Langkawi haben wir mit der Fähre hinter uns gelassen und nun steht eine Taxifahrt an. Da wir noch zu viert unterwegs sind, ist es praktischer, mit dem Taxi zu reisen, als auf den Bus zu warten, der erst in etwa 1.5h abfahren wird. Die Kosten für unsere Mitfahrgelegenheit halten sich so in Grenzen und die Reisedauer wird viel kürzer. So bestellen wir uns gleich ein Grab und werden ein paar Minuten später bereists abgeholt. Unser Fahrer hilft uns freundlich das Gepäck zu verstauen und legt sogleich die Sitzordnung fest. Im Kofferraum klappt er den Sitz hoch und verweist Sändy auf die hinterste Bank. Nur wenige Meter sind wir gefahren, als es vom billigen Platz ganz hinten im Fahrzeug laut wird: «Ist hier hinten Fisch drin?!?!» wird entsetzt nach vorne gerufen. Unser Fahrer versteht natürlich kein Deutsch und so übersetzten wir zu dritt in mehreren Sprachen die Frage mit wenig Erfolg. Irgendwie will uns der etwas ältere Mann nicht verstehen oder begreift zumindest die Aufregung im Fahrzeug nicht. Erst das Wort «Fish», zusammen mit Handzeichen nach hinten und ein einer Handbewegung vor der Nase lässt ihn etwas schmunzeln. Nun hat auch er verstanden und erklärt sich uns auf malaiisch. Dazu lacht er immer wieder und ruft laut «Fish» umher, bis er neben sich greift und eine Dose mit Duftspray hervorzieht und an die Lüftung hält. Der Effekt beginnt sogleich zu wirken, sodass wir nun Fischgeschmack kombiniert mit Apfel riechen und kurz darauf die Fenster öffnen müssen. Sichtlich amüsiert redet er weiter auf uns ein und in uns erwacht der unangenehme Gedanke, dass wir nun fast 3h in einem Fischtanker mit einem witzigen Malaien nach Georgetown fahren müssen. Irgendwann verstehen wir aber einen Bruchteil seiner Botschaft: 5 Minuten! Irgendwas mit 5 Minuten versucht er uns mitzuteilen und so warten wir gespannt ab, was nun passieren wird.
Nach den angegeben, malaiischen 5 Minuten (ca. 10), steht nach einer Brücke am Strassenrand ein anderes Auto und unser Fahrer deutet darauf. Auf der Schnellstrasse direkt nach einer Einfahrt zieht unser Fahrer nach Links und hält vor dem anderen Fahrzeug an. Er steigt aus, macht den Kofferraum auf, nimmt seine vier Packungen Fisch-Menu und hält sie uns an die Fenster. Dazu lacht er laut auf und ruft noch einige Mals «Fish, Fish». Anscheinend haben wir gerade einen Schichtwechsel mit Essenslieferung miterlebt, denn bei uns im Auto steigt ein jüngerer Mann ein, der uns erklärt, dass er der Sohn sei und uns nun nach Georgetown fährt. Zufrieden und ohne Beigeschmack fahren wir nun weiter Richtung Süden. Auf dem Weg ziehen viele Kilometer Palmölplantagen an uns vorbei, denn Malaysia ist der zweitgrösste Palmölproduzent. Wo vorher üppiger Dschungel war, gibt es nun Ölpalmen so weit das Auge reicht… Zwischendurch fahren wir durch kleine Dörfer und an einigen Städten vorbei. Die Landschaft ist sehr grün und wir sind froh, dass wir im klimatisierten Auto sitzen, denn auch auf dem Festland steigen die Temperaturen über 30°C. Nach Georgetown gelangen wir über eine der drei Brücken, die das Festland mit der vorgelagerten Insel Penang verbinden. Die Stadt hat einen ganz eigenen Charme. Neben den Hochhäusern sind immer wieder kleine Gebäude oder auch Hütten aus Blech zu sehen, die aber alle dicht nebeneinander angereiht sind. Unser Hotel liegt im nördlichen Teil der Stadt unweit von den alten Bootsanlegern entfernt. Nur kurz frisch machen und dann geht es auch bereits weiter mit unsere Erkundungstour. Direkt hinter unserem Hotel gelangen wir in eine Strasse mit Streetfood und mobilen Essständen. Natürlich macht all das Essen hungrig und wir steuern ein gemütliches Restaurant an, indem wir das traditionelle Laksa essen wollen. Dies ist eine malaiische Suppe mit Nudeln und Fleisch oder natürlich auch vegetarisch erhältlich.

