Zwischen Hué und unserem nächsten Ziel liegt der Hai Van Pass. Von vielen Reisenden haben wir gehört, dass eine Mororradtour über den Pass ein schönes Erlebnis sei. Da wir aber bereits einige Pässe im Norden gefahren sind, entschliessen wir uns die Strecke mit einem Tourbus zu befahren. Geplant sind insgesamt vier Stops auf dem Weg bis Hoi An.
Unser erster Zwischenhalt ist in einem kleinen Dorf ausserhalb von Hué. Hier besuchen wir den kleinen aber bunten Markt und die scheinbar älteste Brücke und fahren danach mit dem Bus durch saftig grüne Reisfelder. Überall sind in den Feldern Gräber zu sehen, die für die Familienangehörigen der Landbesitzer errichtet worden sind. In Vietnam ist es üblich, dass verstorbene auf ihrem eigenen Land begraben werden und die Hinterbliebenen jährliche Zeremonien zum Todestag durchführen.
Auf dem Innenhof einer heruntergekommenen Hotelanlage stoppen wir erneut. Im Nebengebäude befinden sich, strategisch perfekt gelegen, die Toiletten. Jeder muss so an dem Perlenshop vorbei und wird so zum Kaufen animiert. Wir bleiben davon jedoch unbeeindruckt und laufen zum riesigen Sandstrand vor dem Hotelkomplex. Leider ist es nicht möglich, sich die Beine zu vertreten, denn alle Strandzugänge sind abgesperrt und Schwimmverbotsschilder sind aufgestellt. Da der Hotelbetrieb vor drei Monaten, auf Grund der ausbleibenden Gästen durch das Virus, eingestellt wurde, ist der Strand nicht mehr überwacht und wurde aus Sicherheitsgründen gesperrt. Wir werden langsam etwas skeptisch gegenüber der gebuchten Tour und fragen uns wie wohl die nächsten beiden «Attraktionen» aussehen werden und ob diese überhaupt geöffnet sind.
Nach etwa zwanzig Minuten Fahrt den Pass hoch, erreichen wir bereits den obersten Punkt. Hier befinden sich noch einige Ruinen von einstigen Sicherheitsstützpunkten. Die Aussicht auf beide Seiten des Passes ist eindrücklich. Den zuvor besuchten Strand können wir nun in seiner ganzen Länge betrachten und wundern uns dabei, dass wir die Ausmasse zuvor so stark unterschätzt haben.
Auf der anderen Seite erstreckt sich die Stadt Da Nang entlang der Küste. Hier wird aktuell wahnsinnig viel gebaut. Riesige Resorts stehen nebeneinander angereiht und wo noch Platz ist, befindet sich bereits ein Schild mit dem geplanten Projekt auf dem unbebauten Areal. Inmitten der vielen Gebäude befindet sich der Marble Mountain. Auf dem kleinen Hügel sind mehrere Tempel und Gedenkstätten errichtet worden und gilt heute als eine der Sehenswürdigkeiten von Da Nang. Zu Fuss oder mit einem modernen Aufzug können hier Touristen den Aufstieg angehen um oben angekommen die Aussicht auf die Stadt, die Küste und die vielen Tempel zu geniessen. Der gesamte Berg besteht aus Marmor, welcher an einigen Stellen zu eindrücklichen und riesigen Skulpturen geformt wurde.
Angekommen in Hoi An erkunden wir die Altstadt mit ihren unzähligen Läden und Restaurants. Hoi An ist besonders beliebt bei den Touristen, da hunderte von Laternen die alten Gebäude und die angrenzenden Strassen erhellen. Zudem finden jeweils bei Vollmond Lichterfeste statt, wobei hunderte von kleinen Laternen auf den Kanal gelegt werden und sich so ein Lichtermeer durch die Stadt zieht. Wie es der Zufall will, ist genau am Tag unserer Ankunft Vollmond.
Nach dem Abendessen und einer wohltuenden Fussmassage warten wir gespannt auf den Beginn des Spektakels. Leider können wir aber nur wenige Laternen beim Vorbeitreiben beobachten, denn da sich aktuell kaum Touristen in Hoi An aufhalten, werden nur wenige Lichter entzündet. Eigentlich schade, aber uns macht bereits der Anblick der vielen anderen Laternen über den Strassen und die wunderbare Atmosphäre an diesem Ort glücklich und so kommt es auf diese paar Kerzen auch nicht mehr an. Auch wir kaufen einer alten Frau ein Kerzenböötchen ab und legen es auf den Fluss, wo es durch die Stadt treibt.
Hoi An ist aber auch wegen den vielen Schneidereien bei Reisenden bekannt. Fast an jeder Ecke befinden sich Tailors und preisen ihre Waren in den buntesten Farben an. Zu günstigen Preisen können hier Kunden massgeschneiderte Kleidung anfertigen lassen. Da die Fülle an Geschäften überfordert, gehen wir der Empfehlung unseres Homestays nach und suchen „The Tailory Tailor“ auf, um uns auch etwas anfertigen zu lassen.
Die quirrlige, freche und lustige Vietnamesin begrüsst uns kurz und drückt uns beiden ein Tablet in die Hand. Hier können wir aus hunderten Fotos (alle aus dem Internet und mit Promis) aussuchen, welches Kleidungsstück wir möchten und später die passenden Stoffe direkt im Landen dazu suchen. Die Auswahl gestaltet sich als enorm schwierig und so vergehen einige Stunden, bis wir wissen was wir möchten, die Stoffe passen und die Maase genommen wurden.
Bereits tags darauf können wir am Morgen zur ersten Anprobe. Noch nicht alles passt ganz genau und wir lassen uns mit vielen Nadeln die Kleidung anpassen. Bereits am Abend können wir dann die fix fertigen Kleider anprobieren und abholen. Wow. Innert so kurzer Zeit haben wir ein Sommerkleid, kurze Hosen, einen Anzug und Hemden anfertigen lassen und alles passt perfekt. Bleibt nur zu hoffen, dass keine weiteren Reisekilos in den restlichen Ferien dazu kommen. Hoi An hat uns mit seinen vielen Laternen extrem gefallen!
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