Kategorien
Borneo

Kota Kinabalu & Sandakan

Wir reisen nun nördlich in den zweiten malaiischen Staat auf Borneo namens Sabah. Der erste Stopp führt uns in die Stadt Kota Kinabalu, von wo aus die meisten Touristen den 4000m hohen Mount Kinabalu besteigen. Da eine solche Besteigung jedoch nur mit Guide gemacht werden kann und extrem teuer ist, entscheiden wir uns gegen eine solche Tour. Stattdessen wollen wir Kota Kinabalu und die Umgebung etwas näher erkunden. Bei unserer Recherche finden wir jedoch nicht allzu viele Infos dazu. Generell haben wir in Borneo etwas Mühe herauszufinden, welche Ortschaften am sehenswertesten sind und wie unsere Route aussehen könnte. So planen wir alles recht spontan vorweg und hoffen, dass wir unterwegs den einen oder anderen Tipp von Reisenden oder Lokalen erhalten.

Von einem Einheimischen aus Kuching haben wir erfahren, dass Kota Kinabalu berühmt für seinen Seafood ist. Tatsächlich befindet sich zwischen unserem Hotel und dem Meer eine grosse Hafenanlage, wo die Fischer ihren Fang anbieten. Scheinbar trocknen sie auch direkt dort einen Grossteil der Shrimps, denn der Geruch, der vom Hafen zum Hotel weht, ist bestialisch.

Wir schlendern trotz des intensiven Geschmacks in der Umgebung umher, wir haben nämlich eine Mission: wir müssen unbedingt Wäsche waschen! Nach kurzer Zeit finden wir einen recht modernen Waschsalon mit Waschmaschinen und Tumbler. Nach nur einer Stunde ist unsere Wäsche frisch gewaschen und getrocknet. Das war effizient und auch sehr günstig. Für zwei Säcke Kleider haben wir hier so viel bezahlt, wie das Waschen von gerade mal 2 T-Shirts im Hotel gekostet hätte!

Wir bringen nur kurz unsere Kleider ins Hotel und gehen sogleich wieder weiter, denn wir haben einen grossen Sonntags-Märit entdeckt und den wollen wir erkunden. Die Strasse ist von vielen blauen Zelt-Pavillons übersäht und wir schlendern gemütlich hindurch. Es wird hier alles angeboten: über Markenkleider (same same but different), Plüschtieren bis hin zu echten Tieren wie Vögelchen, Aquarienfischen, Hasen und sogar Katzen- und Hundewelpen findet man hier alles. Da wir gerade keinen Zoo ausstatten wollen, kaufen wir ausser ein paar Bananen nichts.

Am Nachmittag ist Entspannung angesagt und wir wollen uns mal wieder eine Massage gönnen (es ist schon ewig her, seit der besten Massage in Langkawi). Schnell finden wir einen gut bewerteten Massagesalon und lassen uns je für eine Stunde durchkneten. Das tat gut! Danach geht das Beauty Programm weiter, denn der Bärtige von uns «het’s la tschädere» und hat nun dringend einen Barber und Friseur nötig. Wir finden einen guten Bart- und Coiffeursalon und Benji legt sich unter die Rasierklinge. Da hier eigentlich alle Leute schwarze Haare haben, fragt ihn die Angestellte, ob das denn seine ‘natural haircolour sei’. Mit Stolz bestätigt Benji dies und ergänzt: «brown, with a little bit of silver». 😉

Nun knurrt der Magen und wir machen uns auf Essenssuche. Per Zufall laufen wir nach dem Barber direkt in einen der grössten Streetfood Bazars hinein. Wiederum sind dutzende blaue Zelte aufgestellt, dieses mal wird aber ausschliesslich Essen angeboten. Wir erfahren, dass dieser Markt speziell ist, weil er nur während dem Ramadan existiert. Da die muslimischen Einwohner:innen zur Zeit fasten und vom Sonnenauf- bis untergang nichts essen und trinken, nützen viele von ihnen diesen Essensmarkt: am Ende des Nachmittag decken sie sich mit leckerem Essen ein, welches sie dann später zu Hause oder am Meer essen, sobald die Sonne unter gegangen ist. Da es gerade ca. 17.30 Uhr ist, also kurz vor Sonnenuntergang, ist der Markt proppenvoll und die Garküchen laufen auf Hochtouren. Auch wir decken uns mit unterschiedlichen Speisen ein, die wir für ein paar wenige Ringgit kaufen. An einem anderen Stand kaufen wir eine Flasche frisch gepressten Sugarcane Saft. Es ist wirklich sehr lecker und authentisch!

Am nächsten Tag wollen wir ein wenig wandern gehen und suchen uns auf google maps eine entsprechende Rundwanderung um einen See heraus. Dieses Ziel entpuppt sich jedoch als Reinfall, denn die Wege und das ganze Areal wird scheinbar gerade renoviert. Wir wählen recht willkürlich einen anderen Hügel aus und grabben uns mit einem Taxi dorthin. Der Taxifahrer versucht uns noch zu warnen, dass dort wirklich nichts sei ausser Natur, aber da wir genau das suchen, lassen wir uns trotzdem dorthin bringen. Wir finden den Eingang zum Pfad auf Anhieb und starten mit der Wanderung. Da mittlerweile die Zeit schon recht fortgeschritten ist, knallt die Sonne ziemlich erbarmungslos vom Himmel. Zudem gibt es nicht allzu viel Schatten, da einige Abschnitte des Weges nicht von Bäumen-, sondern Graslandschaften umgeben sind.

