Kategorien
Borneo

Semporna & Pom Pom Island

Unsere letzte Destination auf Borneo befindet sich an der Ostküste Sabahs bei Semporna. Bereits im Reiseführer werden wir vorgewarnt, «dass man Semporna am liebsten links liegen lassen will, wären da nicht die einzigartigen Tauchreviere, die zu den besten der Welt gehören». Es stellt sich heraus, dass diese Vorwarnung nicht von ungefähr kommt. Die Stadt ist leider so verschmutzt, wie wir es sonst nie auf der Reise gesehen haben. Beim kleinen Spaziergang zum Meer, laufen wir über einen Steg und können vor lauter Abfall den Meeresboden nicht mehr sehe. Semporna ist auch sehr von Armut betroffen und es gibt viele bettelnde Kinder, die nach Geld oder Essen fragen. Ein Taxifahrer erklärt uns, dass relativ viele Menschen illegal von den direkt nordöstlich angrenzenden Philippinen einwandern. Trotz allem hat sich Semporna in den letzten zwei Jahrzenten zur chinesischen Touristenhochburg entwickelt und dies vor allem wegen den Tauchrevieren. Bei unserem kleinen Spaziergang bemerken wir schnell, dass wir als Europäer hier definitiv die Exoten sind: viele schauen uns neugierig an, grüssen uns oder winken uns freundlich zu. Wir versuchen zwar, die schöneren Seiten von Semporna zu finden, aber ausser einem Essensmarkt und der Uferpromenade (welche voller chinesischer Restaurants und diversen Fischmärkten ist) werden wir nicht wirklich fündig. An einer Ecke entdecken wir eine Art Kleidermarkt, wo die Leute mit uralten Singer Maschinen Kleider nähen. Dort kann Sändy endlich ihren Sarong (für 1 Fr.) reparieren lassen, der unterwegs einen Riss gekriegt hat.

Wir beziehen unsere Unterkunft und haben endlich wieder einmal gutes Wlan, welches wir ausnutzen wollen, da die Stadt sonst leider kaum etwas zu bieten hat. Wir bleiben sowieso nur eine Nacht hier, denn morgen geht es aufs Meer hinaus! Über eine hieransässige Reiseagentur «BikeandTours», welche ein Schweizer führt und uns von anderen Reisenden empfohlen wurde, konnten wir nämlich Last-Minute einen Kurztrip zu einer der vorgelagerten Inseln buchen und zwar nach Pom Pom Island. Wir haben sehr lange überlegt, ob wir diesen Inselaufenthalt buchen wollen, denn es ist sehr teuer, ähnlich wie die Malediven. Nach langem hin und her haben wir uns dann, aufgrund der Tauchreviere, dafür entschieden: wenn wir schon da sind, dann wollen wir es auch auskosten und buchen das 2 Nächte/3 Tage Arrangement. Über Booking oder andere Plattformen ist das Hotel übrigens nicht buchbar. So werden wir gegen Mittag abgeholt und fahren mit dem Speedboat zur ca. 45 Minuten entfernten Insel. Wir sind sehr froh, können wir die Stadt hinter uns lassen können und sind noch etwas skeptisch, ob dieser Aufenthalt wirklich so schön wird, wie angepriesen und ob es das Geld wert sein wird. Von weitem entdecken wir bereits ‘unsere’ Insel und legen am vorgelagerten Holzsteg an, wo sich auch bereits die ersten Wasserbungalows befinden. Mit grossen Augen werfen wir einen Blick ins Wasser hinunter und siehe da: kristallklares Wasser und bereits vom Steg aus sehen wir bunte Korallen, Feuerfische und dergleichen! Uiii, das könnte toll werden… hoffen wir mal, dass das Hotel auch einigermassen okay ist.

Wir werden freundlich beim riesigen Pavillon empfangen und erhalten bereits eine weitere gute Nachricht: wir erhalten ein Zimmerupgrade vom Gartenbungalow zum Strandbungalow – juhui! Das nehmen wir natürlich sehr gerne an und begeben uns sogleich zu unserem Bungalow. Wir erfahren, dass die Unterkunft zurzeit nur von ca. 30 Personen beherbergt. Vor Corona waren hier ca. 150-200 Gäste üblich, doch der Tourismus fängt hier erst langsam wieder an. Die Strandbungalows sind sehr grosszügig gebaute Holzhäuschen direkt am Strand umgeben von weissem Sand und Palmen. Unsere Stimmung hebt sich mit jeder Minute in der wir hier sind mehr!

Nach dem Bezug des Zimmers geht’s zurück ins Pavillion, um am grossen Buffet Mittag zu essen. Mal schauen, ob es hier auch ein paar gute vegetarische Optionen hat. Wir werden freundlich zu unserem Tisch begleitet und der Kellner teilt uns mit, dass die vegetarischen Gerichte demnächst serviert werden (die Reiseagentur hatte dies bereits so vorangemeldet). Wie sich herausstellt, wird Benji für die nächsten 3 Tage im kulinarischen Himmel schweben: jedes Mal erhalten wir 4 Platten vegetarisches Essen, das wir als eines der besten Vegi-Essen von Asien einstufen! Mit dem hätten wir nicht gerechnet, denn oft erhalten wir auch sehr kreative Fleischersatzprodukte, wie wir sie vorher noch nie gesehen haben.

Am Nachmittag schnappen wir unsere Schnorchelausrüstung und laufen ans Ende des Piers, um ins kristallklare Wasser zu hüpfen. Schon nach einer Minute sehen wir einen Schwarm Batfish und 5 Feuerfische. Wir manövrieren uns vorsichtig um die Fische herum, denn das Wasser ist beim Steg nur ca. 2m tief und gelangen dann zur Riffkante. Dort schnorcheln wir am liebsten, denn so hat man einerseits das Riff in direkter Nähe und kann trotzdem auch weiter runter und ins Blauwasser schauen (für den Fall, dass ein grösseres Tier vorbei schwimmt). Nach einer Weile zieht Sändy nervös an Benjis Arm, denn sie hat eine Meeresschildkröte entdeckt – und zwar keine kleine! Es wird nicht bei dieser einen bleiben und wir entdecken weitere 4 Schildkröten, die gemütlich relativ nah von uns durchs Riff schwimmen. Wow! Wir finden heraus, dass hier die vom Aussterben bedrohte Green Turtles und Karettschildkröten oft ihre Eier am Strand ablegen und demnach des Öfteren anzutreffen sind. Wir sind sehr beeindruckt von ihrer Grösse, denn ihr Panzer ist locker 1m lang. Wir sind begeistert vom Riff und seinem Artenreichtum und lassen den Tag auf den Liegestühlen und in unserer Hängematte vor unserem Bungalow ausklingen.

