach kurzer Zeit der Ausgang. Erst nur ein kleiner Lichtpunkt, dann sehen wir einen Strand und dahinter zeigen sich erste Bäume. Der Anblick, den wir nun haben ist unvergesslich. Rund um uns herum ragen steile Felswände hinauf und überall krallen sich Bäume und Blumen an den Felsen fest. Die versteckte Bucht ist komplett eingekesselt und erhält auch nur wenige Stunden Sonnen, da die Felswände so hoch sind. Das Echo der Gespräche ist überall zu hören. Da die Sonne uns noch nicht erreicht hat, ist es eher kühl und die wenigen Touristen, die bereits hier sind, erstarren alle bei dem Anblick, der sich hier zeigt. Ehrfürchtig lassen alle die Stimmen gesenkt und Gespräche werden eher geflüstert als gesprochen. Die Ruhe wird aber nach 15 Minuten langsam unterbrochen. Aus der Höhle werden Gespräche und Schreie immer lauter, bis die ersten orangen Monster zu sehen sind. Der Massentourismus ist nun angekommen. Duzende, schwimmwestentragende Gruppen strömen aus dem Tunnel an den Strand. Guides bringen grosse Kisten mit all den Smartphons und Kameras hinein und die Meute beginnt umgehend damit, alles abzulichten, was um uns herum ist. Damit hatten wir nicht gerechnet und versuchen so schnell als möglich zu fliehen, denn wir hatten unseren Moment der Stille und Besinnlichkeit und können daher gerne den anderen den Trubel überlassen.
Weiter geht es zu einer weiteren Insel namens Koh Rok. Es ist eine unbewohnte Insel, die zum Nationalpark erklärt wurde und tagsüber Touristen empfängt. Sie ist berühmt für weisse Sandstrände und ist ein super Schnorchelgebiet. Unser Katamaran ankert vor dem Korallenriff und wir bewaffnen uns sofort mit Schnorchel und Taucherbrille und springen ins Wasser. Die Fischvielfalt ist immens und die Hartkorallen gut intakt. Wir entdecken viele Clownfische, Muränen, Riesenmuscheln in allen Farben und etliche andere Schwarmfische. Seit Mango Bay ist das hier einer der schönsten Schnorchel-Spots! Man muss dabei jedoch sehr aufpassen, dass man sich nicht verbrennt: die Sonne ist extrem stark und tückisch, wenn man im Wasser ist. Ende Nachmittag verschieben wir unser Boot noch etwas näher zum Strand, wo wir für die Nacht ankern und machen uns bereit, um an den Strand zu gehen. Heute Abend ist nämlich ein Strand-BBQ angesagt! Als wir dort ankommen, hat unsere Crew bereits einen wunderbaren Tisch gedeckt und der Grill läuft schon heiss. Wir werden mit frischem Fisch, Curries und Früchten versorgt und haben eine gute Zeit zusammen auf festem Boden. Es gibt das eine oder andere Singha Bierchen und die Franzosen packen ihren Rosé Wein aus, sodass es ein sehr gelungener Abend wird.
Am nächsten Tag wartet bereits das nächste Highlight auf uns: wir segeln zu der kleinen und ziemlich abgelegenen Inselgruppe namens Koh Ha Jai, welche aus 5 kleinen Kalkssteininselchen besteht, die einsam aus dem Wasser ragen. Wir haben Glück und ausser uns gibt es kaum andere Ausflugsboote. So können wir die Gegend fast alleine erschnorcheln und staunen nicht schlecht, welche Vielfalt wir unter Wasser vorfinden. Besonders fasziniert sind wir, als wir um einen Kalksteinfelsen herum schnorcheln: von der Klippe aus fällt die Korallenwand steil in die Tiefe hinunter und wir haben gleichzeitig einen super Blick auf die üppigen Korallen, können aber gleichzeitig auch das Blauwasser im Auge behalten. Es könnte ja sein, dass ein grosser Fisch vorbeischwimmt. Tatsächlich erblicken wir dort einen riesigen Kugelfisch, der fast einen Meter gross ist (also Augenabstand 😉). Später entdecken wir auch noch drei Zackenbarsche, die gemütlich auf einer Koralle ein Mittagsschläfchen abhalten. Wir gehen kurz aus dem Wasser, um zu Mittag zu essen, cremen uns neu ein und gehen noch ein zweites Mal ins Wasser. Wir sind wirklich begeistert von diesem Ort und er zählt für uns zu unseren persönlichen Unterwasser-Highlights. Leider haben wir keine Go-Pro Kamera dabei, um die Unterwasserwelt auch bildlich festzuhalten. Stattdessen speichern wir alles in unseren Köpfen ab, in der Hoffnung, dass wir uns noch lange an die Bilder zurückerinnern können. Dafür hat Benji jedoch seine Drohne dabei und er macht noch einen Flug damit, um diese Inselgruppe aus der Vogelperspektive festzuhalten.
Gegen Ende Nachmittag machen wir uns auf Richtung ‘The Beach’ auf Koh Phi Phi Le. Die Maya Bay, ein Strand eingebettet in eine tolle Kalksteinkulisse, wurde durch den Film von Leonardo DiCaprio im Jahr 2000 weltberühmt und ist seither einer der meistbesuchtesten Orte in Thailand. Die zwei Jahrzehnte unkontrollierter Massentourismus haben die Bucht leider sehr negativ geprägt und das über sowie auch unter Wasser. Es kam soweit, dass der Strand Ende 2018 geschlossen werden musste. Die Schwarzspitzenriffhaie, welche die Bucht als Brutstätte benutzt hatten, waren grössenteils verschwunden und die Maya Bay war verschmutzt. Die Regierung hat deswegen beschlossen, den Ort für 4 Monate zu schliessen. Durch oder besser dank Corona wurde aus diesen 4 Monaten dann fast 4 Jahre. Heute ist die Maya Bay wieder geöffnet. Es gibt jedoch festgelegte Öffnungszeiten von 7 Uhr bis 17 Uhr und die Boote müssen an einem Steg und nicht mehr willkürlich am Strand anlegen. Dort bezahlen die Touristen 400 Baht (ca. 12 Franken) Nationalparkgebühr und werden über eine Art Steg geleitet, um zum Strand zu gelangen. Das Schwimmen ist verboten und man darf nur bis zu den Knien ins Wasser, um die Bucht zu bestaunen. Die Anstrengungen scheinen sich tatsächlich gelohnt zu haben: als wir nämlich am nächsten Morgen als erste zum «Beach» gelangen, entdecken wir zahlreiche Baby-Haie, die im seichten Gewässer gemütlich ihre Runden ziehen. Es ist schön zu sehen, dass diese Meeresbewohner wieder zurück sind und sich die Massnahmen zu lohnen scheinen!
Es geht zurück aufs Segelboot und wir begeben uns auf eine der letzten Destinationen auf unserem Segeltrip: Raja Island. Die Insel befindet sich in der Nähe von Phuket und wir planen, dort zu übernachten, damit wir am nächsten Tag nicht eine allzu lange Fahrt zu unserem Ursprungshafen haben. Wir lassen den Tag bei Sonnenuntergang mit SUPlen und Kajaknen ausklingen. Als gemeinsame Segeltruppe verbringen wir einen letzten schönen Abend zusammen mit Essen, Spielen und Lachen. Alle sind sich einig, dass dieser Segeltörn ein wunderbares Erlebnis ist!
Nach einigen Inseltagen geht die Reise nun weiter zum Khao Sok Nationalpark. Wir buchen eine Fähre von Koh Samui nach Donsak, die um 6 Uhr losfährt und uns dann direkt mit dem Bus zum Nationalpark bringt. Um 5:20 Uhr sollte uns unser Taxi abholen, um zum Fährhafen zu gelangen… genau, es sollte. Denn um 5:35 Uhr ist immer noch kein Taxi in Sicht und wir werden ziemlich nervös. Wir können zum Glück einen Mitarbeiter überreden, dass er Sändy schon mal zum Hafen bringt, damit sie einchecken kann und in der Zwischenzeit sollte ein anderes Taxi Benji abholen. Sändy Check-in klappt zum Glück problemlos, obschon wir im Nachhinein auf dem Ticket lesen, dass man eigentlich mind. 60 Minuten vorher dort sein soll, ups! Ungeduldig wartet Sändy währenddessen beim Pier und zählt die Minuten bis zur Abfahrt… noch 10… 8… 6… 5 Minuten… und siehe da, 4 Minuten vor Abfahrt rast Benji in Hochtempo mit seinem Taxi heran und wir schaffen es gerade noch rechtzeitig auf die Fähre. Bhu! Das war nervenaufreibend. Das nächste Mal planen wir wieder mehr Zeit ein. Wir waren bisher immer sehr verwöhnt mit unseren Transporten und die Thais waren immer überpünktlich.
Pünktlich erreichen wir um 12 Uhr unsere nächste Destination: den Khao Sok Nationalpark. Dieser Park liegt quasi in der Mitte der Landmasse nordöstlich von Phuket und das Gebiet wurde 1980 zum Schutzgebiet erklärt. Der Regenwald hier gehört zu den ältesten der Welt und hat eine extrem hohe Biodiversität. Es gibt ungefähr noch 200 wildlebende Asiatische Elefanten, mehr als 300 Vogelarten und es hat sogar Tiger und Leoparden. Auch die Pflanzenwelt hat einiges zu bieten, es gibt hier z.B. die grösste Blume der Welt, die sogenannte Rafflesia, die einen Durchmesser von bis zu 90cm hat und bis zu 7kg wiegen kann. Wir sind gespannt, was wir alles entdecken werden!
