Zusammen mit Jäni und Sheena geht die Reise weiter zu den 1500m Hohe gelegenen Cameron Highlands. Wie die Höhenlage vermuten lässt, ist es hier etwas frischer mit ca. 25°C – was für eine Wohltat! Die Region ist berühmt für seine Teeplantagen, welche die Engländer in den 1920er Jahren errichtet haben. Die Cameron Highlands sind nach Sir William Cameron benannt, welcher 1885 bei einer Kartografie-Expedition auf die Hügelregion stiess. Daraufhin wurde die Region einerseits zum landwirtschaftlichen Anbau von Tee und sogar Erdbeeren genutzt, andererseits gelten die Highlands als Erholungsort wegen des angenehmen Klimas. Als wir mit unserem Minibus ankommen, stellen wir sofort fest, dass das Dorf in der Tat sehr englisch geprägt ist. Unser Backpacker, Gerards’ Place, befindet sich in einem englischen Wohnhaus mit grüner, gepflegter Gartenanlage.

Herzlich werden wir von der Besitzerin Jay in Empfang genommen, welche uns sogleich diverse Tipps zu den Aktivitäten gibt. Wir entscheiden uns, den Nachmittag für einen Spaziergang in einer der nahegelegenen Teeplantage zu nutzen. Kurzerhand stellt sie uns mit ihrem Auto direkt selbst dorthin. Kaum sind wir beim Teeproduzenten angekommen, bestaunen wir bereits fasziniert den Ausblick auf die riesige Teeplantage mit ihren akkurat angeordneten Teebüschchen.


Wir spazieren gemütlich durch die Teefelder den Hügel runter und sind beeindruckt von der satten grünen Farbe der Teebüsche. Wenn man an einem frischen Blatt riecht, kann man sich kaum vorstellen, dass man damit einmal einen würzigen Tee aufgiessen kann, denn das Blatt riecht nach nichts. Erst wenn die Blätter später getrocknet werden, entwickeln sie ihren typischen Duft und das Aroma. Wir lernen, dass sich in den Cameron Highlands mittlerweile die führenden malaiischen Teeunternehmen befinden und dass hier am meisten Tee des Landes produziert wird. Die Qualität ist aber nicht mit anderen Regionen der Welt zu vergleichen, da hier für die Ernte auf Maschinen gesetzt wird. Die maschinelle Ernte führt zu einer schlechteren Qualität, da alte oder abgestorbene Blätter ebenfalls in den Verarbeitungsprozess eingeführt werden. In anderen Ländern werden die Blätter von Hand gepflückt und sorgfältig selektioniert. Da das Lohnniveau in Malaysia aber höher ist, als beispielsweise in Indien oder Bangladesch, kommt hier die Erntemaschine zum Einsatz.

Fürs Abendessen befolgen wir eine der Restaurantempfehlungen von Jay und testen ein indisches Restaurant aus. Tatsächlich stellt sich heraus, dass wir noch nie besseres indisches Essen hatten! Wir lassen den Abend anschliessend auf dem Sofa im Wohnzimmer unserer Unterkunft mit Jäni und Sheena ausklingen, denn unsere gemeinsame Reise endet hier. So geniessen wir ein letztes Mal die guten Gespräche und ihre Gesellschaft.

Am nächsten Morgen geht es für uns früh los, denn wir wollen ein Dschungel-Trekking machen. Zusammen mit einem deutschen Pärchen aus der Unterkunft, welches sich uns spontan anschliesst, machen wir uns auf den Weg. Es gibt verschiedene Trails, die mehr oder weniger anspruchsvoll und lang sind. Wiederum halten wir uns an die Vorschläge von Jay, welche uns Trail 3 und 5 empfiehlt.

Wie sie uns gesagt hat, finden wir den Pfad auf einem kleinen Hügel neben einer prächtigen Villa. In einer Ausweichstelle ist ein grosses Schild aufgestellt, welches uns darauf hinweist, dass dies Privatgrund ist und wir nicht passieren dürfen. Jay hat uns angegeben, dass dieses Schild keine Bedeutung hat und wir einfach weiterlaufen können. Na ja, dass möchten wir gerne tun, aber wo führt der Weg denn lang? Etwas weiter hinten in der Ausweichstelle, ganz versteckt und völlig unscheinbar sind einige Äste zurückgeschnitten, so dass wir hier einige Meter in den Regenwald hinein sehen können. Das muss es wohl sein und wir laufen in einer Reihe einen schmalen Weg entlang, der über den Grat des Hügels führt. Auf beiden Seiten können wir erahnen, wie tief es hinter geht, denn an wenigen Stellen ist der Wald etwas lichter und wir können die Berge und Bäume in der Ferne erkennen. Die angenehmen Temperaturen hier oben, sind für uns ganz ungewohnt, denn, normalerweise ist es im Dschungel jeweils viel heisser. Neben der ungewohnten Temperatur fällt uns auch noch etwas ganz anderes auf. Da es hier oft regnet, gibt es viele unterschiedliche Farne und Moosarten, weshalb der Wald hier auch ‘Mossy Forest’ genannt wird. Einige der Moose sind glatt und saftig grün und andere bilden kleine Stängel, die bis zu 10cm hoch werden.

Viele der Farne, die wir finden sind enorm klein und wachsen überall auf dem feuchten Boden. Je weiter wir den Hügel hinabsteigen, um so grösser werden die Farne und das Moos weicht langsam einem Teppich aus abgefallenen Blättern. Die Atmosphäre und das Erlebnis sich ohne Guide durch den Dschungel zu schlagen ist unbeschreiblich. Überall um uns sind Geräusche, die wir nicht kennen und zudem auch nicht genau zuordnen können, woher sie kommen. Kleine Entdeckungen wie etwa bunte Vögel, Spinnen und Schmetterlinge werden natürlich in unsere kleinen Gruppe kommuniziert und bestaunt.




Nach unsere vier stündigen Wanderung gönnen wir uns in einem Café einen typisch englischen Tee und Scones mit Marmelade und Clotted Cream. Da unser Nachhauseweg uns auch am Markt vorbeiführt, ergattern wird noch eine frische Packung Erdbeeren, die wir in unserem schönen Garten geniessen.😊

Tanah Rata, so heisst das Dorf hier, hat uns sehr gefallen und die Landschaft und das Klima sind einzigartig. Trotzdem haben wir bereits bei der Hinreise bemerkt, dass die teilweise extensive landwirtschaftliche Nutzung des Ortes an vielen Stellen ihre Spuren hinterlässt und es besonders im Vorort extrem viel Plastik und sonstige Abfälle der vielen Gewächshäuser hat. Im Reiseführer können wir nachlesen, dass es in den Highlands tatsächlich mittlerweile auch Umweltprobleme gibt. Einige Farmen haben ihre Fläche im letzten Jahrzehnt verzehnfacht und ganze Landstriche, die vorher Regenwald waren, sind mit Gewächshäusern und Beeten versiegelt. Die von den bebauten Flächen und Gewächshäusern aufsteigende Wärme verhindert scheinbar sogar das Abregnen der Wolken an den Bergen, weshalb in den letzten 20 Jahren die Temperatur in den Cameron Highlands um 4°C gestiegen ist. Diese Fakten regen unsere Gedanken an und zeigen einmal mehr, dass es immer eine Kehrseite der Medaille gibt.