Für den nächsten Tag konnten wir einen Schnorchel- und Tauchtrip organisieren. Zusammen mit einer anderen Familie besteigen wir das Boot und begeben uns zum ersten Schnorchelplatz bei der Nachbarsinsel Matakin. Sofort nachdem wir ins Wasser gesprungen sind und uns mit unserer Taucherbrille umsehen, wird für uns schnell klar: das ist wahrscheinlich das schönste Riff, das wir je gesehen haben. Wir beide sind ja schon an einigen Orten getaucht oder geschnorchelt (z.B. Ägypten, Australien, Costa Rica, Maledive etc.), aber das, was wir hier sehen, ist absolut einmalig. Das Riff ist so farbig, hat eine so grosse Vielfalt an Hart- und vor allem Weichkorallen, wie wir es noch nie zuvor gesehen haben. Die Sichtweite ist aufgrund des kristallklaren Wassers so gut, dass wir bis weit in die Tiefe blicken können. Mit dem haben wir nicht gerechnet! Wir haben zwar im Vorfeld wie gesagt gelesen, dass das Dreieck bei Sipadan zwischen Indonesien, Malaysia und Indonesien zu den artenreichsten marinen Lebensräumen der Welt zählt, doch wenn man es dann mit eigenen Augen sieht, dann ist das nochmals etwas ganz anderes. Wir können unser Glück kaum fassen und versuchen, jeden Moment in uns aufzusaugen.

Etwas später machen wir einen kurzen Zwischenstopp bei einer Sandbank in der Nähe von Timba-Timba Island, wo wir die Drohne fliegen lassen. Wir glauben, dass wir diesen Fleck Paradies nicht weiter beschreiben müssen, denn die Bilder sprechen für sich!

Gleich in der Nähe dieser Sandbank liegt auch unser nächster Wasserstopp: jetzt ist Tauchen angesagt! Zusammen mit dem Guide taucht Sändy der Riffkante entlang, während Benji schnorchelnd die beiden von oben beobachtet und begleitet. Selbst in rund 20m Tiefe ist das Riff wunderschön und die beiden Taucher entdecken sogar zwei der seltenen Ghostpipe Fische, welche wie ein Mix aus Seepferdchen und Seegras aussehen und schwer zu finden sind. Immer wieder stellen wir Blickkontakt her und zeigen einander trotz der grossen Distanz zwischen uns Dinge, die wir erblicken. Insgesamt sehen wir 7 Meeresschildkröten, die sich zwischen uns im Riff tummeln und friedlich fressen. Erneut freuen wir uns darüber, dass wir nach Pom Pom Island gekommen sind und so viel Schönes sehen und erleben dürfen.

Die restliche Zeit auf der Insel verbringen wir mit Lesen, Strandspaziergängen und Schnorcheln direkt vor unserer Haustüre. Wie wir ganz am Schluss feststellen, befindet sich übrigens keine 10m vor unserem Bungalow ein grösseres Meergrasareal, wo die Schildkröten das Gras fressen. Wär hätte gedacht, dass sie sich wahrscheinlich die ganze Zeit über so nah von uns aufgehalten haben. Wir sind froh, dass wir den Inseltrip gebucht haben und es war definitiv jeden Franken wert. Wir versuchen, all die schönen Inselmomente zu speichern und werden Pom Pom Island lange in Erinnerung behalten!

Unsere Zeit auf Borne ist nun leider vorbei und für uns geht es zurück nach Malaysia. All die einzigartigen Tierbegegnungen, die spannenden Gespräche mit den Einheimischen und unsere Erlebnisse auf der drittgrössten Insel der Welt, sind nicht selbstverständlich. Wir haben zudem sehr viel in unserer Zeit hier gelernt und unsere Sicht auf gewisse Dinge hat sich verändert. Wir haben vernommen, dass auch die hiesige Bevölkerung ständig dazu lernt und die Natur mehr und mehr versteht. Bei vielen unserer Begegnungen konnten wir beispielsweise erfahren, dass die Palmölplantagen nicht nur Fluch, sondern auch Segen sind. Trotzdem ändert sich das Bewusstsein immer mehr in eine nachhaltige Richtung, die hoffentlich die Einzigartigkeit der Flora und Fauna auf Borneo noch für viele Generationen erhält.

Kategorien
Borneo

The Big Five of Borneo

Wildlife am Kinabatangan

Nur ca. 2.5h von Sandakan entfernt, liegt das kleine Dorf Bilit direkt am Kinabatangan River. Der Fluss ist der zweit grösste auf Borneo und entsteht in Kota Kinabalu, wo wir bereits vor einigen Tagen gewesen sind. Er zieht sich 560km quer durch Sabah und mündet im Meer direkt vor Sandakan. Bilit wurde uns von einer Reisenden empfohlen, da sie gehört hat, dass hier regelmässig wilde Elefanten zu sehen sind. Bereits beim Einchecke in unserer Unterkunft wird uns mitgeteilt, dass aktuell Elefanten in der Nähe sind und daher alle Wanderungen und Nachtaktivitäten abgesagt sind. Die einheimischen schätzen zwar die Tiere sehr, haben aber auch grossen Respekt oder eher ein wenig Angst vor ihnen. Dies merken wir während diversen Gesprächen und Aktivitäten, die wir hier unternehmen.