In der Zwischenzeit ist es dunkler geworden und die Beleuchtung der Stadt schenkt den Gebäuden einen gelblichen Schimmer, der zusammen mit den Schatten und den teilweise dunklen Gassen eine spannende Atmosphäre schafft. Dazu kommt die Streetart, für die Georgetown bekannt ist. An vielen Wänden sind kleine und grosse Kunstwerke zu entdecken.









Sheena und Sändy sind mit Google und einer Stadtkarte ausgerüstet und sie navigieren uns zu diversen Gemälden und Skulpturen. Einige sind leider zwischenzeitlich übermalt oder abgeblättert, doch die meisten finden wir auf Anhieb. Natürlich macht das Reisen und die «Schatzsuche» durstig. So lassen wir den Abend in einer Bar mit einigen Bierchen und Livemusik ausklingen (diesmal jedoch nicht mehr zu den günstigen Langkawi-Preisen).

Neben der Kunst wollen wir natürlich auch Tradition und Religion in Georgetown erkunden. Die Stadt ist sehr multikulturell und so treffen sich hier malaiische, chinesische, indische und europäische Kulturen, die alle ihre eigenen Religionen mit sich bringen. Georgetown hat eine Vorbildfunktion, denn hier koexistieren diese verschiedenen Religionen friedlich miteinander. Der Kek Lok Si Tempel ist eine grosse Buddhistische Tempelanlage am Rand der Stadt. Auf mehreren Ebenen sind Tempel, Gartenanlagen und grosse Skulpturen zu entdecken. Die Gebäude leuchten im Sonnenschein in den buntesten Farben und tausende von Verzierungen zeichnen ihre Wände, Decken und Säulen. In jedem Ecken finden wir Schriftzüge, asiatische Schriftzeichen oder Bilder von Tieren und Buddhas. In den Innenräumen sind riesige Statuen von Buddha und auch von heiligen Geistern aufgestellt. Fast alle sind komplett golden und strahlen die Besucher an. In einem der Gebäude finden wir auch ganze Wände, die voller kleiner Buddha-Skulpturen sind.







Um der Nachmittagshitze zu entkommen, suchen wir das nahegelegene Krankenhaus auf 😊 Na ja! Ganz so freiwillig ist unser Besuch hier leider nicht, denn bereits seit Koh Lipe hat Benji mit seiner Verdauung Probleme und will sich daher einer Kontrolle unterziehen. Direkt am Empfang dürfen wir der Empfangsdame das bestehende Problem schildern, damit sie uns entsprechend weiterleiten kann. Nicht einmal 2 Minuten warten wir in der Eingangshalle, bis eine Krankenschwester erscheint, der wir nochmals alles im Detail erklären dürfen. Sändy darf nun die Personalien des Patienten angeben und der Patient wird in die Notaufnahme (da Sonntag) gebracht. Hier wartet bereits die nächste Krankenschwester, die nochmals die ganze Geschichte erzählt haben möchte. Mit etwas weniger Eleganz und deutlich weniger Wortschatz, versucht der Patient sein Problem erneut zu schildern und antwortet etwas verwirrt auf die vielen Fragen der beiden Krankenschwestern. Die beiden bitten nun den Patienten sich auf eine Liege zu legen, die hinter einem Vorhang platziert ist. Das ganze Krankenhaus erscheint sehr modern und die Gerätschaften sehen zumindest für den Laien auch sehr gut aus, was doch beruhigend wirkt. Zum Glück wird hier Hygiene grossgeschrieben und alles ist perfekt herausgeputzt. Hinter dem Vorhang erscheint nun ein junger Mann, der sich als zuständiger Arzt vorstellt und etwas schüchtern hinter der dicken Maske einige Fragen stellt. Da nun noch mehr Fachausdrücke hinzukommen und der Arzt keine Anstalten macht sein Englisch dem Nivea seines Patienten anzupassen, versteht dieser nicht einmal Bahnhof und lässt kurzerhand Sändy aus dem Warteraum abholen. Gemeinsam erzählen wir nun die Geschichte ein viertes Mal in allen Details und die drei Krankenschwestern, der Patient und dessen Frau reden alle zusammen auf den etwas verhaltenen Arzt ein, bis er sich nickend zurückzieht und nach kurzer Gedenkpause wieder an den Patienten tritt. Mit einem Bluttest und einer Urinprobe soll nun dem Grund auf die Spur gekommen werden und so wir kurzerhand ein Zugang an der Hand gelegt. Zudem lässt er beiläufig fallen, dass der Patient wohl im Spital bleiben muss und nicht weiterreisen kann. Dankend und sehr bestimmt lehnen wir jedoch sein Angebot ab und warten nun über eine Stunde auf das Resultat des Bluttests, da sich Benji sonst sehr gut fühlt. Während der Wartezeit kommt eine Krankenschwester zu uns und gibt an, dass der Arzt ein Röntgen des Bauchraums angeordnet hat. Auch dieses Mal lehnen wir wieder dankend ab und denken uns, dass hier wohl neben dem Patientenwohl auch noch die Brieftasche eine Rolle spielt. Der Bluttest zeigt, dass zumindest keine Tropenkrankheiten wie Malaria oder Dengue das Problem verursachen und weiter wird eine leichte Dehydration diagnostiziert. Gegen diese wird umgehend ein Tropf angehängt, was zu einer weiteren Stunde Warten führt. Der Arzt kann sich die Problematik nicht erklären und möchte weitere Tests machen. Neben dem Röntgen kommt er nun zusätzlich auf die Idee, dass er sich das Problem wohl per Darmspiegelung von innen anschauen sollte. In Muttersprache und sichtlich entrüstet aber sehr bestimmt antwortet der leicht ungeduldige Patient nur mit einem: «Nid mau vilech!» und kürzt die Problemfindung gleich selbst ab. Das Austrittsformular zusammen mit dem Resultat des Bluttests werden daraufhin ausgehändigt und zusätzlich lassen wir uns Kohletabletten, eine Art Immodium und etwas gegen die Dehydration geben und verlassen das Spital nach über drei Stunden. Die Prozedur hat ca. CHF 80.- gekostet und nach Rücksprache mit einer Schweizer-Ärztin geht die Reise für uns trotzdem ungehindert weiter.