Am Nachmittag wartet ein Highlight auf uns: wir werden eine Elefanten Auffangstation besuchen! Im Vorfeld haben wir bereits länger recherchiert und waren hin- und hergerissen, ob wir eine solche Station besuchen sollen oder nicht. Viele dieser sogenannten «Sactuaries» bieten Elefantenreiten oder -baden an und sind ethisch umstritten. Die Khao Sok Elephant Sanctuary hat nur 2 Elefanten und sie bieten keine der beiden Aktivitäten mehr an. Besucher:innen können an einem Care Programm teilnehmen, das heisst, dass man für die Elefanten Essen zubereitet und mit ihnen auf einen Spaziergang gehen kann. Da wir uns hier in natürlichen Lebensraum der Elefanen befinden und diese Auffangstation einen guten Eindruck macht, entscheiden wir uns, an einem solchen Care Programm teilzunehmen. Schon von weiten können wir in der Ferne die beiden grossen Riesen ausmachen und Benjamin (Blümchen) fühlt sich sofort heimisch 😉 Die beiden Elefanten sind beide weiblich und über 40 Jahre alt; Maruay und Wassana. Die eine wurde einer Holzfällerfirma abgekauft, da sie dort ausgedient hatte, und die andere stammt aus einer Showfirma in Phuket. Letzterer Elefant wurde früher sehr oft zum Baden mit Touristen gezwungen und geht mittlerweile kaum mehr ins Wasser. Sie ist nun erst seit einem Jahr da, weil sie den Job quasi wegen Corona verloren hat (wohl zum Glück!) und war extrem abgemagert (mittlerweile ist sie 4x so schwer wie damals!).
Zuerst füttern wir die beiden mit Zuckerrohr, Bambus und Bananen. Es ist lustig, wie die Elefanten das Essen mit ihren Rüsseln ergreifen oder zum Teil ‘ansaugen’, und es dann in ihr grosses Maul schieben. Die Zunge ist übrigens riesig! Die Zähne sind viel weiter hinten im Maul, so dass wir uns keine Sorgen machen müssen. Danach gehen wir zum Visitor Center und bereiten «Power Balls» zu. Aus einer Mischung aus Bananen, Reis, Kraftfutter und Melasse stampfen wir einen Brei und formen ihn anschliessend zu Kugeln. Elefanten essen bis zu 300 kg Nahrung am Tag und haben entsprechend immer Hunger! Sie schlafen auch nur 4h, weil sie die anderen 16 Stunden essen. Eigentlich noch so symphytisch 😉. Zusammen mit den Elefanten machen wir einen Spaziergang durch ihr Areal, welches 3 Hektaren gross ist, und füttern ihnen anschliessend die Power Balls, die sie im Nu verspeisen. Gemütlich laufen wir zurück zum Visitor Center und wir können die Guides noch mit unseren Fragen löchern. Es ist ein sehr eindrückliches Erlebnis, das wir noch lange in Erinnerung behalten werden!
Am Tag darauf gehen wir auf eine Tagestour zum nahegelegenen Ratchaprapha See, der ebenfalls im Nationalpark liegt. Es ist ein immens grosser Stausee, der 1982 durch einen Staudamm durch den König beauftragt wurde. Rund 350 Familien mussten umgesiedelt werden, dafür konnte seither Hydroenergie gewonnen werden und die Region kann vom Tourismus profitieren. Zudem dient der Damm zur Eindämmung von Fluten für die ganze Ostküste. In einem Longtail Boat befahren wir den See und bestaunen die sehr eindrücklichen Kalkfelsen, die komplett vom Dschungel überwuchert sind und teilweise wie Pilze aus dem Wasser ragen. Die Gegend erinnert uns an die Halong Bay oder Ninh Bin aus Vietnam!
An einer abgelegenen Stelle halten wir an und besichtigen eine Karststeinhöhle. Mit Taschenlampen ausgerüstet gehen wir in die Höhle hinein und begeben uns auf die Suche nach Schlangen, Fledermäusen und Spinnen. Letztere beiden finden wir sogar. Die Spinnen entdeckten wir in der Höhle relativ schnell, weil ihre Augen im Dunkeln wie Diamanten leuchten, wenn man sie mit der Taschenlampe anleuchtet. Besonders der Blick am Schluss aus der Höhle hinaus ist sehr eindrücklich: durch die Stalaktiten und Stalagmiten hindurch sehen wir draussen den See mit dem Dschungel – ein faszinierender Anblick!
Nach einer weiteren Bootsfahrt geht’s auf zu einem kurzen Dschungel-Trekking. Ein Rundweg führt unsere Gruppe in den Dschungel hinein und wir erleben Regenwald pur: Lianen, riesige Bäume, Palmen und die feuchte Hitze – wir kommen ziemlich ins Schwitzen.
Der letzte Stopp befindet sich bei den sogenannten Floating Bungalows, eine Plattform mit schwimmenden Hütten und einem Restaurant, wo wir etwas essen und den Nachmittag beim Baden im See ausklingen lassen.
Der nächste Tag beginnt etwas früher als sonst, denn heute wollen wir mit einem Guide die sogenannte Rafflesia Blume finden! Sie ist die grösste Blume der Welt und äusserst selten, soll aber hier an einer Stelle im Nationalpark zu finden sein. Mit Wasser bewaffnet erklimmen wir den Dschungelberg und es geht ca. 2h ganz im ‘Harder Style’ den Berg hinauf. Der einzige Unterschied zum Harder ist jedoch, dass es 34°C ist und wir ziemlich oft über grosse Wurzeln oder Lianen klettern. Da uns jedoch alle vor diesem steilen Anstieg gewarnt haben, sind wir bereits darauf eingestellt und können es kaum erwarten, die Blume zu finden. Tatsächlich haben wir gerade Glück und finden 2 Rafflesias, die gerade zu blühen beginnen und ca. einen Durchmesser von 60cm haben. Der Guide nennt die Blume auch ‘Liana Flower’, weil diese Blume tatsächlich auf Lianen wächst, die sich im Boden befinden. Auf einer Fläche von ca. 40m2 können wir etliche Rafflesias finden, die entweder schon verblüht sind oder gerade beginnen, zu wachsen. Es ist sehr spannend, diese spezielle Blume in jedem der einzelnen Wachstumsprozessen zu sehen!
Eigentlich heisst es, dass die Rafflesia massiv nach Verwesung und Abfall stinkt, damit Fliegen angelockt werden und die Blüten bestäuben. Komischer- oder eher glücklicherweise haben diese Exemplare aber gar nicht gerochen. Nach dem Rafflesia-Trekking suchen wir im nahegelegenen Fluss eine Erfrischung und geniessen den Nachmittag bei einem Restaurant, dass direkt bei einem grossen, natürlichen Becken am Fluss liegt. So baden wir, essen etwas und geniessen die Aussicht auf den Fluss und den Dschungel. Der Kaoh Sok Nationalpark gefällt uns wahnsinnig gut! Schade ist dies unser letzter Tag in der Gegend, bevor es weiter in Richtung Westküste geht.
Morgens geht es mit dem Roller in Richtung Pier, um die nächste Fähre von Ko Tao nach Koh Phangan zu erreichen. Die beiden Inseln liegen nahe beieinander, sodass wir bereits von Ko Tao aus unser Ziel sehen können. Mit der Schnellfähre dauert die Überfahr nur ca. 45 Minuten. Da diese aber bereits ausgebucht ist, geht unsere Überfahrt mehr als doppelt so lange, was uns aber in die Karten spielt. Unsere nächste Unterkunft hält nämlich an den Check-In Zeiten strikt fest und so können wir unser Bungalow erst um 1 Uhr beziehen. Da wir nach unserer schäbigen letzten Unterkunft aber eine etwas luxuriösere Variante gewählt haben, können wir uns am riesigen Strand und im grossen Pool vergnügen, bis unser super sauberer Bungalow bereitsteht.
Bereits einige Tage zuvor haben wir mit Freunden aus der Schweiz für die nächsten Tage ein Treffen vereinbart, die zufälligerweise ebenfalls zur gleichen Zeit in Kho Phangan sind. Pascale, Aline und Claude besuchen uns zum Abendessen in unserem Resort, da wir noch keine Zeit gefunden haben, einen Scooter zu organisieren (Pool und Strand hatten eine zu grosse Anziehung 😉). Als wir mit den dreien zusammensitzen, erzählen wir uns Storys und Erlebnisse von unseren Reisen. Claude und Aline sind bereits fast zwei Monate unterwegs, Pascale ist auch zwei Wochen in Thailand und so haben wir uns Einiges zu erzählen. Nach dem gemütlichen Essen stellen wir irgendwann fest, dass die Bedienung bereits alles um unseren Tisch aufgeräumt hat und die Bar bereits geschlossen wurde. Daher suchen wir anderswo noch einen Ort für einen Schlummertruck. Die drei sind mit ihren beiden Rollern zu uns gefahren und bieten uns an, mit ihnen mitzufahren – ganz im Koh Phangan(gnam) Style quetschen wir uns zu fünft au zwei Roller bis zur nächsten Bar. Aus dem Schlummertrunk werden einige Biere und so neigt sich der Abend erst spät dem Ende zu und wir geniessen den Abend sehr!
Am nächsten Tag regnet es ein erstes Mal auf unserer Reise und dies sehr stark. Etwas nass erreichen wir trotzdem das Frühstück und verbringen danach einige gemütliche Stunden mit Lesen im Bungalow und lauschen dem Regen. Unsere Crew vom Vortag bietet uns unterdessen an, dass wir bei ihnen vorbei kommen können, um gemeinsam Spaghetti zu essen. Natürlich lassen wir uns dies nicht entgehen und nutzen eine kurze Regenpause zur Anfahrt. Ein lustiger Nachmittag und Abende mit Spaghetti, Massage und Billard geniessen wir in bester Gesellschaft.