Direkt nach unserer Ankunft steht bereits einer unserer Programmpunkte an, weshalb wir hierhergekommen sind. Die Flusstour in einem der vielen Ausflugsboote startet bereits kurz nach 4 Uhr. Von unserer Unterkunft an den Fluss laufen wir ca. 500m bis ans Wasser. Hierbei werden wir von zwei Einheimischen begleitet, da die Gefahr von Elefanten immer noch besteht. Auf dem Weg zeigen sie uns die Pfade, die von Elefanten angelegt wurden und wir sehen, wie schon einige Male auf unserer Reise, den Kot der Riesen. Anscheinend sind die Tiere letzte Nacht direkt durchs Dorf gelaufen und haben in den Gärten und in den angrenzenden Waldgebieten einiges niedergetrampelt. Die Spuren der Tiere freuen uns, denn so besteht die Chance diese später am Flussrand zu beobachten. Die Guides hingegen schauen sich ständig um und möchten, dass wir schneller laufen.

Zu Beginn geht es einige hundert Meter Fluss aufwärts, da heute früh die Elefanten dort gesichtet worden sind. Leider aber keine Spur der Dickhäuter und so geht es weiter in die andere Richtung. Ca. 10 Boote sind unterwegs und suchen nach Tieren in den Bäumen und am Ufer. Neben einigen Vögeln und der mittlerweile für uns «normalen» Makaken Affen finden wir nichts Spannendes. Doch dann schliessen wir uns zwei anderen Booten am Ufer an und suchen die Baumkronen nach Bewegung ab. Da sind sie auch schon! Eine grosse Gruppe von Nasenaffen hängen im Baum. Zuerst sehen wir nur einige Weibchen und einzelne kleine Tiere. Doch dann erscheint das Alphatier. Unser witziger Guide beschreit den Unterschied sehr exakt. Das Männchen hat eine grosse Nase, einen riesigen Bauch und eine rote Chili zwischen den Beinen.

Während wir den Fluss hinunterfahren, fliegen immer wieder Vögel über unsere Köpfe. Von kleinen Schwalben bis zu riesigen Adlern sehen wir fast alles, was am Fluss lebt. Doch unsere Aufmerksamkeit gehört definitiv den vielen Hornbills, die auf die andere Seite fliegen, um dort zu übernachten. Wir erfahren, dass sie morgen in der Früh wieder zurückfliegen, um dort zu fressen. Die grossen Vögel ziehen immer mindestens zu zweit weiter und rufen jeweils einander zu. Da wir dies bereits kennen und genau wissen wie sich ein Hornbill anhört, finden wir die Tiere in den Bäumen sehr schnell.

Kurz nach dem Eindunkeln fahren wir langsam zurück und achten dabei genau auf die beiden Ufer. Alle Boote und deren Passagiere warten gespannt auf die Begegnung mit den Elefanten, die natürlich während der ganzen Fahrt im Hinterkopf warten. Wir warten in der Mitte des Flusses und starren gespannt in Richtung eines kleinen Felds mit Zuckerrohr, welches die Tiere sehr gerne mögen. Und dann plötzlich hören wir ein lautes Knacken und sehen die grossen Pflanzen wackeln. Nun ganz ruhig bleiben und weiter beobachten. Direkt unter einem Baum können wir einige Male einen langen Rüssel entdecken, der vom Baum die Blätter abreist. Den Körper sehen wir aber nicht. Leider wird es schnell dunkel und unsere Zeit auf dem Fluss neigt sich dem Ende zu. Was für ein Pech! Unsere Beinahe-Begegnung wird natürlich während des Abendessens mit den anderen Touristen intensiv besprochen und natürlich haben wir uns direkt alle wieder angemeldet um am Morgen um 6 Uhr die nächste Tour zu machen.

Die Morgentour verläuft ähnlich wie die letzte. Wir beobachten viele Tiere in den hohen Bäumen und sehen neben den Nasenaffen auch noch kleine Krokodile. Die grossen Krokodile haben anscheinend keine Lust auf die Sonne und bleiben lieber im Wasser als auf den Sandbänken sich zu wärmen. Die Reptilien werden hier bis zu 7 Meter gross.

Kurz darauf machen wir einen weiteren Stopp und Aslan schaut angestrengt in die Bäume hoch. Und siehe da, plötzlich sehen wir es auch: wir entdecken tatsächlich zwei Orang-Utans, die gemütlich in den Bäumen hangen! Wow, was für ein Anblick! Zwar sind sie etwas weit weg von uns, doch ihre grossen Armen und das orange-braune Fell sind gut erkennbar. Wir schätzen uns wahnsinnig glücklich, dass wir nach den ‘semi-wild’ Orang-Utans in Kuching nun doch auch noch komplett wilde gesehen haben. Diesen Anblick werden wir lange in Erinnerung behalten!

Wer auf Borneo kommt, der hat ein Ziel: Die «Big Five» zu sehen. Dies sind Orang-Utans, Hornbill, Krokodile, Nasenaffen und Elefanten. Aktuell fehlt uns aber noch das seltenste Tier in der Liste und so buchen wir natürlich eine weitere Abendtour, da wir auch dieses Mal kein Glück hatten.

Nun muss es doch klappen, denken wir bevor wir erneut in das Boot steigen. Die ganze Crew, die immer die gleiche ist und zwischenzeitlich ein gemeinsames Ziel verfolgt, spricht sich gegenseitig Mut zu und feuert unseren Guide an. Aslan unser Käpten will natürlich auch, dass wir endlich die Tiere zu Gesicht bekommen, verweist aber immer wieder darauf, dass dies Natur sei. Natürlich nehmen wir den jungen Malaien immer wieder hoch, denn er hat uns bei unsere ersten Fahr gesagt, dass er «the king of the jungle» sei. Dies muss er nun unter Beweis stellen!

