Nach der quirligen Hauptstadt ist es Zeit für etwas Ruhigeres. Mit dem Bus reisen wir nach Kanchanaburi, eine Stadt im Westen Bangkoks, welches an einem Fluss gelegen ist. Am Busbahnhof lernen wir unseren Grab Taxifahrer Natt kennen. Er ist in diesem Ort aufgewachsen, spricht sehr gut Englisch und ist uns auf Anhieb symphytisch. Bereits auf der Fahrt zu unserem Hotel erzählt er vieles über die Gegend und bietet uns seine Dienste für spätere Ausflüge an. Darauf kommen wir gerne zurück, denn sonst kosten die normalen Taxis fast das Doppelte und man hat selten so einen gesprächigen Chauffeur. Er fragt uns, warum wir nach Kanchanaburi gekommen sind. Wir entgegnen, dass es eigentlich eine recht zufällige Wahl ist und wir einfach nach einem etwas grüneren Ort ausserhalb von Bangkok gesucht haben. Er lacht und gesteht, dass dies eigentlich auch bei den meisten anderen Touristen der Grund sei. Abgesehen davon besuchen Einigen den Ort auch, weil er eine spannende Geschichte hat: Während dem 2. Weltkrieg liess die japanische Armee durch Kriegsgefangene eine Eisenbahn bauen, die Thailand und Burma (heute Myanmar) verband. Diese Eisenbahnstrecke erhielt den Namen «Death Railway», weil sehr viele Arbeiter beim Bau an Krankheiten wie Malaria, Dengue oder an Unterernährung starben. Mehrere grosse Friedhöfe, ein Museum und die Zugstrecke mit einer grossen Brücke über den Fluss erinnern an diese Zeit. Auch unser Hotel, welches sich etwas ausserhalb des Zentrums befindet, ist an besagtem Fluss gelegen. Es hat sogar einen grossen Pool mit Blick auf den Fluss – es ist wunderschön hier!
Im Anschluss bringt uns Natt zu einem sehr beeindruckenden Tempel namens Tiger Cave Temple. Dieser ist auf einem Hügel gelegen und hat buddhistische sowie chinesische Denkmäler kombiniert an einem Ort. Nach einem steilen Anstieg mit über 100 Treppenstufen auf den Hügel kommen wir verschwitzt und etwas ausser Atem oben an. Da es bereits 4 Uhr ist, gibt es nicht viele andere Besucher und wir können die beeindruckende Anlage sowie die umliegende Gegend erkunden und geniessen. Mit der sich langsam senkenden Sonne haben wir perfekte Lichtverhältnisse für einige Schnappschüsse mit der Drohne.
Als nächstes bringt uns Natt zum sogenannten Giant Raintree, ein über hundertjähriger Baum der riesige herunterhängende Äste hat und perfekt geformt ist. Wir schlendern ein wenig umher und geniessen den Anblick dieses Giganten.
Auf der Rückfahrt gabelt Natt eine Kollegin von sich auf, die in einer lokalen Fabrik arbeitet. Sie freut sich sehr, dass sie mit uns ihre English Skills ein wenig üben kann und wir haben eine sehr lustige Fahrt zurück zum Zentrum. Natts Englisch ist übrigens so gut, weil er für 10 Jahre für Disney in den USA gearbeitet hat! Er kam zurück nach Kanchanaburi, weil er seine Familie vermisst hat und arbeitet nun als Übersetzer (vom Japanisch und Englisch zu Thai). Er ist heute 36 Jahre als und gehörte zum ersten Jahrgang an Schülern, die Japanisch lernen konnten. Heute ist Koreanisch und Russisch hoch im Kurs. Seine Kollegin arbeitet als HR Managerin in einer Zuckerrohr Fabrik. Zuckerrohr und Mais werden häufig in dieser Gegend angebaut.
Dank der App Happy Cow finden wir ein sehr leckeres vegetarisches Restaurant im Zentrum. Bisher waren die Angebote in den thailändischen Restaurants extrem (und fast ausschliesslich) fleischlastig. Benji freut sich umso mehr, dass wir heute einmal eine viel grössere Auswahl als sonst haben. Sandy probiert ein neues Gericht aus, nämlich einen warmen Banana Flower Salad. Dort wird die Blüte der Bananenpalme fein geschnitten und als Curry zubereitet. Definitiv empfehlenswert! Einzig bei der Schärfe verschätzen wir uns etwas: «little spicy» ist für Sandy definitiv an der oberen Grenze, für Benji ist «middle spicy» gerade richtig.