Der Regen lässt leider auch an unserem dritten Tag auf der Insel nicht nach und so nutzen wir immer wieder die kurzen Regenpausen, um die Insel zu erkunden. Weit kommen wir dabei nicht, da etliche Regenschauer uns immer wieder in die Bars ziehen 😉. Dennoch erreichen wir unser Ziel: in einem Yoga Center machen wir bei einer Yin Yoga Session mit, die etwas anders als bislang gewohnten nicht auf Fitness und Schweiss abzielt, sondern die Entspannung und Dehnung zum Ziel hat. Daher ist es auch nicht erstaunlich, dass sich bei der Schlussentspannung jemand zu einem kurzen Nickerchen hinreissen lässt.
Unseren letzten Abend auf Kho Phangan wollen wir mit einem Ausgang abrunden. Die Insel ist für die legendären Vollmondpartys bekannt, die leider vor zwei Wochen gerade stattgefunden hat. Trotzdem gibt es unzählige Partylocations, Bars, Clubs und Beachbars zum Feiern. Uns genügt aber eine Sportbar mit anschliessendem Abendessen in einer Gasse mit Konzerten in Gesellschaft von unserem Begleiter Claude, der sich aus der Frauenrunde ausgeklinkt hat und mit uns um die Häuser zieht.
Koh Samui erreichen wir ebenfalls per Boot, aber diesmal nicht in einer Fähre, sondern im Schnellboot. Die Insel ist wohl die touristisch am besten erschlossenste und so suchen wir uns eine Unterkunft weg von den Touristenstränden in einem etwas abgelegen Ort. Um so schöner ist hier die Ruhe mit den wenigen Gästen im Resort.
Die nächsten beiden Tage verbringen wir mit langen Rollertouren. Die Insel ist deutlich grösser als die beiden vorangegangenen und so sind die Distanzen mit dem ungefederten Roller, der bereits 575’000 Inselkilometer ausweist, etwas belastend für unsere Hintern und Rücken. Wie bereits gewohnt wird daher einmal mehr der Massagesalon aufgesucht und die Strapazen gehören schnell der Vergangenheit an. Mit Yoga am Strand, schönen Kaffees und viel Verkehr bleibt uns die Insel in bester Erinnerung.
Mit dem Zug geht es nun weiter von Hua Hin nach Chumphon, von wo wir tags darauf auf die Inseln im Golf von Thailand weiterreisen möchten. Der Zug fährt auf die Minute pünktlich ab, so wie wir dies bereits gewohnt sind, denn alle Transportmittel, die wir bis anhin genutzt haben, sind pünktlich oder sogar zu früh abgefahren. Daher haben wir uns bereits eine halbe Stunde vor der Abfahrt im kleinen Bahnhof eingefunden, um uns auch mit Snacks für die Weiterreise einzudecken.
Im klimatisierten Zug sind die Plätze streng zugeteilt und die Zugbegleiterinnen ähneln eher Stewardessen im Flugzeug, denn bereits nach 10 Minuten werden uns Reis, Fleisch aus dem Beutel und Snacks auf den kleinen Tisch vor uns gestellt. Mit etwas Verwunderung geben wir unsere Fleischspezialität zurück und erhalten dafür jeweils nochmals mehrere Packungen Güetzis. Mit unserem eigenen Proviant wird dies wohl mehr als genug für die die ca. 4 Stunden Zugfahrt sein und so sitzen wir amüsiert und mit gespanntem Blick in die Landschaft auf unseren grosszügigen Sitzplätzen, während der Zug im gefühlten Schneckentempo in Richtung Süden fährt.
An uns ziehen Kilometer um Kilometer Palmen, Felder und kleine Dörfer vorbei, während wir unsere Weiterreise planen, bis der Zug endlich Chumphon erreicht. Wie immer, wenn ein Transportmittel mit vielen Gästen an einem Ort ankommt, schallen uns umgehend duzende Zurufe von den Thais entgegen: «Taxi, Taxi, Taxi!» Da wir dieses Spektakel bereits kennen, stören wir uns nicht daran und amüsieren uns lieber an den vielen Touristen, die gespannt Verhandlungen mit den Taxifahrern führen und versuchen zu erklären, wo sie nun genau hin müssen. Diesen Stress ersparen wir uns jedoch immer wieder gerne und bestellen stattdessen ein Grab (Asiatisches Uber), welches uns in 50 Minuten direkt an den Pier bringt, wo wir eine gemütliche Unterkunft gebucht haben, die uns begeistert. Nicht nur das super Preis-Leistung Verhältnis und das wahnsinnig gute Abendessen passen hier perfekt, sondern auch der menschenleere, riesige Strand direkt vor dem Hotel, an dem wir einen langen Spaziergang machen, bis sich die Sonne hinter den Hügeln verabschiedet.
Wir können uns fast nicht sattsehen von der schönen Landschaft und deshalb gehen wir auch am nächsten Morgen nochmals auf einen Strandspaziergang, bevor die Reise weitergeht. Auf einmal umringt uns eine kleine Horde Thai Kinder, die uns schon von der Ferne aus zugewunken haben. Die Mutter der Kinder fragt uns, ob sie ein Foto mit uns machen dürfen – da sagen wir natürlich nicht nein, da dies auch für uns eine schöne Erinnerung ist!
Mit der Fähre legen wir nun ab in Richtung Ko Tao, welches die nördlichste und kleinste Insel der Inselgruppe zusammen mit Ko Phangan und Ko Samui ist. Die «Taxi, Taxi» Rufe lassen wir links liegen und begeben uns umgehend zu einem Rollerverleih, denn wir haben hier andere Pläne als uns herumführen zu lassen. Nach mehreren Geschäften finden wir endlich einen Scooter. Die Vermieterin gibt uns an, dass aktuell kaum Fahrzeuge frei sind, da sich so viele Touristen auf der Insel befinden, was uns später noch einige Mal bestätigt wird und so sind wir um so überraschter, dass wir einen nagelneuen Roller von ihr erhalten, der uns in den nächsten Tagen über die Insel fährt.
Unsere Unterkunft liegt direkt am Strand und hält die Versprechen aus Booking leider nicht ganz. Schnell merken wir, dass hier nur das schnelle Geld gesucht wird und alle Angebote von Wäscherei bis zu den Ausflügen werden uns überteuert angeboten. Auch das Zimmer ist alles andere als sauber und einladend und so müssen wir uns mit einem muffeligen Raum mit angrenzendem grusligem Badezimmer begnügen. Dies gehört auch zum Reisen dazu und so machen wir das Beste aus der Situation und halten uns die nächsten Tage vorwiegend am Strand und auf unserem Flitzer auf. Der Strand vor der Unterkunft ist jedoch sehr schön!
Im Zimmer stellen wir fest, dass die Matratze für Benji viel zu kurz ist und fragen deshalb bei der Reception an, ob sie allenfalls auch ein Zimmer mit einem Bett haben, welches geeigneter für Benjis Grösse ist. Sie bietet uns an, dass sie sonst noch eine Matratze bringen könnten. Wir sind nicht sicher, ob das unser Problem lösen wird. Am Abend stellen wir fest, dass sie nun eine Matratze ins Zimmer gebracht haben: sie lag neben unserem Bett und war genau gleich kurz 😀 Anyway…
Insgesamt bleiben wir drei Nächte auf Ko Tao und so haben wir genügend Zeit, um viele Ecken und Strände der Insel zu erkunden. Wie aus dem Ferienprospekt erscheint bereits bei unserem ersten Ausflug zur Shark Bay der Strand wie ein Paradies vor unseren Augen, während wir die Stufen hinab zum Meer steigen. Shark Bay ist, wie der Name bereits sagt, bekannt für die Haie und die grossen Schildkröten, wobei dies wohl fast für alle Strände rund um Ko Tao gilt. Nach einer Stunde Schnorcheln haben wir jedoch noch keines der beiden Meerestiere gefunden und so begnügen wir uns mit den vielen bunten Fischen und Korallen, die wir stattdessen bestaunen können.
Den Nachmittag verbringen wir an einem anderen Strand direkt vor einem Restaurant im Schatten eines Baumes. Auch hier Schnorcheln wir beide Seiten der Bucht ab und entdecken tatsächlich einen Schwarzspitz Riffhai, der im Blauwasser auf uns zu schwimmt und schliesslich abdreht. Eine Begegnung dieser Art ist immer etwas besonderes und rundet die fantastische Unterwasserwelt ab. Zudem haben wir auch vom Restaurant aus direkt am Strand einen kleinen Hai beobachten können, der gemütlich zwischen den Badenden herumgeschwommen ist, ohne dass diese etwas davon mitbekommen haben. Spannend, wenn man darüber nachdenkt, wie oft man selbst wohl bereits Begegnungen dieser Art hatte, ohne dies zu wissen. Den Abend lassen wir im nahegelegenen Tree House Restaurant hoch im Baum oben mit einer überwältigenden Aussicht und gutem Abendessen ausklingen.