Mit seinem ganzen Wissen versucht er bei allen Tierbegegnungen zu Punkten und uns auch etwas von den Elefanten abzulenken 😊Wir hören ihm gespannt zu und er macht seinen Job super. Wenn man bedenkt, dass er in der Lodge erst vor 3 Monaten als Tellerwäscher angefangen hat und mittlerweile die Bootstouren als 21-jähriger leitet, dann flösst uns das definitiv Respekt ein!  Auch diese Fahrt ist wie die letzten ein riesiges Erlebnis. Noch mehr Tiere finden wir gemeinsam und die Crew ist bei bester Laune, als kurz vor dem Sonnenuntergang ein Boot an uns vorbeifährt und Aslan ein Zeichen gibt. Mit Vollgas geht es Flussaufwärts zu einer Gruppe von anderen Booten. Genau an der gleichen Stelle, an der wir am Vortag eine Beinahe-Begegnung hatten, stehen sie nun. Drei Elefanten können wir inmitten der Zuckerrohrpflanzen erkennen. Wow!!! Was für ein Anblick. Keine 10 Meter entfernt beobachten wir die Tiere beim Essen und Trampeln. Die Elefanten scheint es aber nicht zu stören und posieren weiter für die vielen Fotos.

Überglücklich und mit einem riesigen Lächeln im Gesicht machen wir uns auf den Rückweg zu unserer Unterkunft, wo die ganze Crew zusammen isst und sich über das Erlebt austauscht. «The big five» an nur einem Tag an einem Ort in Borneo! Der Kinabatangan hat uns definitiv ein riesiges Highlight beschert und unser Guide wird abends offiziell zum «king of the jungle» gekrönt. Fast schade, dass es morgen für uns bereits weitergeht in Richtung Semporna. Eines der besten Tauchreviere der Welt!

Kategorien
Borneo

Kota Kinabalu & Sandakan

Wir reisen nun nördlich in den zweiten malaiischen Staat auf Borneo namens Sabah. Der erste Stopp führt uns in die Stadt Kota Kinabalu, von wo aus die meisten Touristen den 4000m hohen Mount Kinabalu besteigen. Da eine solche Besteigung jedoch nur mit Guide gemacht werden kann und extrem teuer ist, entscheiden wir uns gegen eine solche Tour. Stattdessen wollen wir Kota Kinabalu und die Umgebung etwas näher erkunden. Bei unserer Recherche finden wir jedoch nicht allzu viele Infos dazu. Generell haben wir in Borneo etwas Mühe herauszufinden, welche Ortschaften am sehenswertesten sind und wie unsere Route aussehen könnte. So planen wir alles recht spontan vorweg und hoffen, dass wir unterwegs den einen oder anderen Tipp von Reisenden oder Lokalen erhalten.

Von einem Einheimischen aus Kuching haben wir erfahren, dass Kota Kinabalu berühmt für seinen Seafood ist. Tatsächlich befindet sich zwischen unserem Hotel und dem Meer eine grosse Hafenanlage, wo die Fischer ihren Fang anbieten. Scheinbar trocknen sie auch direkt dort einen Grossteil der Shrimps, denn der Geruch, der vom Hafen zum Hotel weht, ist bestialisch.

Wir schlendern trotz des intensiven Geschmacks in der Umgebung umher, wir haben nämlich eine Mission: wir müssen unbedingt Wäsche waschen! Nach kurzer Zeit finden wir einen recht modernen Waschsalon mit Waschmaschinen und Tumbler. Nach nur einer Stunde ist unsere Wäsche frisch gewaschen und getrocknet. Das war effizient und auch sehr günstig. Für zwei Säcke Kleider haben wir hier so viel bezahlt, wie das Waschen von gerade mal 2 T-Shirts im Hotel gekostet hätte!

Wir bringen nur kurz unsere Kleider ins Hotel und gehen sogleich wieder weiter, denn wir haben einen grossen Sonntags-Märit entdeckt und den wollen wir erkunden. Die Strasse ist von vielen blauen Zelt-Pavillons übersäht und wir schlendern gemütlich hindurch. Es wird hier alles angeboten: über Markenkleider (same same but different), Plüschtieren bis hin zu echten Tieren wie Vögelchen, Aquarienfischen, Hasen und sogar Katzen- und Hundewelpen findet man hier alles. Da wir gerade keinen Zoo ausstatten wollen, kaufen wir ausser ein paar Bananen nichts.

Am Nachmittag ist Entspannung angesagt und wir wollen uns mal wieder eine Massage gönnen (es ist schon ewig her, seit der besten Massage in Langkawi). Schnell finden wir einen gut bewerteten Massagesalon und lassen uns je für eine Stunde durchkneten. Das tat gut! Danach geht das Beauty Programm weiter, denn der Bärtige von uns «het’s la tschädere» und hat nun dringend einen Barber und Friseur nötig. Wir finden einen guten Bart- und Coiffeursalon und Benji legt sich unter die Rasierklinge. Da hier eigentlich alle Leute schwarze Haare haben, fragt ihn die Angestellte, ob das denn seine ‘natural haircolour sei’. Mit Stolz bestätigt Benji dies und ergänzt: «brown, with a little bit of silver». 😉

Nun knurrt der Magen und wir machen uns auf Essenssuche. Per Zufall laufen wir nach dem Barber direkt in einen der grössten Streetfood Bazars hinein. Wiederum sind dutzende blaue Zelte aufgestellt, dieses mal wird aber ausschliesslich Essen angeboten. Wir erfahren, dass dieser Markt speziell ist, weil er nur während dem Ramadan existiert. Da die muslimischen Einwohner:innen zur Zeit fasten und vom Sonnenauf- bis untergang nichts essen und trinken, nützen viele von ihnen diesen Essensmarkt: am Ende des Nachmittag decken sie sich mit leckerem Essen ein, welches sie dann später zu Hause oder am Meer essen, sobald die Sonne unter gegangen ist. Da es gerade ca. 17.30 Uhr ist, also kurz vor Sonnenuntergang, ist der Markt proppenvoll und die Garküchen laufen auf Hochtouren. Auch wir decken uns mit unterschiedlichen Speisen ein, die wir für ein paar wenige Ringgit kaufen. An einem anderen Stand kaufen wir eine Flasche frisch gepressten Sugarcane Saft. Es ist wirklich sehr lecker und authentisch!