Wir ignorieren die Schweissbäche, die von unseren Körpern fliessen und wandern bis zum Höhepunkt des Hügels. Dort werden wir mit einer wunderschönen Aussicht über Kota Kinabalu belohnt und können sogar die benachbarten kleineren Inselchen sehen. Interessant ist auch zu sehen, dass es bei der Insel direkt gegenüber eine recht grosse ‘Stelzensiedlung’ gibt, Häuser, die direkt im Wasser auf Stelzen gebaut wurden. Wir verweilen fast 2 Stunden dort oben und geniessen die schöne Briese und die Aussicht aufs Meer.

Genau zu diesen Inseln, die wir vom Hügel aus gesehen haben, führt uns der Ausflug am nächsten Tag: wir gehen mal wieder auf einen Schnorcheltrip. Am Pier angekommen erschrecken wir ziemlich, als wir sehen, dass dieser Ausflug höchst touristisch ist: hunderte von Schwimmwestler warten bereits darauf, mit einem Boot abgeholt zu werden. Scheinbar ist dieser Ausflug des Öfteren Teil von grösseren Gruppenreisen. Etwas skeptisch machen wir uns auch parat und wissen nicht genau, was uns da erwartet. «Eh nu, etz isches e so!» Zusammen mit 10 anderen Touristen besteigen wir unser Boot und machen uns auf zur ersten Insel. Jede Person kann sich individuell zwischen 1-4 Inseln entscheiden, die er oder sie besuchen möchte. Wir haben uns für eine 2-Island Hopping Tour entschieden, damit wir genügend Zeit vor Ort haben.

Wir erkunden die Insel ein wenig und finden ein gemütliches Kaffee, wo wir in einer Lounge chillen können. Kurz darauf folgt etwas unerwartetes: es beginnt zu regnen! Eigentlich wollten wir ja schnorcheln, aber wir haben keine Eile und geniessen es, stattdessen in unseren Büchern zu lesen und aufs Meer hinaus zu schauen. Eigentlich wären wir um 12 Uhr weiter zur nächsten Insel gegangen, aber da es dort scheinbar keinen wirklichen Regenunterstand hat, entschliessen wir uns, einfach hier zu bleiben, während die meisten anderen Leute weiter gehen. So verbringen wir fast die ganze Zeit dort, sind mittlerweile alleine, essen etwas Kleines und lesen. Nach dem Mittag kommt sogar die Sonne wieder und wir gehen trotzdem noch schnorcheln. Dies jedoch mit einer gewissen Vorsicht, denn vom Steg aus haben wir eine riesige rötliche Qualle gesehen. Unter Wasser entdecken wir diese zum Glück nicht mehr, jedoch eine andere, aber der Glibberstrang ist ziemlich unbeweglich und so können wir uns nach einer Weile trotzdem entspannen und uns auf die Fische konzentrieren. Es gibt sehr, sehr viele Anemonenblöcke und entsprechend viele Nemos, zudem machen wir sogar zwei Blaupunktrochen aus.

Die Unterwasserwelt wurde hier scheinbar zum Glück noch nicht allzu stark vom Massentourismus in Mitleidenschaft gezogen, was uns sehr freut. Vielleicht liegt es aber auch einfach daran, dass die Korallen weit genug draussen sind, sodass niemand darauf stehen kann. Plastik haben wir jedoch einiges schwimmen sehen auf der Wasseroberfläche, als wir mit dem Boot hierher fuhren. Plastikverpackungen sind hier leider allgegenwärtig und wirklich alles wird mindestens einmal oder zweimal in Plastik eingepackt und von Recyling fehlt jede Spur. Beim Foodmarkt haben wir gesehen, dass Getränke zum Beispiel in einen Plastikbecher gefüllt werden, der mit einem Plastikdeckel geschlossen wird. Dazu gibt es ein Röhrchen und damit man nicht kalte Hände bekommt wegen dem Eis, wird das ganze noch in einen Plastiksack gesteckt. Wenn wir jeweils sagen, dass wir bei unseren Einkäufen keinen Plastiksack wollen, werden wir meist mit grossen Augen angeschaut. Anyway. Der Ausflug war auf jeden Fall besser als erwartet und die Leute haben sich scheinbar sehr gut verteilt. Am Abend gönnen wir uns im italienischen Restaurant eine Pizza und machen uns bereit für die nächste Destination.