Als ob die Erlebnisse aus dem vorangegangenen Tag noch nicht genug sind, beschliessen wir den nördlichsten Strand einen Besuch abzustatten. In den Reiseführern wird dieser als überlaufen angegeben, da die Mango Bay wohl der schönste aller Strände sein soll. Daher starten wir bereits früh morgens, um der Hitze und den Touristen aus dem Weg zu gehen und finden uns bereits vor dem Frühstück auf einer engen Strasse in Mitten des Waldes wieder. Einige Schlaglöcher hier, und etwas ausgewaschene Strassen da, lassen kaum erahnen was danach folgt. Die Strasse wandelt sich nämlich zu einem Wanderweg mit steilen Hängen und Gräben in der Fahrbahn, so dass es einiges an Geschick benötigt, um mit dem Flitzer hier heil durch zu kommen. Bereits nach wenigen Kilometern taucht der Gedanke auf, dass wir hier auch wieder zurück müssen, da es sich um eine Einbahn handelt. Beim Anblick der steilen Strasse und den hunderten Hindernissen in Form von Steinen, Abfall, Wurzeln und Gräben ist dies mit zusätzlichem Schwung um den Hügel zu erklimmen wohl noch schwieriger.
Nun aber erst Mal der Blick nach vorne, denn hoch über dem Meer ist plötzlich die Strasse zu Ende und eine steile Treppe führt hinunter zu einigen Hütten hinab. Auf einmal steht mittendrin eine Thailänderin an einer Barriere, die von uns gerne Geld möchte, damit wir die Treppe nutzen können. Nun, da es wohl wirklich praktischer ist über die Treppe zum Strand zu gelangen als zu klettern, bezahlen wir die Dame gerne und gehen den Weg weiter. Die Hütten stellen sich bald als stillgelegtes Resort heraus und die Treppe endet bei grossen Felsen am Meer und nicht am Strand, denn dieser ist noch etwa 300m zu unserer Rechten. Ein kleines Schild deutet auf den fast versteckten Weg zum Strand, der neben einer der Hütten vorbeiführt. Dahinter stossen wir auf riesige Steine, die aufeinander liegen und uns aus einer Höhe von 15m bis zum Meer führen. Es ist also doch noch Klettern angesagt! Die runden, aber scharf strukturierten Steine zeichnen sich bereits während dem Abstieg an Beinen, Armen und Händen ab und bringen uns zum Schwitzen. Etwa in der Mitte entscheiden wir uns, dass es zu gefährlich ist, um weiterzugehen und so klettern wir von hier aus auf eine flachen Felsen am Meer. Wir staunen nicht schlecht, dass der Strand menschenleer ist! Schnell hüpfen wir ins Wasser, um uns abzukühlen, und gehen schnorcheln. Wir sind sehr positiv überrascht von der grossen Vielfalt an Fischen und finden wunderschöne Korallen vor – die Anstrengung hat sich also doch gelohnt! Natürlich besuchen wir den wunderschönen Strand über den Wasserweg später auch noch und bestaunen auf dem Weg dahin die fantastische Unterwasserwelt mit vielen Korallen und bunten Fischen wie in einem Aquarium. Am Strand finden wir uns an einem schattigen Plätzchen wieder und geniessen den Ausblick auf «unseren» Strand, denn ausser uns ist hier mittlerweile nur noch ein weiterer Schnorchler, der ebenfalls den beschwerlichen Weg auf sich genommen hat. Über den Aufstieg und die Rückfahrt gibt es wohl nur zu sagen, dass sowohl vor Hitze, Anstrengung und Nervenkitzel so ziemlich alles Wasser ausgeschwitzt wurde, was wir dabei hatten. All die Strapazen, um zur Mango Bay zu gelangen, haben sich jedoch ausbezahlt, denn ein Erlebnis dieser Art mit den wohl schönsten Korallen der Insel und einem so paradiesischen Strand bleibt lange in Erinnerung, was wohl auf dem Wasserweg mit einem Ausflugsboot nur halb so abenteuerlich ausgefallen wäre.
Den Süden von Vietnam können wir leider nur noch punktuell bereisen, da unser Visa auf dreissig Tage begrenzt ist. So beschliessen wir per Flugzeug von Da Nang nach Ho Chi Minh City zu fliegen und dort einige Nächte zu bleiben. Bereits beim Anflug werden die Dimensionen von HCMC sichtbar. Die Stadt ist enorm gross und weitläufig. Ihr Zentrum besteht aus mehreren Distrikten mit riesigen Hochhäusern und dennoch ist die Kultur Vietnams an jeder Ecke zu finden. Neben modernen Läden und Markengeschäften finden wir immer wieder typisch vietnamesische Küchen und Imbissstände sowie viele lokale Märkte. Besonders angetan sind wir vom Café Apartment, einem mehrstöckigen Haus indem sich insgesamt 40 Cafés mit gemütlichen und klimatisierten Räumen Gäste anziehen. Eine willkommen Abkühlung, denn die Temperaturen hier im Süden sind sehr hoch. Gleichzeitig widerspiegelt das Gebäude Vietnams Kaffeekultur, denn die ist wirklich sehr ausgeprägt und sehr zu empfehlen.
Neben vielen Gebäuden im Kolonialstil gehört hier vor allem das Kriegsmuseum zur Touristenattraktion. Hier werden auf mehreren Etagen duzende Bilder zu den Geschehnissen in zeitlicher Reihenfolge gezeigt. Zudem sind auch spezifische Ausstellungen zu einzelnen Themen, wie der Friedensbewegung in Amerika oder dem Einsatz von Agent Orange, zu sehen. Zu den in Hué studierten Ereignisse erhalten wir hier den bildlichen Eindruck, was uns teilweise sehr berührt und doch etwas überfordert.
Auch viele Ausstellungsstücke wie Gewehre, Munition, Bomben oder Fahrzeuge aller Art können die Besucher hier in einem Rundgang besichtigen. Man kann sich kaum vorstellen, dass der Panzer oder die Bombe vor der man steht vor kurzem hier zum Einsatz gekommen ist. Eine separate Attraktion ist in angrenzenden Containern aufgebaut worden. Hier wird sehr realistisch gezeigt, wie Gefangenenlager funktionierten und wie diese ausgesehen haben. Eindrücklich ist auch die angebrachte Karte, die zeigt, wie viele solcher Horrororte in ganz Südvietnam errichtet worden sind, unter anderem auf der Insel Phu Quock, die wir als nächstes bereisen.
Nach den vielen Eindrücken vom Nachmittag versuchen wir den Kopf über den Wolken wieder etwas frei zu kriegen und besuchen die höchstgelegene Bar der Stadt im Finanzgebäude. Ein riesiger Turm mit Helikopterlandeplatz und über 60 Etagen. Die Aussicht ist einmalig. In der Dämmerung ist rund um uns ein riesiges Häusermeer zu sehen, welches nach und nach in ein gigantisches Lichtermeer übergeht.
Für den nächsten Tag ist eine Tour in das Mekongdelta geplant. Mit dem Bus geht es direkt ab dem Hotel aus der Stadt, bis wir bei einem der riesigen Flussläufe des Mekongs angelangen. Der Fluss entspringt in China und durchquert Myanmar, Thailand, Laos, Kambodscha und endet in Vietnam. Hier teilt er sich in mehrere Läufe auf und fliesst ins Meer. Die dunkelbraunen Wassermassen werden von sehr vielen Booten befahren und an den Ufern sind schwimmende Häuser mit darunterliegenden Fischzuchten. Auch wir geniessen eine kurze Bootsfahrt bis wir in kleinere Ruderboote umsteigen um durch die engen Kanäle zu einer Bienenfarm sowie zu einer Süssigkeitenfabrik zu gelangen. Hier wird aus Kokosnussfleisch und Zucker die traditionellen Bonbons in verschiedenen Geschmacksrichtungen gemacht. Natürlich alles von Hand und unter sehr bescheidenen Verhältnissen. Danach gehts auf die Velotour durch Reisfelder.
Unsere letzten Tage in Vietnam wollen wir auf der Insel Phu Quoc verbringen. Von mehreren Reisenden haben wir gehört, dass sich ein Besuch lohnen soll und die Strände wunderschön sein sollen. Ab Ho Cho Minh fliegen wir lediglich eine Stunde ganz in den Süden direkt an die Grenze zu Kambodscha auf die vorgelagerte Insel. Unser Resort ist etwas Abseits von den riesigen Hotelanlagen gelegen und hat nur wenige Bungalows. Von der Rezeption können wir bereits quer durch den Garten den grossen Pool sehen und direkt dahinter schimmert das Meer durch die Palmen. Wir freuen uns auf einige gemütliche Tage am Strand und geniessen die schöne Aussicht, das Bier und das leckere Essen in vollen Zügen.
Zwei Tage können wir uns kaum von dem kleinen aber wunderschönen Strand lösen und so kommen wir erst an unserem dritten Tag dazu, die Insel mit dem Roller zu erkunden. Mit dem gemieteten Roller fahren wir von unserem Resort in den Süden und besuchen unterwegs eine Perlenfarm, wo die Perlen direkt vor Ort gezüchtet, verarbeitet und verkauft werden. Zudem werden aus uralten Muscheln durch Feinstarbeit Kunstwerke gemeisselt.
Auf der Tour fällt uns auf, dass viele Strände und Strassen ziemlich stark von Plastik verschmutzt sind. Dies ist uns auch schon vorher in anderen Teilen des Landes aufgefallen. Vietnam steht punkto Umweltschutz noch in der Kinderschuhen. Das Land und die Leute werden noch einige Herausforderungen diesbezüglich zu meistern haben und ein Umdenken wird hoffentlich bald stattfinden. Doch aufgrund Vietnams langer Kriegsgeschichte ist es irgendwo auch verständlich, dass das Land den Fokus vorerst aufs Wachstum gesetzt hat…
Im Süden befindet sich eines der zuvor in HCMC gesehenen Gefängnisse. Kostenlos betreten wir die Anlage, welche von mehreren hohen und mit Stacheldraht versehenen Zäune umgeben ist. Dahinter stehen 18 Baracken dicht nebeneinander und dennoch mit Zäunen voneinander getrennt. Auf dem Hof befinden sich einige Folterkäfige, die nur etwa 40cm hoch sind und darin liegen menschliche Puppen. Die Sonne brennt auf uns herab und es ist enorm heiss. Kaum zu denken, wie sich hier einst Szenen wie die dargestellte Situation zutrugen. Auch in den Baracken befinden sich überall Puppen, die die Lebensumstände an diesem Ort versuchen darzustellen.