Am nächsten Tag wollen wir ein wenig wandern gehen und suchen uns auf google maps eine entsprechende Rundwanderung um einen See heraus. Dieses Ziel entpuppt sich jedoch als Reinfall, denn die Wege und das ganze Areal wird scheinbar gerade renoviert. Wir wählen recht willkürlich einen anderen Hügel aus und grabben uns mit einem Taxi dorthin. Der Taxifahrer versucht uns noch zu warnen, dass dort wirklich nichts sei ausser Natur, aber da wir genau das suchen, lassen wir uns trotzdem dorthin bringen. Wir finden den Eingang zum Pfad auf Anhieb und starten mit der Wanderung. Da mittlerweile die Zeit schon recht fortgeschritten ist, knallt die Sonne ziemlich erbarmungslos vom Himmel. Zudem gibt es nicht allzu viel Schatten, da einige Abschnitte des Weges nicht von Bäumen-, sondern Graslandschaften umgeben sind.

Wir ignorieren die Schweissbäche, die von unseren Körpern fliessen und wandern bis zum Höhepunkt des Hügels. Dort werden wir mit einer wunderschönen Aussicht über Kota Kinabalu belohnt und können sogar die benachbarten kleineren Inselchen sehen. Interessant ist auch zu sehen, dass es bei der Insel direkt gegenüber eine recht grosse ‘Stelzensiedlung’ gibt, Häuser, die direkt im Wasser auf Stelzen gebaut wurden. Wir verweilen fast 2 Stunden dort oben und geniessen die schöne Briese und die Aussicht aufs Meer.

Genau zu diesen Inseln, die wir vom Hügel aus gesehen haben, führt uns der Ausflug am nächsten Tag: wir gehen mal wieder auf einen Schnorcheltrip. Am Pier angekommen erschrecken wir ziemlich, als wir sehen, dass dieser Ausflug höchst touristisch ist: hunderte von Schwimmwestler warten bereits darauf, mit einem Boot abgeholt zu werden. Scheinbar ist dieser Ausflug des Öfteren Teil von grösseren Gruppenreisen. Etwas skeptisch machen wir uns auch parat und wissen nicht genau, was uns da erwartet. «Eh nu, etz isches e so!» Zusammen mit 10 anderen Touristen besteigen wir unser Boot und machen uns auf zur ersten Insel. Jede Person kann sich individuell zwischen 1-4 Inseln entscheiden, die er oder sie besuchen möchte. Wir haben uns für eine 2-Island Hopping Tour entschieden, damit wir genügend Zeit vor Ort haben.

Wir erkunden die Insel ein wenig und finden ein gemütliches Kaffee, wo wir in einer Lounge chillen können. Kurz darauf folgt etwas unerwartetes: es beginnt zu regnen! Eigentlich wollten wir ja schnorcheln, aber wir haben keine Eile und geniessen es, stattdessen in unseren Büchern zu lesen und aufs Meer hinaus zu schauen. Eigentlich wären wir um 12 Uhr weiter zur nächsten Insel gegangen, aber da es dort scheinbar keinen wirklichen Regenunterstand hat, entschliessen wir uns, einfach hier zu bleiben, während die meisten anderen Leute weiter gehen. So verbringen wir fast die ganze Zeit dort, sind mittlerweile alleine, essen etwas Kleines und lesen. Nach dem Mittag kommt sogar die Sonne wieder und wir gehen trotzdem noch schnorcheln. Dies jedoch mit einer gewissen Vorsicht, denn vom Steg aus haben wir eine riesige rötliche Qualle gesehen. Unter Wasser entdecken wir diese zum Glück nicht mehr, jedoch eine andere, aber der Glibberstrang ist ziemlich unbeweglich und so können wir uns nach einer Weile trotzdem entspannen und uns auf die Fische konzentrieren. Es gibt sehr, sehr viele Anemonenblöcke und entsprechend viele Nemos, zudem machen wir sogar zwei Blaupunktrochen aus.

Die Unterwasserwelt wurde hier scheinbar zum Glück noch nicht allzu stark vom Massentourismus in Mitleidenschaft gezogen, was uns sehr freut. Vielleicht liegt es aber auch einfach daran, dass die Korallen weit genug draussen sind, sodass niemand darauf stehen kann. Plastik haben wir jedoch einiges schwimmen sehen auf der Wasseroberfläche, als wir mit dem Boot hierher fuhren. Plastikverpackungen sind hier leider allgegenwärtig und wirklich alles wird mindestens einmal oder zweimal in Plastik eingepackt und von Recyling fehlt jede Spur. Beim Foodmarkt haben wir gesehen, dass Getränke zum Beispiel in einen Plastikbecher gefüllt werden, der mit einem Plastikdeckel geschlossen wird. Dazu gibt es ein Röhrchen und damit man nicht kalte Hände bekommt wegen dem Eis, wird das ganze noch in einen Plastiksack gesteckt. Wenn wir jeweils sagen, dass wir bei unseren Einkäufen keinen Plastiksack wollen, werden wir meist mit grossen Augen angeschaut. Anyway. Der Ausflug war auf jeden Fall besser als erwartet und die Leute haben sich scheinbar sehr gut verteilt. Am Abend gönnen wir uns im italienischen Restaurant eine Pizza und machen uns bereit für die nächste Destination.

Die Stadt Sandakan, welche weiter östlich liegt, wird in unserem Reiseführer nicht gerade gelobt. Trotzdem kommen viele hierhin, da es in der Nähe diverse Wildlife Sanctuaries gibt. Zum einen liegt hier die zweite grössere Organ-Utan Auffangstation von Borneo, zum anderen das Sun-Bear Conservation Center. Wir checken zuerst bei unserer Unterkunft ein, welche ziemlich ausserhalb der unattraktiven Stadt liegt und dafür komplett im Dschungel – das gefällt uns! Von unserem Zimmer aus haben wir einen einmaligen Blick über den Dschungel. Das beste jedoch ist, dass man die Balkontüre auf beide Seiten aufschieben kann, sodass man sogar vom Bett aus direkt in den Dschungel sieht!