Die Stadt Sandakan, welche weiter östlich liegt, wird in unserem Reiseführer nicht gerade gelobt. Trotzdem kommen viele hierhin, da es in der Nähe diverse Wildlife Sanctuaries gibt. Zum einen liegt hier die zweite grössere Organ-Utan Auffangstation von Borneo, zum anderen das Sun-Bear Conservation Center. Wir checken zuerst bei unserer Unterkunft ein, welche ziemlich ausserhalb der unattraktiven Stadt liegt und dafür komplett im Dschungel – das gefällt uns! Von unserem Zimmer aus haben wir einen einmaligen Blick über den Dschungel. Das beste jedoch ist, dass man die Balkontüre auf beide Seiten aufschieben kann, sodass man sogar vom Bett aus direkt in den Dschungel sieht!

Am Nachmittag statten wir dem Sun-Bear Conservation Center einen Besuch ab. Hier werden Sonnenbären aufgenommen, welche früher leider als Haustiere gehalten wurden. Obschon es die kleinste Bärenart ist, die es gibt, werden die Tiere doch grösser und stellen irgendwann eine Bedrohung für ihre Besitzer dar und werden in leidigen Zuständen gehalten. Der Bestand dieser mittlerweile bedrohten Art ist in den letzten 30 Jahren um 30% geschrumpft. Aus diesem Grund wurde dieses Center gegründet. Hier wird einerseits Öffentlichkeitsarbeit geleistet, andererseits will man solche Tiere aufnehmen, aufpäppeln und wenn möglich wieder aussetzen. Dies gelingt leider nicht immer, da manche aufgrund ihrer Unter- oder Falschernährung längerfristig geschädigt sind, sodass sie nicht mehr selbstständig überleben können. Zum Glück gibt es jedoch auch einige Erfolge zu vermerken, denn seit 2015 konnten bereits 12 Bären in der Wildnis erfolgreich ausgesetzt und rehabilitiert werden. Heute gibt es 10 abgezäunte Waldflächen, worin sich insgesamt 43 Sonnenbären aufhalten. Drei dieser Bereiche sind für die Besucher:innen einsehbar und über eine erhöhte Plattform kann man durch die Gegend laufen und die Bären versuchen zu entdecken. Zuerst erblicken wir nur einen Bären, der schläft.

Wir bleiben jedoch noch etwas länger dort und werden für unsere Geduld belohnt, denn sobald die Mittagshitze etwas nachlässt, werden auch die Bären aktiver. Nebst uns ist übrigens auch eine BBC Filmcrew hier, die hier für einen Monat Aufnahmen machen. Sie wollen einen Film über die Orang-Utans und die Sonnenbären drehen und deren Verhaltensweisen aufzeigen. Der Film sollte ca. in einem Jahr verfügbar sein, wir sind gespannt, wie der Film wird!

Am nächsten Tag gehen wir mit dem Taxi in die Stadt, da wir einige Dinge benötigen: zum einen Bargeld (bei unserer Unterkunft kann man nur Bar bezahlen und weit und breit ist kein Geldautomat in der Nähe), zum anderen müssen wir unsere Handy Abos verlängern. Nach erfolgreicher Tat gehen wir sogleich wieder in den Dschungel, denn den Nachmittag wollen wir im sogenannten Rainforest Discovery Center verbringen. Das klingt jetzt fast wie ein Zoo, aber eigentlich ist es einfach ein Stück Urwald, wo es an ausgewählten Stellen Informationstafeln zu Flora und Fauna gibt. Zudem gibt es auch hier für Naturbeobachter Aussichtsplattformen, damit man einen möglichst guten Blick auf die bis zu 75m hohen Baumwipfel hat, um Vögel und Ähnliches zu beobachten.

Wir begeben uns zum vielversprechenden ‘Hornbill Tower’ und setzen uns einfach mal hin. Lange Zeit sehen wir nur Bäume. Nach einer Weile jedoch stellen wir fest, dass es in unmittelbarer Nähe von uns ein Nest eines Wallace Hawk Eagles hat! Der Adler (und auch sein Partner, welchen wir kurze Zeit später erblicken), hat ein Gefieder, welches fast exakt die gleiche Farbe wie die Baumrinde hat. Kein Wunder, das man die kaum sieht!

Wir bleiben insgesamt fast 3h dort oben. Lange Zeit passiert eigentlich nichts und wir hören einfach den vielen Geräuschen des Dschungels zu. Auf einmal erklingt jedoch ein Ton, den wir vom Taman Negara kennen: Hornbills! Heute scheint unser Glückstag zu sein, denn bis zum Ende des Nachmittags erspähen wir insgesamt 5 Hornbills von zwei unterschiedlichen Arten!

Ein weiteres tierisches Highlight entdecken wir kurz nach Sonnenuntergang: auf einmal schiesst ein ziemlich grosses Flugobjekt vom einen zum anderen Baum. Wir merken, dass es sich um sogenannte Flying Squirrels handelt! Das sind Flugeichhörnchen, welche am Abend von Baum zu Baum flitzen. Sie sind leuchtend orange-braun und es ist gerade noch hell genug, dass wir sie sehr deutlich sehen können.

Überglücklich über unsere tolle Tierentdeckungen gehen wir zurück zu unserer Unterkunft und geniessen eine weitere Nacht im Dschungel.