Wir setzen die Fahrt Richtung Norden fort und kommen nach einer langen Fahrt entlang dem Meer an unseren nächsten Halt. Hier wollen wir eigentlich eine Pfefferplantage besichtigen, denn der Pfeffer, den wir in Südvietnam bislang gegessen haben, schmeckte uns sehr und nun wollen wir etwas über dessen Produktion erfahren. Doch leider kommt alles anders als gedacht. Erstmals auf unserer Reise stehen wir vor einer verschlossenen Türe wegen des Coronavirus. Bislang haben wir uns einigen Kontrollen, wie etwa bei Restaurantbesuchen eine Fiebermessung, unterziehen müssen, aber noch nie war eine Attraktion geschlossen gewesen. Nach der Tour gönnen wir uns vom Früchtemarkt eine wahnsinnig saftige Mango, die so gross wie Benjis Hand ist. Ein wahrer Gaumenschmaus!
Tags darauf werden wir dann noch etwas mehr durch das Virus beschäftigt. Gemütlich liegen wir am Strand und wollen die Flüge vom nächsten Tag nach HCMC und Phuket (Thailand) einchecken, als wir bemerken, dass gleich beide gestrichen wurden. Natürlich haben wir die Situation in den letzten Wochen intensiv mitverfolgt und uns auch über die Schweizer Situation auf dem Laufenden gehalten, aber dies kommt doch sehr überraschend. Zudem erfahren wir auch noch, dass der Bundesrat alle Bürger zur Rückkehr auffordert. Nach einem kurzen Telefonat mit der Reiseversicherung und anschliessender Abklärung mit unserem Reisebüro geht nun alles ganz schnell. Bereits am nächsten Tag können wir über Ho Chi Minh und Doha in die Schweiz zurück fliegen. Über 30 Stunden wird die Reise dauern.
Ein letztes romantisches Abendessen direkt am Strand geniessen wir gemeinsam und erinnern uns dabei an all die vielen wundervollen Momente unserer langen Reise. Etwas enttäuscht sind wir schon, dass nun so plötzlich alles vorüber ist und wir unsere letzte Reisedestination, Thailand, nicht besuchen können. So geht eine der abenteuerliche und erlebnisreiche Zeit etwas schneller als gedacht zu Ende, doch wir lassen es uns nicht nehmen und gönnen uns direkt vor der Abreise eine letzte Abkühlung im Meer. Schön wars!
Zwischen Hué und unserem nächsten Ziel liegt der Hai Van Pass. Von vielen Reisenden haben wir gehört, dass eine Mororradtour über den Pass ein schönes Erlebnis sei. Da wir aber bereits einige Pässe im Norden gefahren sind, entschliessen wir uns die Strecke mit einem Tourbus zu befahren. Geplant sind insgesamt vier Stops auf dem Weg bis Hoi An.
Unser erster Zwischenhalt ist in einem kleinen Dorf ausserhalb von Hué. Hier besuchen wir den kleinen aber bunten Markt und die scheinbar älteste Brücke und fahren danach mit dem Bus durch saftig grüne Reisfelder. Überall sind in den Feldern Gräber zu sehen, die für die Familienangehörigen der Landbesitzer errichtet worden sind. In Vietnam ist es üblich, dass verstorbene auf ihrem eigenen Land begraben werden und die Hinterbliebenen jährliche Zeremonien zum Todestag durchführen.
Auf dem Innenhof einer heruntergekommenen Hotelanlage stoppen wir erneut. Im Nebengebäude befinden sich, strategisch perfekt gelegen, die Toiletten. Jeder muss so an dem Perlenshop vorbei und wird so zum Kaufen animiert. Wir bleiben davon jedoch unbeeindruckt und laufen zum riesigen Sandstrand vor dem Hotelkomplex. Leider ist es nicht möglich, sich die Beine zu vertreten, denn alle Strandzugänge sind abgesperrt und Schwimmverbotsschilder sind aufgestellt. Da der Hotelbetrieb vor drei Monaten, auf Grund der ausbleibenden Gästen durch das Virus, eingestellt wurde, ist der Strand nicht mehr überwacht und wurde aus Sicherheitsgründen gesperrt. Wir werden langsam etwas skeptisch gegenüber der gebuchten Tour und fragen uns wie wohl die nächsten beiden «Attraktionen» aussehen werden und ob diese überhaupt geöffnet sind.
Nach etwa zwanzig Minuten Fahrt den Pass hoch, erreichen wir bereits den obersten Punkt. Hier befinden sich noch einige Ruinen von einstigen Sicherheitsstützpunkten. Die Aussicht auf beide Seiten des Passes ist eindrücklich. Den zuvor besuchten Strand können wir nun in seiner ganzen Länge betrachten und wundern uns dabei, dass wir die Ausmasse zuvor so stark unterschätzt haben.
Auf der anderen Seite erstreckt sich die Stadt Da Nang entlang der Küste. Hier wird aktuell wahnsinnig viel gebaut. Riesige Resorts stehen nebeneinander angereiht und wo noch Platz ist, befindet sich bereits ein Schild mit dem geplanten Projekt auf dem unbebauten Areal. Inmitten der vielen Gebäude befindet sich der Marble Mountain. Auf dem kleinen Hügel sind mehrere Tempel und Gedenkstätten errichtet worden und gilt heute als eine der Sehenswürdigkeiten von Da Nang. Zu Fuss oder mit einem modernen Aufzug können hier Touristen den Aufstieg angehen um oben angekommen die Aussicht auf die Stadt, die Küste und die vielen Tempel zu geniessen. Der gesamte Berg besteht aus Marmor, welcher an einigen Stellen zu eindrücklichen und riesigen Skulpturen geformt wurde.
Angekommen in Hoi An erkunden wir die Altstadt mit ihren unzähligen Läden und Restaurants. Hoi An ist besonders beliebt bei den Touristen, da hunderte von Laternen die alten Gebäude und die angrenzenden Strassen erhellen. Zudem finden jeweils bei Vollmond Lichterfeste statt, wobei hunderte von kleinen Laternen auf den Kanal gelegt werden und sich so ein Lichtermeer durch die Stadt zieht. Wie es der Zufall will, ist genau am Tag unserer Ankunft Vollmond.
Nach dem Abendessen und einer wohltuenden Fussmassage warten wir gespannt auf den Beginn des Spektakels. Leider können wir aber nur wenige Laternen beim Vorbeitreiben beobachten, denn da sich aktuell kaum Touristen in Hoi An aufhalten, werden nur wenige Lichter entzündet. Eigentlich schade, aber uns macht bereits der Anblick der vielen anderen Laternen über den Strassen und die wunderbare Atmosphäre an diesem Ort glücklich und so kommt es auf diese paar Kerzen auch nicht mehr an. Auch wir kaufen einer alten Frau ein Kerzenböötchen ab und legen es auf den Fluss, wo es durch die Stadt treibt.
Hoi An ist aber auch wegen den vielen Schneidereien bei Reisenden bekannt. Fast an jeder Ecke befinden sich Tailors und preisen ihre Waren in den buntesten Farben an. Zu günstigen Preisen können hier Kunden massgeschneiderte Kleidung anfertigen lassen. Da die Fülle an Geschäften überfordert, gehen wir der Empfehlung unseres Homestays nach und suchen „The Tailory Tailor“ auf, um uns auch etwas anfertigen zu lassen.
Die quirrlige, freche und lustige Vietnamesin begrüsst uns kurz und drückt uns beiden ein Tablet in die Hand. Hier können wir aus hunderten Fotos (alle aus dem Internet und mit Promis) aussuchen, welches Kleidungsstück wir möchten und später die passenden Stoffe direkt im Landen dazu suchen. Die Auswahl gestaltet sich als enorm schwierig und so vergehen einige Stunden, bis wir wissen was wir möchten, die Stoffe passen und die Maase genommen wurden.
Bereits tags darauf können wir am Morgen zur ersten Anprobe. Noch nicht alles passt ganz genau und wir lassen uns mit vielen Nadeln die Kleidung anpassen. Bereits am Abend können wir dann die fix fertigen Kleider anprobieren und abholen. Wow. Innert so kurzer Zeit haben wir ein Sommerkleid, kurze Hosen, einen Anzug und Hemden anfertigen lassen und alles passt perfekt. Bleibt nur zu hoffen, dass keine weiteren Reisekilos in den restlichen Ferien dazu kommen. Hoi An hat uns mit seinen vielen Laternen extrem gefallen!
Ben, unser australischer Gastgeber in Phong Nha, hat uns mehrmals die Weiterreise nach Hué mit einer integrierten Führung empfohlen, die wir schlussendlich auch buchen. Die Fahrt dauert eigentlich nur dreieinhalb Stunden, doch mit der Besichtigung von einem Museum und den Tunnels in der DMZ (demilitarisierten Zone) verbringen wir fast sechs Stunden in einem stark durch die Kriege geprägten Gebiet.
