Am 4. Februar 2023 ist es endlich soweit: wir können unsere Reise ‹fertigmachen›, die wir damals im Frühling 2020 wegen Corona abrupt beenden mussten. Der Plan ist es, von Bangkok aus Richtung Süden durch Thailand nach Malaysia zu reisen. Vielleicht gibt es am Schluss noch einen Abstecher nach Borneo, wer weiss. Wer uns kennt, der weiss, dass wir sehr spontan reisen und sich noch Einiges ändern kann. 😉
Nun geht’s los! Nach 10 Stunden Flug direkt ab Zürich erwartet uns Bangkok um 06.30 Uhr Ortszeit mit 34° Celsius und einer hohen Luftfeuchtigkeit. Sofort werden die Kleider gewechselt und ein Taxi mit Klimaanlage bestellt. 30 Minuten später stehen wir auch schon in der Lobby unseres Hotels in Chinatown. Da der Schlaf auf dem Fug etwas zu kurz gekommen ist, legen wir noch eine kurze Pause im Zimmer ein und gönnen uns nochmals ein paar Stunden Schlaf, bis uns eine ehemalige Austauschschülerin aus Thailand, die Sändy kennt, abholt. Die beiden haben sich am Gymnasium Interlaken kennengelernt, als Mook ein Austauschjahr machte. Nach mehr als 10 Jahren treffen sich nun die beiden wieder in der riesenmetropole Bangkok, wo Mook uns eine Stadtbesichtigung angeboten hat. Auch ihr Freund Tum ist mit dabei. Die beiden sind uns sofort sehr sympathisch, was das Mittagessen im Chinesischen Restaurant zum spannenden Austausch zwischen zweier unterschiedlichen Kulturen macht. Neben den gemeinsamen Erlebnissen aus vergangener Zeit, tauschen wir uns auch über Kultur, Sport und Berufsleben aus. Die beiden spezialisieren sich aktuell in ihren Berufen und besuchen dazu erneut die Universität. Mook ist Zahnärztin und Tum ist Chirurg.
Nach unserem spannenden Mittagessen geht es direkt weiter durch einige kleine Gassen, die komplett überfüllt sind mit Verkaufsständen, Essensständen und Leuten aller Herkunft. In Schlangenlinie gehen wir und bestaunen die bunte Umgebung und lassen uns von den unterschiedlichsten Gerüchen berieseln. Naja. Nicht jeder Geruch in der Grossstadt ist angenehm und in Kombination mit den ausgehängten Esswaren haben die Neuankömmlinge teilweise etwas Mühe 😉. Die Auslagen reichen von Süssigkeiten, über Früchte, Fleisch und sehr viel Fisch bis zu Haifischflossen. Diese werden besonders in Chinatown als Delikatesse und Aphrodisiakum angepriesen und in unterschiedlichsten Varianten angeboten. Die enorme Menge, die wir in unseren ersten Tagen gesehen haben, lässt uns nachdenklich werden.
Nach dem Fussmarsch durch die Märkte gelangen wir zu einem Schiffsanleger, wo wir mit dem Flusstaxi zum Wat Arun gelangen. Der Tempel Wat Arun ist ein buddhistischer Tempel der Ersten Königsklasse. Die vier kleineren Türme reihen sich um den ca. 80 Meter hohen Hauptturm in der Mitte. Alle Türme sind mit hunderten Verzierungen bemalt und Porzellanstücke lassen den Tempel im Sonnenlicht strahlen. Tum ist ebenfalls Buddhist, so wie ein grosser Teil der Thailändischen Bevölkerung und erzählt uns, dass jeder junge Mann mindestens zwei Wochen in einem Tempel als Monk (Mönch) leben muss. Dabei sind Meditationen, Gesänge und das Schlafen im Tempel ein wichtiger Bestandteil. In den folgenden Tagen bestätigt sich diese Auskunft immer wieder, denn neben den «alten» Mönchen, so wie man sich diese vorstellt, treffen wir überall auf junge Männer in orangenen Gewändern und kahl rasierten Köpfen.