Am Nachmittag statten wir dem Sun-Bear Conservation Center einen Besuch ab. Hier werden Sonnenbären aufgenommen, welche früher leider als Haustiere gehalten wurden. Obschon es die kleinste Bärenart ist, die es gibt, werden die Tiere doch grösser und stellen irgendwann eine Bedrohung für ihre Besitzer dar und werden in leidigen Zuständen gehalten. Der Bestand dieser mittlerweile bedrohten Art ist in den letzten 30 Jahren um 30% geschrumpft. Aus diesem Grund wurde dieses Center gegründet. Hier wird einerseits Öffentlichkeitsarbeit geleistet, andererseits will man solche Tiere aufnehmen, aufpäppeln und wenn möglich wieder aussetzen. Dies gelingt leider nicht immer, da manche aufgrund ihrer Unter- oder Falschernährung längerfristig geschädigt sind, sodass sie nicht mehr selbstständig überleben können. Zum Glück gibt es jedoch auch einige Erfolge zu vermerken, denn seit 2015 konnten bereits 12 Bären in der Wildnis erfolgreich ausgesetzt und rehabilitiert werden. Heute gibt es 10 abgezäunte Waldflächen, worin sich insgesamt 43 Sonnenbären aufhalten. Drei dieser Bereiche sind für die Besucher:innen einsehbar und über eine erhöhte Plattform kann man durch die Gegend laufen und die Bären versuchen zu entdecken. Zuerst erblicken wir nur einen Bären, der schläft.

Wir bleiben jedoch noch etwas länger dort und werden für unsere Geduld belohnt, denn sobald die Mittagshitze etwas nachlässt, werden auch die Bären aktiver. Nebst uns ist übrigens auch eine BBC Filmcrew hier, die hier für einen Monat Aufnahmen machen. Sie wollen einen Film über die Orang-Utans und die Sonnenbären drehen und deren Verhaltensweisen aufzeigen. Der Film sollte ca. in einem Jahr verfügbar sein, wir sind gespannt, wie der Film wird!

Am nächsten Tag gehen wir mit dem Taxi in die Stadt, da wir einige Dinge benötigen: zum einen Bargeld (bei unserer Unterkunft kann man nur Bar bezahlen und weit und breit ist kein Geldautomat in der Nähe), zum anderen müssen wir unsere Handy Abos verlängern. Nach erfolgreicher Tat gehen wir sogleich wieder in den Dschungel, denn den Nachmittag wollen wir im sogenannten Rainforest Discovery Center verbringen. Das klingt jetzt fast wie ein Zoo, aber eigentlich ist es einfach ein Stück Urwald, wo es an ausgewählten Stellen Informationstafeln zu Flora und Fauna gibt. Zudem gibt es auch hier für Naturbeobachter Aussichtsplattformen, damit man einen möglichst guten Blick auf die bis zu 75m hohen Baumwipfel hat, um Vögel und Ähnliches zu beobachten.

Wir begeben uns zum vielversprechenden ‘Hornbill Tower’ und setzen uns einfach mal hin. Lange Zeit sehen wir nur Bäume. Nach einer Weile jedoch stellen wir fest, dass es in unmittelbarer Nähe von uns ein Nest eines Wallace Hawk Eagles hat! Der Adler (und auch sein Partner, welchen wir kurze Zeit später erblicken), hat ein Gefieder, welches fast exakt die gleiche Farbe wie die Baumrinde hat. Kein Wunder, das man die kaum sieht!

Wir bleiben insgesamt fast 3h dort oben. Lange Zeit passiert eigentlich nichts und wir hören einfach den vielen Geräuschen des Dschungels zu. Auf einmal erklingt jedoch ein Ton, den wir vom Taman Negara kennen: Hornbills! Heute scheint unser Glückstag zu sein, denn bis zum Ende des Nachmittags erspähen wir insgesamt 5 Hornbills von zwei unterschiedlichen Arten!

Ein weiteres tierisches Highlight entdecken wir kurz nach Sonnenuntergang: auf einmal schiesst ein ziemlich grosses Flugobjekt vom einen zum anderen Baum. Wir merken, dass es sich um sogenannte Flying Squirrels handelt! Das sind Flugeichhörnchen, welche am Abend von Baum zu Baum flitzen. Sie sind leuchtend orange-braun und es ist gerade noch hell genug, dass wir sie sehr deutlich sehen können.

Überglücklich über unsere tolle Tierentdeckungen gehen wir zurück zu unserer Unterkunft und geniessen eine weitere Nacht im Dschungel.

Kategorien
Borneo

Sarawak in Borneo

In weniger als zwei Stunden Flugzeit ab Kuala Lumpur erreichen wir die Stadt Kuching in Borneo. Die drittgrösste Insel der Welt, Borneo, ist in drei Teile gegliedert: der Osten gehört zu Indonesien, der Westen zu Malaysia und darin eingebettet ist das Sultanat Brunei, welches eigenständig ist. Wir bereisen nun den malaiischen Teil von Borneo und starte in Kuching. Das ist der Hauptort des Bezirkes Sarawak und wirkt auf uns wie eine kleine und verschlafene Stadt. Einige hohe Gebäude sehen wir aus dem Fenster unseres Taxis, welches uns in das Stadtzentrum zu unserer Unterkunft bringt. Keines der Hochhäuser ist aber mehr als 20 Stockwerke hoch und in der Regel in kleineren Gebäuden eingebettet, die oft nur zwei Etagen haben. Zudem sind viele Bäume in die Stadt integriert, die in kleinen Parks, Flussufern oder auch in den riesigen Kreiseln das Stadtbild prägen. Der Fahrer erzählt uns, dass es normalerweise in Kuching nicht so heiss wird, da die vielen Bäume für Schatten sorgen und sich die Betonbauten so nicht zu stark aufheizen. Zudem grenzt die Stadt an die Mangroven, die als natürliche Pufferzone gegen Umwelteinflüsse von Norden, also vom Meer her kommen und im Süden liegen viele tausend Quadratkilometer Regenwald. Mitten durch die Stadt fliesst zudem ein Fluss, der im Meer endet und von den Gezeiten stark geprägt ist. Die Promenaden an den beiden Ufern sind als Parkanlagen ausgebaut und sind besonders Abends ein lebendiger Ort für Kultur, Essen und Entspannung, wie wir bei unserem abendlichen Spaziergang sehen können. Dabei können wir auch die lokalen Fischer beobachten, die hier teilweise mit 8 Angelruten gleichzeitig auf Shrimps angeln. Beim Zusehen fällt uns aber auf, dass wohl nicht jeder der ehrgeizigen Fischer auf den Fangerfolg angewiesen ist und sich stattdessen lieber mit den vielen Passanten und den Kollegen nebenan unterhalten. Wir können es nicht lassen und gönnen uns den Spass auf die zuckenden Ruten zu deuten und die kurzerhand aufkommende Hektik von unserer Sitzbank aus zu beobachten.

