Kategorien
Malaysia

Wildnis im Taman Negara

Mit dem Minibus werden wir direkt am Hafen in Kuala Besut abgeholt und 8h in den Nationalpark Taman Negara gefahren. Hier wollen wir die nächsten drei Nächte die Gegend erkunden und einige Touren machen, von denen wir gehört haben. Der Nationalpark ist über 130 Millionen Jahre alt und somit einer der ältesten Primärwälder der Erde. Er beherbergt Tiere wie etwa den Ghost Leopard, Tapire, Tiger, Elefanten und wohl hunderte andere Arten. Zuerst entscheiden wir uns, einige der Wanderwege selbst zu erkunden und so wandern wir fast 6 Stunden im Gebiet nahe am Fluss herum. Ein Teil der Strecke führt über ausgebaute Stege, die durch den Wald führen. Stellenweise sind die Stege von umgestürzten Bäumen oder Erdrutschen beschädigt und anstelle einer Reparatur werden oft kleine Pfade um das Hindernis herum angelegt, anstatt dieses zu beseitigen und zu reparieren.

Uns macht die Wanderung über Stock und Stein aber grossen Spass, obwohl es extrem heiss ist und die hohe Luftfeuchtigkeit uns zum Schwitzen bringt. Da bereits viele Leute unterwegs sind, ist es schwierig, Tiere zu sehen und daher beschränkten sich unsere Sichtungen auf einige farbige Vögel, einen grossen Specht, viele Insekten und einen Tausendfüssler, der beinahe 30cm misst.

Der Canopy Walk ist eine Art Hängebrücke, die wir in 50 Metern Höhe in den Baumkronen des Regenwaldes überqueren. Die schmalen Planken mit den beidseitig befestigten Netzen, führen uns von Baum zu Baum. Dabei müssen wir darauf achten, dass wir jeweils einen gewissen Abstand einhalten und nicht stehen bleiben, da direkt vor und auch nach uns die nächsten Leute über die wackelige Konstruktion laufen. Einige der Bäume um uns herum sind nochmals viel höher als wir uns aktuell befinden. Wir schätzen die höchsten Baumkronen auf über 70 Meter, was von unten oft nicht erkennbar ist, da das dichte Geflecht von Lianen, Sträuchern und kleineren Bäumen die Sicht auf die Baumkronen verdecken.

Vom Canopy Walk aus führen viele Treppen hinauf auf einen Aussichtspunkt, den wir in der Mittagshitze endlich erreichen. Der Bukit Teresek ist eine kleine Lichtung auf dem erklommenen Hügel, wo sich die Grösse des Nationalparks erahnen lässt. Wir setzen uns neben den vier anderen Wanderern auf die Steine und geniessen den Ausblick über die Bäume, Berge und Täler des Hinterlandes. Die passende Geräuschkulisse mit den vielen Vögeln, einigen brüllenden Affen und knackenden Bäumen ist einzigartig und lässt alle Gipfelstürmer in völliger Stille innehalten.

Da wir nicht denselben Weg wieder hinuntersteigen möchten, entschliessen wir uns den etwas weiteren Wanderweg zu begehen. Dieser sollte eigentlich nur mit Guide genutzt werden, da uns aber kurz zuvor aus dieser Richtung ein Pärchen entgegengekommen ist, sehen wir dies nicht so eng und steigen langsam über den steilen Weg hinunter. Auf dieser Seite des Hügels sind kaum mehr Treppen und Stege und wenn es einige wenige hat, dann ist es in der Regel sicherer, diese nicht mehr zu nutzen. Der Weg führt uns nach 25 Minuten an einen Fluss, der zu unserem Ausgangspunkt zurückführt. Nur an einigen wenigen Stellen können wir das braune, trübe Wasser erkennen, denn der Dschungel ist so dicht, dass man nur einige Meter abseits des Pfades etwas sehen kann. Auf unserem Rückweg finden wir immer wieder riesige Fussspuren und wir wundern uns, welches Tier diese wohl hinterlassen hat. Noch einiger Zeit ist es jedoch klar: Elefanten! Diese haben nämlich vor wenigen Tagen den gleichen Weg genutzt und haben neben den grossen Spuren auch biologischen Dünger hinterlassen. Wir haben bereits bei unserer Ankunft an einem Anschlagbrett im Park gelesen, dass vor 10 Tagen drei Elefanten gesichtet wurden.