Unser Busfahrer steuert uns quer durch Landstrassen, Dörfer und stoppt nach einer engen Quartierfahrt vor einem grossen Shop. Die Tourgruppe versammelt sich bei unsicheren Wetterverhältnissen hinter dem Bus und wird von einer Vietnamesin freundlich begrüsst. Sie vermittelt uns kurz, dass wir nun beim Vinh Moc Tunnelsystem sind und gibt uns einige Informationen zum Ablauf der Führung. Vor einem Gebäude bleibt Sie stehen und erklärt uns, dass in diesem Gebiet über 40km lange Tunnel angelegt wurden und sich im Gegensatz zu den Tunneln in Ho Chi Minh ganze Dörfer darin befanden. In HCMC waren die Tunnels anscheinend nur für Soldaten angelegt worden und sind dementsprechend klein.
Wir gehen in das Gebäude und sehen uns duzende Bilder an, die während dem Vietnamkrieg hier aufgenommen wurden. Einige stellen dar, wir gekocht, gelernt, gelebt und gemeinsam gespielt wurde und andere wiederum wie gekämpft getötet und zerstört wird. Die Gefühle beim betrachten der Bilder könnten kaum unterschiedlicher sein, denn neben Tot und Zerstörung besteht auch grosser Zusammenhalt und Lebensfreude unter den abgebildeten Personen.
Ein etwas mulmiges Gefühl macht sich breit, als einer nach dem anderen in den engen Tunneleingang Nummer 5 hinabsteigt. Die Wände sind teils aus Holz und an anderen Stellen aus Fels. Mit eine Höhe von 1.8m und etwa 60cm Breite kann der Grossteil der Gruppe ohne Probleme aufrecht durch die Schächte gehen und laufen gezielt weiter bis wir bei einem etwas grösseren „Raum“ ankommen. Der Meetingroom ist eine Kammer, in der einst Schulstunden, Filmvorstellungen und Besprechungen stattgefunden haben. Hier führen alle Gänge zusammen und jeder Ausgang ist einfach und schnell zu erreichen.
Der angenehme Luftzug wird durch grosse Belüftungsschächte, die senkrecht nach oben führen, und dem frischen Meerwind erzeugt. Die Temperaturen bleiben so konstante 25C und die Luftqualität ist trotz den 15m Erde über uns sehr gut. Damals wurden die Gänge jedoch durch Öllampen oder dem Verbrennen von Bambus beleuchtet und die Luft muss massiv schlechter gewesen sein.
An einigen Stellen führen Schächte mit glatten Böden steil nach unten. Hier geht es direkt in die Waffenkammern, die aus Sicherheitsgründen 25m tief liegen. Kaum können wir uns vorstellen, wie hier während 6 Jahren über 600 Menschen mit nur einer Küche und einem WC einst gelebt, gearbeitet und gekämpft haben. Den Rauch der Küche wurde durch Gänge weggeleitet, sodass sich der Rauch über dem Boden verteilte und der Feind meinte, dass es Bodennebel sei. Die Schlafkammern liegen direkt an den Tunneln und sind enorm klein ausgemessen. Die kleineren Kammern wurden von zwei bis drei Personen benützt und die etwas grösseren von vier Personen. Durch mehrere Tunnels und in unterschiedlicher Richtungen laufen wir fast eine halbe Stunde durch den Untergrund und kommen bei einem etwas abgelegenen Ausgang direkt ans Meer. Das unsichere Wetter hat sich noch etwas verschlechtert und es regnet ziemlich stark. Zum Glück ist der Bus nicht weit von uns entfernt und wir können bald wieder im Trockenen sitzen.
Etwa 20 Minuten weiter Richtung Süden erreichen wir unseren nächsten Stop. Das DMZ Museum hat vielen Bilder, Waffen und andere geschichtsträchtige Gegenständen und erinnern an die Zeiten kurz vor dem amerikanischen Krieg. Die DMZ wurde 1954 in Genf zu einer Friedenszone erklärt und Vietnam wurde zweigeteilt. Hier grenzte der kommunistische Norden an den Süden und nur wenige Brücken verbanden die beiden Landesteile. Während zehn Jahren ist diese Zone grösstenteils kriegsfrei, wurde aber von beiden Seiten massiv mit Propaganda aus riesigen Lautsprechern beschallt. Zudem wurden riesige Fahnen so hoch als möglich gehängt, um die Macht der beiden Staaten zu signalisieren. Der Guide sagt: «es war zwar eine kriegsfreie, aber extrem laute Gegend während den 1950er Jahren.»
Zum Schluss der Führung laufen wir über eine alte Eisenbrücke, die den Übergang vom ehemaligen Nord- zu Südvietnam markiert.
Schliesslich kommen wir an unserem letzten Ziel an. Hué ist die Kaiserstadt von Vietnam, denn von 1802 bis 1945 residierten hier die vietnamesischen Kaiser und machten den Ort zur Hauptstadt Vietnams. Mitten in der Grossstadt befindet sich ein riesiges Areal mit Tempeln, Gärten und andern Gebäuden, die von einer grossen Mauer umgeben sind. Rund herum liegt die Altstadt mit vielen Geschäften, Restaurants und üppigem Verkehr. Hier setzten wir uns erst einmal auf eine Bank im Park und wollen vor der anschliessenden Besichtigung noch einiges über die Geschichte und die Kriege in Vietnam in Erfahrung bringen. Gespannt lesen wir viele Artikel und Beiträge rund um Hué und Vietnam, bis wir uns schliesslich gut vorbereitet auf den Weg machen (Eine kurze Übersicht zu unseren Recherchen ist zu unterst im Beitrag angefügt).
Durch das grosse Zugangstor, welches einst nur Kaisern, Königen und der kaiserlichen Armee offen stand, betreten wir die Kaiserstadt. Dahinter befinden sich mehrere in sich abgetrennte Bereiche, die wir einen nach dem anderen besuchen. Der hilfreiche Audioguide bietet uns neben der unterhaltsamen Musik auch immer wieder spannende Informationen zu den Gebäuden, damit wir uns nach und nach vorstellen können, wie hier einst gelebt wurde.
Während den Indochina und amerikanischen Kriegen wurde die Kaiserstadt immer wieder stark bombardiert und von 148 Gebäuden sind nur 20 Stück übrig geblieben. Viele der Gebäude sind danach nicht wieder aufgebaut worden und in einigen Teilen sind nur noch Grundmauern von einstigen Tempeln oder Kaisergebäuden zu sehen. Besonders die purpurene Stadt, das Zentrum der Kaiserstadt, ist heute kaum mehr zu erkennen. In den letzten Jahren hat die Stadt jedoch massive Restaurierungsarbeiten geleistet, um dem historischen Stadtteil wieder neuen Glanz zu verleihen.
Heute ist Hué zwar nicht mehr die Hauptstadt, hat sich aber zu einer modernen, touristischen Hochburg entwickelt und zählt seit 1993 zum Weltkulturerbe der UNESCO.
Geschichtsinput zu Vietnam (für Interessierte) Vietnam ist ein Land, das für sehr lange Zeit von anderen Grossmächten kontrolliert wurde. Die Zahlen «1000 – 100 – 10» helfen dabei, die Geschichte Vietnams zu vereinfachen: Während fast 1000 Jahren wurde Vietnam von den Chinesen dominiert. Das ist auch der Grund, warum in vielen Teilen des Landes alte chinesische Tempel bestaunt werden können. Die nächste Zahl, 100, steht für die Dauer, während der Vietnam unter französischer Kolonialherrschaft stand. Die Franzosen vergrösserten ab ca. 1850 ihren Einfluss in Vietnam massiv und nahmen Saigon (das heutige Ho Chi Minh) in Beschlag. Von Süden aus nahmen sie nach und nach weitere Gebiete unter Kontrolle und sicherten sich Territorien und Ressourcen. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg 1945 erlangte Vietnam die Unabhängigkeit.
Die Ruhe währte jedoch nicht lange, denn schon kurze Zeit später erzwangen die Franzosen die Wiedererrichtung ihres kolonialen Regimes in Südvietnam. Von Norden her marschierten chinesische Truppen in Vietnam ein und das führte 1946 zum Ausbruch des Indochinakrieges. 1954 wurde auf der Indochinakonferenz in Genf beschlossen, dass Vietnam zweigeteilt wird. Nordvietnam mit der Viet Minh Bevölkerung hatte die Hauptstadt in Hanoi, war eher chinesisch und daher kommunistisch ausgerichtet und wurde von Präsident Ho Chi Minh regiert. Südvientam mit den Viet Cong hatte die Hauptstadt in Saigon und war westlich und daher antikommunistisch ausgerichtet.
Nun kommt die letzte Zahl ins Spiel: «1o». Im Jahr 1964 startete der fast 10 Jahre andauernde Vietnamkrieg, oder wie er hier genannt wird, der amerikanische Krieg. Die Amerikaner befürchteten nämlich einen sogenannten «Domino Effekt» und zwar dass der Kommunismus der Nordvietnamesen auf Südvietnam überschwappt und die dann ebenfalls kommunistisch sind. Deshalb marschierten die Amerikaner in Südvietnam ein und bombardierten während eines Jahrzehnts das Land. Im Kriegsmuseum in Ho Chi Minh wird sehr eindrücklich und bildlich dargestellt, welche Greueltaten während dieses Krieges verübt wurden. Fast 3 Millionen Menschen sind gestorben (darunter 2 Millionen Zivilisten) und ca. 14 Millionen Tonnen Sprengstoff wurde eingesetzt. Vor allem auch der Einsatz des Entlaubungsmittels «Agent Orange» wird heftigst kritisiert und die Spuren sind noch lange nach dem Krieg spürbar. Etliche Nachkommen von Menschen, die damals während dem Krieg mit dem Mittel in Kontakt kamen, haben Missbildungen oder andere Behinderungen – bis heute. Es hat uns daher wenig erstaunt, dass sich Vietnam als Experimentgelände für amerikanische Kriegswaffentechnik betrachtet und den Kriegseinsatz der USA als Genozid, also Völkermord, betitelt.