Für unseren ersten ganzen Tag in Kuching haben wir uns etwas Besonderes vorgenommen. Wir wollen unbedingt die Orang-Utans sehen, für die Borneo so bekannt ist. Aus unseren Recherchen wissen wir, dass sowohl in Sarawak, wie auch in Sabah (dem zweiten Bezirk auf Borneo) Auffangstationen und Wildlife-Centers die Chance bieten, die Tiere zu sehen. Hier in Sarawak gibt es eine Wildlife Sanctuary, indem die Orang-Utans frei leben können und lediglich an einem ausgewählten Standort gefüttert werden. In den Monaten, in denen die Bäume im Dschungel Früchte tragen, kommen die Tiere sehr selten an die Futterplätze. Glücklicherweise ist diese Zeit aber gerade durch und so hoffen wir auf einige, oder zumindest eine Sichtung, während wir im Taxi zum 45 Minuten entfernten Regenwald fahren. Da die Malaien gemäss eigener Aussage nicht gerne laufen, hat es am Parkeingang Elektrobusse, die die Besucher an die 1,5km entfernten Futterplätze fahren. Damit ihnen auf der Fahrt nicht langweilig wird, haben wir uns entschieden, zu laufen. Die vorbeifahrenden Busse mit den Touristen amüsieren sich sichtlich ab dem schwitzenden Schweizer-Pärchen, welches genau pünktlich zur Fütterung vor Ort eintrifft.

Anscheinend haben wir heute Glück! Bereits vor dem eigentlichen Futterplatz haben die Park-Ranger zwei der Tiere ausgemacht und erzählen uns, dass heute Morgen bereits ein Muttertier mit einem Baby hier gewesen ist. Sie erklären uns weiter, dass das riesige, aber freundlich blickende Männchen vor uns sozusagen der CEO des Waldes ist und er hier das Sagen hat. Das andere Männchen, welches mittlerweile über unseren Köpfen zum nächsten Baum klettert um dem Big Boss aus dem Weg zu gehen, ist ein 14 jähriges, ziemlich aggressives Tier, welches wohl in den nächsten Jahren zum neuen Chef werden wird. Für uns macht das muntere Tier aber kaum Anstalten, dass er aggressiv ist und lässt sich gemütlich von einem Baum hinunterhängen, wo ein Ranger ihm mehrere Bananenbünde und eine Kokosnuss zuwirft, welche das Tier geschickt auffängt. Die Rangers erzählen den rund 20 Besuchern unterdessen, dass in diesem Wildlife-Areal Orang-Utans bereits seit den 70er Jahren aufgenommen und geschützt werden. Begrenzt wird das Waldgebiet mittlerweile von der Stadt und den menschlichen Siedlungen, welche sich rund um das Gebiet entwickelt haben. Obschon es einen  direkten Anschluss an den 8’000 Quadratkilometer grossen Dschungel hinter dem Park gibt und sich die Tiere wie bereits erwähnt frei bewegen können, scheinen die Orang-Utans in dem besagten Gebiet zu bleiben. Aktuell leben ca. 28 Orang-Utans in dieser Umgebung und laufend werden neue Babys geboren, wobei nicht immer alle überleben. Orang-Utans sind leider vom Aussterben bedroht, dies vor allem aufgrund des Lebensraumverlustes und der Jagd, und es gibt sie nur noch an wenigen Orten in Borneo, Sumatra und Indonesien. Umso beeindruckender ist es für uns nun, diese Tiere ‘semi-wild’ zu beobachten.

An der Hauptfutterstelle, die etwas weiter im Dschungel liegt, hat sich eigentlich noch nicht viel getan (die Ranger kommunizieren per Funk und teilen dies den Besuchern mit). Kurz vor der Schliessung des Parks wird aber gemeldet, dass nun ein Tier dort zu beobachten ist und so finden wir uns umgehend hier ein. Bei unserer Ankunft staunen wir nicht schlecht, als wir zwei junge Orang-Utans und eine Mutter mit Baby in den Bäumen sehen können. Wir beobachten die Tiere von Weitem solange es geht, denn der Park hat strikte Besuchszeiten. Jeweils während zwei Stunden am Morgen und am Nachmittag können sich Menschen hier aufhalten und müssen danach wieder gehen. Wenn morgens kein Tier erscheint, so ist das Ticket für CHF 2.- auch am Nachmittag noch gültig.

Das Erlebnis mit den braun-orangen Menschenaffen hat uns Lust auf mehr gemacht und so erkundigen wir uns bei vielen Einheimischen, dem Hotel und auch sonst überall, wo in Borneo Tiere in der Wildnis beobachtet werden können. Das Ergebnis unserer Recherchen ist aber ernüchternd. Ausser den Namen von zwei Nationalparks, die wir bereits in den Reiseführern und Blogs gelesen haben, ist es kaum möglich, Touren oder ähnliches zu buchen. Auch über diese beiden Orte wissen die meisten lokalen Leute kaum etwas zu erzählen und zucken mehrheitlich mit den Schultern, wenn wir nachfragen. Für uns ist dies aber kein Problem, denn Kuching haben wir als Start unserer Borneoreise gewählt, weil es in unmittelbarer Nähe zum Bako Nationalpark liegt. Dieser Nationalpark ist eigentlich eine Art Insel, die mit dem Festland verbunden ist, jedoch nur mit dem Boot erreicht werden kann. Relativ umständlich schaffen wir es zum Glück, ein Zimmer in der einzigen Unterkunft auf der Insel für den nächsten Tag zu buchen. Wir lassen den heutigen Tag mit einer weiteren Stadterkundung von Kuching mit seiner tollen Streetart, wie wir erstaunt feststellen und einem Besuch im soeben neu eröffneten Borneo Cultures Museum ausklingen.