Für den Abend haben wir uns eine Nachtsafari auf dem Fluss gebucht. Zuerst wollen wir uns aber noch etwas stärken nach der langen Wanderung und so geniessen wir in einem Floating-Restaurant ein leckeres Abendessen. Im Restaurant fällt uns sofort auf, dass viele Aquarien neben den Tischen und auf dem Boden ein abgedecktes Becken stehen. Nachdem wir unser Interesse an den Fischen bekundet haben und nach den Fischnamen gefragt haben, kommen wir umgehend ins Gespräch mit den beiden Betreibern des Restaurants. Es stellt sich heraus, dass beide sehr gerne angeln und die Fische hier eine Art Geldanlage sind. Im grossen Becken direkt neben unserem Tisch halten die beiden etwa 12 Fische unterschiedlicher Grösse. Sie geben an, dass sie pro Fisch des «Golden Masheer» etwa 700 Ringgit erhalten. Der Fisch ist mit der Angelroute extrem schwer zu fangen, da er weit im Dschungel in abgelegenen Flüssen lebt und dazu noch sehr scheu ist. Gemäss den beiden wird der Golden Masheer als sehr kampfstarker Fisch beschrieben. Natürlich kommen wir nicht darum zu fragen, ob sie auch Touren anbieten, um eines dieser Exemplare zu fangen. Mit einem Lächeln lässt uns der Sohn wissen, dass eine Tour drei Tage dauere und wir dazu im Dschungel übernachten müssten.

Direkt am Restaurant werden wir von unserem Boot abgeholt und die Nachtsafari beginnt in völliger Dunkelheit. Kurz nach dem Ablegen schaltet unser Bootsfahrer den Motor aus und leuchtet die beiden Ufer ab. Nach einigen Minuten entdeckt er bereits ein erstes Augenpaar, welches sich beim Näherkommen als kleinen Otter im Wasser herausstellt. Wir sind gespannt, was uns noch erwartet, denn von anderen haben wir gehört, dass oft Elefanten, Affen, Hirsche und vieles mehr gesichtet werden. Anscheinend hat unser Glück aber heute einen freien Abend, denn ausser zwei riesigen Kröten (so gross wie ein menschlicher Kopf) sehen wir auf unserer Safari nichts.

Wir geben nach dem kleinen Misserfolg vom Vortag aber nicht so schnell auf und so werden wir bereits um 7.30 Uhr von unserem Guide zur Vogelbeobachtung abgeholt. Mit ihm Auto fahren wir ins Hornbill-Valley und der gesprächige Guide erzählt uns unteressen einiges über Land, Leute, die Regierung und vieles mehr, bis wir den ersten Stopp erreichen. Im dichten Nebel sehen wir einige Umrisse von Bäumen und hören viele Vögel um uns herum. Leider verzieht sich der Nebel nicht innerhalb nützlicher Frist und wir machen uns auf zu den nächsten Spots.

Aus dem Auto heraus können wir einige kleine Vögel beobachten, die unser Guide natürlich alle kennt und wahrscheinlich auch mit allen per Du ist 😊 Neben einem Adler und einem fliegenden Vogel in grosser Distanz, sehen wir leider nichts mehr. Hören können wir aber die Hornbills. Der Helmet Hornbill hat eine spezielle Art, auf sich aufmerksam zu machen. Insgesamt 21 Mal gibt er ein «Gaag» von sich, welches immer schneller wird. In der Schlussphase hört es sich an, als ob er lachen würde. Dieser kleine Aufsteller ist leider der einzige, den wir auf der Tour erleben und so gehen wir etwas niedergeschlagen zurück ins Hotel.