Wir lassen uns natürlich den Tag nicht verderben und fahren mit einem Grab weiter zu einem alten, ausgedienten Busbahnhof. Hier treffen sich immer sonntags viele Künstler:innen der Stadt und präsentieren ihre Werke. Mit super Livemusik und einer tollen Atmosphäre schlendern wir durch die kleinen Stände vorbei an Leckereien, Krimskrams, Kunst und perfekten Souvenirs. Nach einem kleinen Leckerbissen wollen wir uns den Souvenirs zuwenden und merken bereits am nächsten Stand, dass uns wohl etwas entgangen ist. Leider hat niemand daran gedacht, unser Geldbeutel aufzufüllen und so reicht das wenige Kleingeld nicht mehr weit. Auch der Bankomat ist leider zu weit weg und so bleibt uns nichts anders übrig, als alles in uns aufzusaugen und zu geniessen.

Abends wollen wir ein kleines Restaurant aufsuchen, welches auf verschiedenen Blogs erwähnt wird. Für einmal lassen wir die malaiische Küche weg und geniessen Mexikanisch in einer Seitengasse mitten im Ausgehviertel von Georgetown. Danach geht’s weiter durch einige dunkle Gassen vorbei an einheimischen Restaurants und Supermärkten, bis wir plötzlich das Land wechseln! Viele unterschiedliche, aber extrem intensive Gerüche steigen uns in die Nase. Dazu dröhnen überall Lautsprecher mit Bollywood-Sound auf die Strasse und die Sprache der Menschen um uns ändert sich schlagartig. Wir sind im Indienviertel von Georgetown gelandet. Wow! Was für ein Erlebnis. So viele Menschen, so viele Eindrücke uns so viele Läden mit unendlich viel Gold. Mit dem haben wir wirklich nicht gerechnet. Wir wussten zwar, dass in dieser Stadt mehrere Viertel von unterschiedlichen Ethnien entstanden sind, aber der Wechsel innerhalb einer Querstrasse ist wahnsinnig. Wir schlendern noch einige Strassen weiter und amüsieren uns ab dem wilden Treiben, bis es uns zurück ins Hotel zieht, wo wir auf der Dachterrasse den Abend ausklingen lassen. Morgen soll es bereits früh mit dem Bus weitergehen und wir wollen für die lange Fahr ausgeruht sein.