Am nächsten Tag begeben wir uns zum Terminal des Nationalparks und buchen zusammen mit anderen Touristen ein Boot. Damit wir auch Tiere finden, engagieren wir einen lokalen Guide, der wie viele andere seiner Berufskollegen am Terminal auf Kundschaft wartet. Er bringt uns sogleich zum Boot und beginnt mit einigen Infos zu sich selbst. Anscheinend haben wir eine perfekte Wahl getroffen, den Raiman ist Wissenschaftler und untersucht seit Jahren die Tierwelt und besonders die Schlangen von Borneo. Von den 175 verschiedenen Arten, die aktuell vor Ort bekannt sind, hat er bereits über 90 selbst gefunden und fotografiert diese für Studien. Er zeigt uns einige seiner Bilder und wir staunen sehr. Die Fotos sehen aus wie die Coverbilder von National Geographic oder anderen renommierten Zeitschriften. Wow. Was für ein Glücksfall denken wir noch, während wir in der Unterkunft ankommen und er bereits in den ersten Minuten in einem Busch eines seiner begehrten Lebewesen entdeckt.

Nachdem wir unseren bescheidenen Raum bezogen haben, laufen wir umgehend los mit dem Ziel, die Nasenaffen zu finden, welche es nur auf Borneo gibt. Bis vor zwei Wochen hat der Monsun noch heftigen Regen in der Region verursacht und so ist es gemäss Raiman schwierig, die Tiere zu finden. Besonders die Schlangen sind noch nicht so zahlreich anzutreffen, wie es sonst üblich ist und so konzentrieren wir uns erst einmal auf die Affen. Bereits in der Nähe der Unterkunft finden wir die ersten Primaten. Eine grosse Gruppe von Silver Leaf Monkeys machen wir in den Büschen und Bäumen rund um uns herum aus. Die Affen sind klein und haben ein graues Fell und auf dem Rücken einen silbernen Streifen. Das kleine Baby auf dem Arm einer Affenmutter hingegen leuchtet in hellem orange auf. Es wird davon ausgegangen, dass die Farbe der Affenmutter helfen soll, das Baby jederzeit wieder zu finden, wenn sie den Wald erkunden.

Nachdem wir auf unserer Wanderung ausser Insekten und einem abgelegenen Strand keine weiteren Tiere mehr finden können, kehren wir zurück zu unserem Ausgangspunkt, um in der anderen Richtung weitere Erkundungen zu unternehmen. Soweit kommt es aber garn nicht, denn mitten in der Unterkunft entdecken wir zwei Nasenaffen hoch oben in den Bäumen! Die beiden menschenähnlichen Tiere sitzen regungslos da und scheinen zu schlafen. Dieses Verhalten zeigen sie oft an heissen Tagen wie heute, um Energie zu sparen und vor allem durch Bewegungen nicht noch heisser zu werden. An fast der selben Stelle sehen wir die beiden später nochmals wieder und können sie beim umherziehen in den Baumwipfeln beobachten.

Beim Erkunden der nahegelegenen Sumpfgebiete lässt Raiman seinen Rucksack plötzlich fallen und sucht ab Boden nach einem winzigen Tier. Er hat einen der kleinsten Frösche der Welt, eine Sticky Frog, direkt auf unserem Weg entdeckt und versucht diesen nun für uns auf eine Wurzel zu leiten. Mit viel Geschick und etwas improvisiertem Fotoequipment lichten wir den kleinen Kerl ab, bevor er im Wald verschwindet. Der kleine Frosch ist höchstens so gross wie ein Fingernagel!

Auf der Nachtwanderung wird unsere kleine Gruppe gleich von drei Guides begleitet. Wie sie uns angeben, wissen sie bereits, wo Schlangen zu finden sind, denn besonders die Borneo Viper ist sehr standorttreu. Nicht einmal für Futter verlassen sie ihren Baum und warten stattessen darauf, dass das Essen zu ihnen kommt. Neben Schlangen, Kakerlaken, riesigen Insekten und einem Skorpion entdecken die Guides auch ein weiteres besonderes Tier. In einem Gebüsch leuchten die Augen einer kleinen indonesischen Schleichkatze, eine Palm Civet, die wir bereits aus Bali kennen (Luwak Kaffee). Nur für einige Augenblicke sehen wir den ganzen Körper des Tieres, bevor er mit einem Rascheln durch die Büsche verschwindet.

Auf dem Weg zur Steganlage, um die Glühwürmchen funkeln zu sehen, kommen wir an drei grösseren Tieren vorbei, die unsere Aufmerksamkeit sofort auf sich ziehen. Drei Bart-Wildschweine neben einem der Gebäude suhlen sich gemütlich in einem Schlammloch und suchen in der Wiese nach Futter. Ein lustiger Anblick bietet sich uns hier und die Tiere sind anscheinend bereits so stark an Menschen gewohnt, dass wir sehr nahe herankommen um einige Fotos zu schiessen. Die Schweine begrüssen uns auch am Morgen nach unserer Wanderung direkt vor unserem Zimmer und lassen sich auch tagsüber nicht von unseren Fotoapparaten beirren.

Um nochmals die Gegend im Nationalpark zu erkunden, machen wir eine weitere kleine Wanderung ohne Guide. Raiman hat uns am Vortag eine Route empfohlen, die ca. 4 Stunden dauert und ideal ist, um später mit dem Boot zurück in die Stadt zu gelangen. Unsere Route führt uns einen kleinen Hügel hinauf auf dem wir die lange gesuchten Pidger-Pflanzen endlich finden. Diese haben wir bereits bei anderen Wanderungen vergebens gesucht und hier finden wir sie zu hunderten an den Sträuchern um uns herum. Was für ein Anblick!

Der teilweise geflutete Weg führt uns über beplankte Stege, Wurzel-Labyrinthe und durch einen kleinen Fluss, bis wir auf einem Aussichtspunkt ankommen, der direkt über einem abgelegenen Strand liegt. Wir haben die Zeit im Bako Nationalpark sehr genossen und schätzen uns glücklich, dass wir so viele einmalige Tierbegegnungen und Naturerlebnisse sammeln durften.