Der Druck auf die USA nahm vor allem auch von der eigenen amerikanischen Bevölkerung her zu (z.B. durch das Peace Movement von 1969) und es wurde zunehmend schwerer, die Präsenz der USA in Vietnam zu rechtfertigen. Endlich, im Jahr 1975 stand Saigon und damit die USA vor dem Fall und die letzten amerikanischen Streitkräfte wurden evakuiert. Zurück blieb ein Feld der Zerstörung und Armut und noch heute müssen x Hektar Land von Minen und andere nicht-detonierten Bomben gesäubert werden.
1976 erfolgte die Wiedervereinigung vom Norden und Süden zur Sozialistischen Republik Vietnam. Weil der Norden ja den Krieg gewonnen hatte, wurde die Hauptstadt nach Hanoi im Norden verlegt und die ehemalige südliche Hauptstadt Saigon wurde kurzerhand in Ho Chi Minh umgetauft (also der selbe Name des damaligen nordvietnamesischen Präsidenten Ho Chi Minh).
Seither erholt sich das Land von den langen Kriegsjahren und baut die Wirtschaft auf. Seit 1986 betreibt die kommunistische Partei Vietnams, ähnlich wie China, eine liberalere Politik hin zu einer sozialistischen Marktwirtschaft. Dies hat Wirkung gezeigt, denn seit 1986 fiel die Armut von 50% auf 11% im Jahr 2012. Während in den 80er Jahren noch Nahrungsmittelknappheit herrschte, ist Vietnam nun der 3. grösste Reisexporteur der Welt.
Die Zugfahrt von Ninh Binh nach Dong Hoi haben wir uns etwas anders vorgestellt. Gebucht haben wir zwei Betten in einem Vierbettabteil. Nach dem Einsteigen stellen wir jedoch fest, dass in unseren reservierten Betten bereits Leute liegen und uns ein Geruch von Rauch, Alkohol und Schweiss entgegen kommt. Die Reisenden scheinen wenig einsichtig und so löst schlussendlich die Zugbegleiterin die Unstimmigkeit. Unsere gebuchten Betten werden frisch bezogen und wir können unser Nachtlager aufschlagen. Zwei der Gruppe sind jedoch noch immer mit uns im Abteil und verbreiten weiter die unangenehmen Gerüche. Tja, das gehört einfach auch zum Reisen dazu.
Etwas geschafft kommen wir früh in Dong Hoi an. Die Stadt wurde während der Kriegsjahre stark beschädigt und danach wieder neu aufgebaut. Mit Direktflügen aus Thailand, Ho Chi Minh und Hanoi werden Touristen zum Strandurlaub angelockt. Da jedoch aktuell Nebensaison ist, sind praktisch keine Touristen hier und viele der Restaurants sowie Hotels sind geschlossen. Einige gemütliche Kaffes lassen sich dann doch finden und wir buchen bei einer netten deutschen Auswanderin im Treehugger Café eine Trekkingtour im nahegelegenen Nationalpark für den nächsten Tag.
Die Abholung klappt perfekt und so werden wir im Pickup direkt nach Phong Nha gefahren. Das Dorf liegt im Nationalpark und hatte während dem Vietnamkrieg (der hier übrigens der amerikanischen Krieg genannt wird) eine wichtige Rolle für die Nordvietnamesen. Als Ausbildungscamp und Versorgungsposten für die Front nahe an der Nord-Südvietnamesischen Grenze war die Region perfekt geeignet. Zudem finden sich hier duzende von Höhlen, die für ausgeklügelte militärische Zwecke dienten. Dazu aber später mehr.
Mit der „Jungle Boss“ Unternehmung haben wir uns eine Expertenorganisation ausgesucht. Sie besitzen einige Rechte an Höhlen, die nur mit ihren Touren besichtigt werden können und organisieren neben Tagestouren auch mehrtägige Expeditionen mit duzenden Trägern und Geologen. So auch in die grösste Höhle der Welt. «Dong Soon» wurde erst im 2009 entdeckt und kann lediglich mit einer viertägigen Tour besichtigt werden. Die Kosten von CHF 3’000.- beinhalten alle Übernachtungen, die Guides und die 22 Träger, die es für diese Expedition braucht. Uns ist aber eine Tagestour genug abenteuerlich und so starten wird mit unserer jungen und gesprächigen Gruppe das Abenteuer.
Mit dem Militärbus fahren wir zuerst in das Trekkinggebiet südwestlich von Phong Nha. Mitten im Niergendwo werde wir zusammen mit unserem Guide „Mike“ ausgesetzt und laufen zielstrebig durch den dichten Jungle weiter. Direkt neben unserem Pfad finden wir immer wieder grosse Krater, die von Bomben und Mienen während des Vietnamkriegs in den Wald gesprengt wurden. Die Natur hat sich jedoch bereits vor Jahren diese Stellen wieder zurückgenommen und so erkennt man die Ausbuchtungen nur noch, wenn man unmittelbar daneben oder darin steht. Allgemein ist die Gegend komplett vom Jungel dominiert und alles ist von Schlingpflanzen oder Efeu überwuchert. Wir können uns vorstellen, dass diese dichte Natur ideal als Tarnung genutzt werden konnte. Sie veranlasste jedoch die Amerikaner auch dazu, das hochgiftige Entlaubungsmittel «Agent Orange» anzuwenden, um die Kämpfer am Boden identifizieren zu können. Uns umgibt ein etwas mulmiges Gefühl, da sich jeder vorzustellen versucht, wie sich hier einst Kämpfe zugetragen haben und Bomben vom Himmel fielen.
Unser erster kurzer Stopp dient nur dazu, die Kleidung zu wechseln und das «Forschungsequipment» zu fassen. Ausgerüstet mit Badehose, Schwimmweste, Helm und Stirnlampe steigen wir einige Minuten über grosse Felsen und scharfkantige Steine bis vor uns ein gigantischer Höhleneingang erscheint. Die sonst gesprächige Gruppe verfällt ins Staunen und die Worte fehlen. Mit einem breiten Grinsen verkündet Mike nun, dass die Höhle nur durch den Wasserweg besichtigt werden kann und wir ab hier Schwimmen dürfen.
Mit Freude springen wir ins kühle Nass und folgen Mike 250m tief in die Höhle. Die Stirnlampen beleuchten die faszinierenden Gesteinsformationen um und über uns, so dass wir uns in der riesigen Höhle winzig vorkommen. Tiefer in die Höhle können wir leider nicht gehen. Obwohl wir zur perfekten Jahreszeit hier sind und die Wasserstände ideal sind, ist eine weiterführende Erkundung aus Sicherheitsgründen nicht möglich. Mit der leichten Strömung des Wassers lassen wir uns schliesslich zurück treiben und löschen immer wieder unsere Lichter, um die völlige Dunkelheit zu bestaunen.
Euphorisiert von dem Erlebten legen wir die anschliessenden 4km durch Schlamm, Fels und Jungle in Rekordzeit zurück. Auf- und Abstiege sind oft mit Klettern und gegenseitigen helfenden Händen zu bewältigen, was das Gruppengefühl natürlich noch stärker werden lässt. Auf Nachfrage gibt uns Mike an, dass wir bereits nahe an seinem Lieblingsort sind und wir dort baden werden. Auch wenn es nicht wirklich heiss ist und die Sonne kaum durch die Bäume kommt, so ist die Luftfeuchtigkeit enorm hoch und lässt uns tropfen. Balancierend gehen wir über einen Baumstamm, der als Brücke über einen kleinen Bach gelegt ist.
Direkt dahinter liegt unser Mittagslager an dem wohl schönsten kleinen See inmitten von Bäumen, Felsen und Pflanzen. Im glasklaren Wasser schwimmen unzählige Fische und die Felsen ringsum laden zum Hineinspringen ein. Die Gruppe badet, springt und geniesst die Zeit hier, so sehr, dass Mike mehrmals zum Mittagessen aufrufen muss. Die Farben dieses Sees sind so einmalig, dass man seinen Blick kaum vom Wasser lösen kann.
Mitten im Jungle unter einer Plane setzten wir uns auf den Boden. In unserer Mitte liegen mehrere Haufen mit Salat, Gurken, Reis, Tofu und Fleisch sowie an jedem Platz ein Schälchen mit Sauce. Mike zeigt uns, wie wir mit dem Reispapier unsere eigenen Frühlingsrollen zusammenbasteln können und erklärt dazu, aus wie vielen Zutaten die Geheimsauce gemischt wird. Gestärkt treten wir den Fussmarsch in Richtung der letzten Attraktion an. Quer durch den Wald und durch mehrere Flussläufe gehen wir Richtung Strasse. Mike ruft uns immer wieder „poison ivies“ zu. Einige der Blätter hier sind giftig uns sollten daher besser nicht berührt werden. Zudem wurden wir auch von den vielen Blutegeln gewarnt, die aber glücklicherweise heute wohl nicht durstig sind.