Am nächsten Tag treten wir die Reise zu den Erawan Waterfalls an. Ca. 1.5h nördlich von Kanchanaburi befinden sich 7 Wasserfälle, die bei einer Wanderung besichtigt werden können. Der lokale Bus mit natural airconditioning (=offenen Fenstern und Türen) bringt uns hin und wir erklimmen die Anhöhe. Die Erwanan Waterfalls sind eine grössere Touristenattraktion der Gegend und der Weg nach oben ist gut ausgeschildert. Wenn man baden will, MUSS man eine Schwimmweste mieten und hochschleppen. Da viele Asiaten nicht schwimmen können, verstehen wir die Regeln und deswegen entscheiden wir uns, für 20 Baht (60 Rappen) auch eine zu mieten. Der Bach und die Fälle sind sehr beeindruckend und wir geniessen die Wanderung durch den Dschungel, der uns zum Glück etwas Schatten spendet. Bei der hohen Luftfeuchtigkeit und den 35C schwitzen wir jedoch trotzdem sehr. Fast zuoberst entdecken wir dann sogar noch Äffchen!
Zu Beginn freuen wir uns, doch als zwei Affen für unseren Geschmack etwas zu neugierig werden und unsere Hüte und Sonnenbrillen im Visier haben, beschleunigen wir unsere Schritte. Der oberste Wasserfall ist der Beeindruckendste, jedoch verweilen wir dort nicht sehr lange, da es nun doch auch mehr Mücken hat und sich die Touristen hier ansammeln. Da wir am Vortag gerade mehr über die Geschichte des Ortes erfahren haben, wird uns etwas unwohl bei den Mücken und wir gehen zügig wieder runter, damit wir uns keinem zu grossen Risiko aussetzen (Malaria und Dengue). Ca. 200m weiter unten ist es tatsächlich weniger schwül und es hat kaum mehr Mücken. Fast zuunterst gönnen wir uns dann das lang ersehnte Bad im Fluss. Es hat sehr viele Fische und kaum betreten wir das Wasser, so stürzen sich diese auf unsere Füsse und knabbern an unseren Zehen – quasi eine natural fish therapy. Wie sich die meisten denken können, waren für diese Knabberfische Benjis grosse Füsse wahrscheinlich ein Festmahl!
Wir sind froh, dass wir nun langsam wieder zurück zum Hotel reisen, da die Hitze am Nachmittag nun doch sehr zunimmt. Das Klima hier in Kanchanaburi ist sehr speziell und ändert sich sehr schnell. Kanchanaburi hat ein tropisches Savannenklima und ist zwischen zwei Gebirgszügen eingekesselt. Während der Trockenzeit (Peak im April) wird es hier 40°C heiss und weil die Berge die Winde blocken, ist es fast windstill. Wir sind froh, dass es zurzeit noch nicht so heiss ist. Ab Mai beginnt dann die Regenzeit. Wir können jetzt im Februar gut beobachten, dass die Bäume ihre Blätter verlieren und es sehr trocken wird. Die Hänge sind bereits sehr kahl und trocken, an manchen Stellen hat es sogar Brandspuren. Nur im Tal unten hat es noch grüne Vegetation, weil hier der Fluss durchfliesst.
An unserem 6. Tag in Thailand reisen wir nun mit einem Mini Van von Kanchanaburi nach Hua Hin, da wir nun langsam der Küste Richtung Süden entlang reisen möchten. Hua Hin ist für viele Bangkokians «der» Weekend Trip schlechthin, um raus aus der Stadt und an den Strand zu kommen. Der Strand ist wirklich riesig und scheint perfekt fürs Kitesurfen zu sein. Der Strand bietet auch ideale Bedingungen für Kitesurf Anfänger, da es vom Strand aus gesehen nach ca. 15 Metern eine Sandbank hat, die die grössten Wellen bricht und so den Start erleichtert. Die Windbedingungen sind an diesem Tag perfekt und so sehen wir bei einem kühlen Bier für einige Zeit den vielen Kitesurfern zu. Gegen den Abend gönnen wir uns noch für je 8 Franken eine stündige Massage (es ist ja doch schon 4 Tage her seit der letzten 😉). Nach einer kurzen Dusche schlendern wir nach Sonnenuntergang dem Strand entlang auf der Suche nach einem Strandbeizli. Wir sind sehr erstaunt, dass wir kaum Sundowner Bars finden und tatsächlich eine halbe Stunde laufen müssen, bis wir endlich eine kleine Strandbar finden! In Europa wäre der Strand wahrscheinlich voll mit Bars. Nebst einem (!) anderen Paar lassen wir den Tag in zwei bequemen Stühlen mit Blick aufs Meer und kalten Getränken ausklingen.