Auch jetzt lassen wir uns noch nicht entmutigen und gehen zum nahegelegenen Wild-Beobachtungs-Hochsitz. Hier sitzen wir 2 Stunden still da und horchen den Geräuschen um uns herum. Eichhörnchen, Affen und tausende Insekten ziehen an uns vorbei und wir bleiben weiter im Hochsitz sitzen.

Ein lautes Kreischen direkt neben unserem Turm ertönt und wir versuchen die Tiere zu sehen. Wir nehmen an, dass es sich wohl um Affen handeln muss, da wir ähnliche Geräusche von ihnen schon gehört haben. Nachdem wir aber nichts erkennen können, setzen wir uns wieder hin und warten gespannt ab. Über unseren Köpfen fliegen plötzlich zwei grosse Vögel vorbei und landen auf einem Baum direkt gegenüber. «Yes!! Doch noch Hornbills gesehen!» sagen wir zueinander und klatschen ab. Da alles viel zu schnell ging und wir kein Foto machen konnten, haben uns netterweise Jäni und Sheena ihre Hornbill-Bilder geschickt, die sie auf ihrer etwas erfolgreicheren Tour gemacht hatten.

Für den Abend haben wir erneut eine Nachttour gebucht. Diese Mal aber quer durch den Dschungel. Begleitet werden wir von einem jungen Guide, der ein gutes Auge für sein «Office» hat. Während den zwei vorangegangenen Tagen sind wir mehrfach die Strecke gelaufen, die wir nun in der Nachttour gehen und haben dabei so gut wie nichts gesehen. Viele Tiere sind nachtaktiv und kommen erst aus ihren Verstecken, wenn es dunkel ist. So auch heute Abend! Nach wenigen Metern zeigt uns Copy (unser Guide) eine kleine grüne Schlange in einem Baum. Keine 2 Meter neben uns. Direkt daneben eine Stabheuschrecke.

Beim Aussichtsturm, an dem wir zuvor 2 Stunden gesessen sind, schleicht sich ein kleiner Hirsch durch das Gebüsch und zurück auf dem Steg findet Copy eine sehr kleine blaue Schlange, ungefähr so gross wie Benjis Hand. Er erzählt uns, dass die Coral Snake zu den 10 giftigsten Schlangen der Welt zählt, welche hier 30cm neben unserem Steg liegt. Angriffslustig ist sie aber nicht und daher besteht für uns keine Gefahr. Im Gegenteil. Die Schlange hat ihren Kopf schützend unter ihrem Körper vergraben und lässt das Bestaunen der Touristen über sich ergehen.

Etwas weiter vorne im Office von Copy bittet er uns, die Lichter auszuschalten. Mit Schwarzlicht leuchtet er einen Baumstamm an. Überall leuchten kleine weisse Stellen auf. Bei näherer Betrachtung sehen wir, dass es sich hier um kleine Skorpione handelt. Gleich um die Ecke zeigt Copy uns anschliessend deren Verwandte. Drei grosse Skorpione leuchten im Schwarzlicht ganz weiss auf. Ihre Körper leuchten wegen einer chemischen Substanz, die auf ihrer Haut liegt.

Die Nachttour endet mit der Sichtung eines grossen Tausendfüsslers, wie wir ihn bereits am Tag gesehen haben. Copy gibt uns an, dass sie zwar Tausendfüssler genannt werden, aber in Wahrheit nur 720 Beine haben. Für uns geht eine spannende und erlebnisreiche Zeit im Taman Negara Nationalpark zu ende und wir bereiten uns im Kopf bereits auf den nächsten Dschungel vor…..