Angekommen an der Strasse werden wir wiederum mit Helm und Lampe ausgerüstet und gehen direkt den nächsten Berg hoch. Der Anstieg ist anstrengend und rutschig. Klettern trifft es hier wohl besser, den an vielen Stellen liegen grosse Felsen und versperren den Weg. Die Gruppe bleibt stehen und schaut mit offenen Mündern nach oben. Vor uns liegt eine riesige Öffnung im Berg, die nochmals um ein vielfaches grösser ist als die erste. Die Dimensionen lassen sich kaum auf einem Blick erfassen. Erschöpf aber überglücklich setzten wir uns hin und lassen jeden Winkel des Höhleneingangs auf uns wirken. Nachdem alle wieder die Fassung erlangt haben, beginnt Mike mit den Erläuterungen zu diesem Naturwunder. Die Elephant Cave erhielt den Namen wegen einem Felsen direkt beim Eingang, der einem Elefanten gleicht.
Der Elefanten Stein, der der Höhle ihren Namen gab.
Obschon die Ausmasse riesig erscheinen, kommen wir nach 250m bereits zum hinteren Ausgang. Dort finden wir zudem alte Materialien aus Kriegszeiten, als die Soldaten in diesen Höhlen Schutz gesucht haben. An beiden Enden des Höhlensystems dringt der Jungle bis direkt davor und das einfallende Sonnenlicht scheint nur teilweise durch die dichten Bäume hindurch.
Nach einem letzten Blick zurück treten wir den Abstieg an und kommen bald wieder zur Strasse. Hier wartet bereits wieder der Militärbus, um uns zurück zu fahren. Zuvor werden wir jedoch mit einem kühlen Bier versorgt um damit auf den abenteuerlichen Tag anzustossen.
Tags darauf beschliessen wir auf eigene Faust die Gegend zu erkunden. Es gibt neben den vielen Höhlen, die nur von Tourenanbietern besucht werden, auch einige, die frei zugänglich sind. Eine davon ist die Paradies Cave, die lediglich eine Stunde mit dem Roller entfernt liegt. Quer durch die unendliche Jungellandschaft fahren wir auf den Strassen, wo einst tausende Soldaten dem Ho Chi Minh Trail entlang gingen, um in den Süden oder nach Laos zu kommen. Nur wenige Fahrminuten weiter befindet sich bereits die Grenze des Nachbarlandes.
Die Paradies Cave ist eine der Hauptattraktionen in der Region, denn sie ist ideal erschlossen und der Fussmarsch bis zum unscheinbaren Höhleneingang, der erst 2005 entdeckt wurde, ist nicht weit. Zum Glück, für uns, herrscht aber auch hier ein riesiger Touristenmangel und die Parkplätze bleiben praktisch leer. Zudem können wir ein riesiges Naturwunder fast für uns alleine geniessen und so lassen wir uns auch gerne etwas mehr Zeit als wohl üblich. Über eine rutschige Holztreppe steigen wir zwischen zwei Felsen hindurch in die Dunkelheit. Hinter uns scheint das Sonnenlicht durch den leichten Dunst und verschwindet nach wenigen Metern völlig.
Vor uns liegt jedoch eine wunderschön, künstlich ausgeleuchtete Kammer, die wir von oben betrachten können. Die Treppe führt uns nach unten, bis auf einen breiten Steg, der die Touristen durch das Höhlensystem leitet. Unten angekommen, wird uns erst bewusst, wie gross die Höhle um uns eigentlich ist. Die riesigen Stalaktiten und Stalagmiten ragen neben uns empor und hängen von der Decke. Einige haben Durchmesser von mehreren Metern und andere scheinen wiederum klein.
Der Steg führt uns einen Kilometer tief in die Höhle hinein. In mehreren Kammern bestaunen wir die unterschiedlichsten Gesteinsformen und deren Farben. Einige erscheinen weiss, andere eher braun oder dunkel. Die Eindrücke, die durch Licht, Schatten und Farben entstehen, sind kaum in Worte zu fassen und unsere unzähligen Fotos sind lediglich Versuche dieses Naturwunder in unseren Gedanken zu verankern.
Fast zwei Stunden dauert unser Rundgang und es gestaltet sich schwierig, eine Geogrfielehrerin von einem solch magischen Ort wegzuführen. Glücklicherweise hilft jedoch der Akku des Fotoapparat mit.
Der Reisebus zur Halong Bay lädt uns direkt vor dem Hotel auf und fährt die nächsten zwei Stunden in Richtung Osten, bis wir schliesslich in einem Hafen ankommen. Rund um uns herum entstehen riesige Hotels, die wahrscheinlich in den nächsten Jahren tausende von Touristen anziehen werden. Mit dem Ausflugs-/Transportboot geht es anschliessend zum gebuchten Kreuzfahrtschiff. Ein riesiges und luxuriöses Wasserschloss mit vier Decks und einer wahnsinnig freundlichen Crew. Neben unserem Schiff liegen auch noch einige weitere Jachten und Kurschiffe in der kleinen Bucht.
Zuerst wird, wie auf einem Schiff eben üblich, die Sicherheitseinweisung durchgeführt. Diese Instruktion fällt aber ziemlich kurz aus und endet mit den Worten «Es wird sicher nichts geschehen», was uns köstlich amüsiert. Nebst der Kurzeinführung wird das Programm sowie einige Kennzahlen zur Halong Bay vermittelt. Mit über 1500 Inseln ist das Gebiet sehr weitläufig und trotzdem stark von der Schifffahrt befahren. Nicht weniger als 480 Schiffe führen hier ihre Gäste durch die Landschaft. Wir beziehen unsere wunderschöne Koje und erhalten ein leckeres Mittagessen.
Alles auf dem Schiff ist komplett durchdacht und durchgeplant, damit wir von unserem kurzen eintägigen Aufenthalt möglichst viel geniessen können. Neben der Kajakfahrt am Nachmittag, wird später ein kleiner Kochkurs angebote. Sändy übt sich im Frühlingsrollen rollen, die Benji sogleich verspeist.
Nach dem Abendessen wird zudem Calamarifischen angeboten. Das Fischen erweist sich jedoch als mässig spannend. Mit uns zusammen stehen weitere sechs Personen am Wasser und versuchen mit jedem möglichen Trick eines der Tiere mit der Bambusrute zu fangen. Schwierig, erfolgreich zu sein, wenn sich kein einziger Squid zeigt.
Wir geniessen die Fahrt zwischen den hunderten teils kleinen und oft auch grossen Inseln hindurch. Die meisten sind grün bewachsen und nur an einigen steilen Stellen blickt das Karstgestein hindurch. Die schwarzen, scharfkantigen Klippen faszinieren uns, so dass wir zwischen den Aktivitäten immer wieder auf dem Sonnendeck stehen und die Aussicht in uns aufsaugen.
Die Weiterreise nach Ninh Binh dauert fast fünf Stunden in einem schaukelnden Reisebus ohne Klimaanlage. Die Region ist quasi die ‹Halong Bay an Land› und ist auch für ihre Karststeinfelsen und die vielen Tempel bekannt, die sich bestens mit dem gemieteten Roller besichtigen lassen. Früh starten wir, damit wir nicht in den Touristenstrom geraten und erblicken bald unseren ersten Stopp. Ein Aussichtspunkt auf einem Felsen mit hunderten Stufen bis zum Gipfel.
Der Aufstieg ist enorm steil und leider ist kaum ein Schattenplatz zu finden. Schwitzend und etwas ausser Atem kommen wir endlich oben an. Wow! Die Aussicht in die umliegenden Täler und die riesigen Reisfelder rauben uns fast den letzten Atem. Trotz der nicht so klaren Sicht können wir über ein riesiges Gebiet mit hunderten von Karststeinhügeln blicken.
Bis zum Tran An Tempel ist es nicht besonders weit. Hier wollen wir die Region per Boot auf einer Flusstour erkunden und steigen in ein kleines, wackliges Ruderboot ein. Über drei Stunden paddelt uns eine kleine aber echt starke Vietnamesin durch neun Höhlen und drei Tempelanlagen vorbei.
Die Höhlen führen unter verschiedenen Karsthügeln hindurch und sind teilweise bis zu 300m lang. Bei vielen müssen wir uns ducken um den Kopf nicht an der Decke zu stossen. Jede Höhle unterscheidet sich von den anderen in irgend einer Form. Einige sind niedrig und voll von Stalaktiten und andere sind wiederum hoch und haben glatte Decken. Jede ist jedoch auf ganz natürliche Weise entstanden und ist Teil eines riesigen Flussystems.
Hinter jeder unterirdischen Durchfahrt findet sich wieder ein weiteres Tal. Umrundet von Hügeln mit üppigem Bewuchs und zwitschernden Vögeln, fliesst mittendurch der von uns befahrene Fluss. Wobei Fluss eigentlich kaum zutrifft, denn die Strömung ist nur gering spürbar, so dass die Landschaft in einem angenehmen Tempo an uns vorbei geht und wir jeden Eindruck auf uns wirken lassen können.
Der angedrohte Tourismusstrom bleibt uns zum Glück erspart. China und Südkorea haben wegen des Coronavirus immer noch Einreiseverbot und so fällt der Grossteil der üblichen Reisenden weg. Für die vielen Familien, die sich hier auf den Tourismus ausgerichtet haben, ist dies natürlich besonders schlimm. Restaurants und Hotels stehen fast leer und die vielen Geschäfte und Stände bringen ihre Waren kaum weg. So versuchen wir wo immer möglich und zu fairen Konditionen die Bevölkerung direkt zu unterstützen.
Nach zwei Nächten in einer wirklich coolen und freundlichen Unterkunft reisen wir am dritten Tag spätabends weiter in den Süden. Mit dem Nachtzug werden wir die nächsten acht Stunden nach Dong Hoi fahren, wo wir im nahegelegenen Nationalpark wandern wollen.