Die kurze Überfahrt über den Fluss lässt uns etwas abkühlen. Mittlerweilen ist es 14 Uhr und die Sonne scheint. Wir versuchen bei 34° Celsius unseren Flüssigkeitsverlust mit Wasser auszugleichen, was teilweise so schwer fällt, sodass eine Kühlpause in einem kleinen Kaffee mit Klimaanlage eingelegt werden muss. Unsere beiden Reiseführer leiten uns im Anschluss weiter zum Wat Poh. Eine etwas kleinere Tempelanlage mit vielen Skulpturen, Buddhas, und gepflegten Gärten. Als Hauptattraktion liegt ein 46m langer Buddha in Seitenlage in einem grossen Gebäude. Mook und Tum gehen in jeden der Tempel mit uns mit und führen uns in die Tradition und die Gebetsweisen ein.
Das Siam Museum liegt auf dem Weg zum geplanten Ort für unser Abendessen und so werden wir von den beiden in die Geschichte, Lebensweis und Traditionen der Thai eingeführt. Unter dem Motto «Is this thai» zeigt die Ausstellung den Einfluss von den unterschiedlichsten Kulturen, wie etwa den Chinesen, Indern, Japanern und auch den Portugiesen. All diese Kulturen und Menschen haben zur heutigen Lebensweise beigetragen und zeigen, wie die Thai alles adaptieren und oft humorvoll in ihrer Weise weiterleben.
Unser erster Tag findet seinen Abschluss in einer- wie könnte es auch anders sein- Shoppingmall, wo wir in einem Restaurant in der 8. Etage einen unglaublichen Blick auf die Skyline der Stadt haben und dazu verschiedene Thai-Spezialitäten verkosten können. Da Tum uns grundsätzlich alles zeigen und probieren lassen möchte, bestellt er für uns vier deren neun verschiedene Gerichte. Typisch für die Thai sind die vielen Teller auf unserem Tisch und als Sändy aus Versehen auch noch eine grüne Chili isst, wurden sie offiziell als Thai akzeptiert.
Nach unserem erlebnisreichen ersten Tag haben wir uns für den zweiten ein etwas ruhigeres Programm zusammengestellt, welches jedoch bereits zu Beginn verworfen werden muss. Der Jetlag sitzt doch tiefer als gedacht und da der Wecker nicht gestellt wurde, wird das Frühstück zum Mittagessen. Gestärkt starten wir unsere Fahrradtour durch einen der riesigen Parks inmitten der Hochhäuser und verweilen in den Restaurants. Bei unseren Pausen planen wir unsere nächsten Tage und die Weiterreise ab Bangkok. Für den kommenden Tag haben wir uns zu einer Free Walking Tour angemeldet. Am Abend gönnen wir uns noch eine traditionelle Thai-Massage, die sehr wohltuend war. Die Thais waren nicht ganz vorbereitet auf Benjis Masse!
Die Walking Tour startet nur zwei U-Bahn-Stationen weiter und der etwas ältere Guide ist schnell gefunden. Unerwartet pünktlich startet wir durch die Oldtown in Richtung Grand Palast. Wir erfahren, dass im 17. Jahrhundert der damalige König alle Chinesen ausquartiert hat und diese eine neue Siedlung erbauen mussten. So entstand das heutige Chinatown. Zudem wurden auch die Inder in einen separaten Stadtteil versetzt und die eingetroffenen Portugiesen ebenso. Die Einflüsse dieser Kulturen leben noch heute in jedem der Stadtteile weiter und spiegeln sich auch im Essen wieder. Free Walking Touren werden übrigens in fast allen Städten der Welt angeboten und bieten von lokalen Guides spannende Infos über Land, Leute und Geschichte.
Bei einer gemütlichen Flussfahrt entfliehen wir der Hitze des Tages und landen anschliessen im grössten Blumenmarkt von Bangkok. Der Markt befindet sich in mehreren Hallen und ist gefüllt mit Blumengestecken, Schnittblumen, Dekoration und vielem mehr. Nachmittags ist hier nicht so viel los, wie Abends oder um Mitternacht, wenn die frischen Blumen geliefert werden. Daher können wir die Auslagen mit gemütlichem Tempo durchsehen und decken uns bei dieser Gelegenheit auch gleich mit vielen Früchten wie Bananen und Mangostane ein, damit wir genügend Proviant für die Weiterreise nach Kanchanaburi am folgenden Tag haben. Während dem Schreiben dieses ersten Blogbeitrages fällt uns ein, dass wir Hotel und Transport für Morgen wohl bald auch noch buchen sollten!