Wildlife am Kinabatangan
Nur ca. 2.5h von Sandakan entfernt, liegt das kleine Dorf Bilit direkt am Kinabatangan River. Der Fluss ist der zweit grösste auf Borneo und entsteht in Kota Kinabalu, wo wir bereits vor einigen Tagen gewesen sind. Er zieht sich 560km quer durch Sabah und mündet im Meer direkt vor Sandakan. Bilit wurde uns von einer Reisenden empfohlen, da sie gehört hat, dass hier regelmässig wilde Elefanten zu sehen sind. Bereits beim Einchecke in unserer Unterkunft wird uns mitgeteilt, dass aktuell Elefanten in der Nähe sind und daher alle Wanderungen und Nachtaktivitäten abgesagt sind. Die einheimischen schätzen zwar die Tiere sehr, haben aber auch grossen Respekt oder eher ein wenig Angst vor ihnen. Dies merken wir während diversen Gesprächen und Aktivitäten, die wir hier unternehmen.
Direkt nach unserer Ankunft steht bereits einer unserer Programmpunkte an, weshalb wir hierhergekommen sind. Die Flusstour in einem der vielen Ausflugsboote startet bereits kurz nach 4 Uhr. Von unserer Unterkunft an den Fluss laufen wir ca. 500m bis ans Wasser. Hierbei werden wir von zwei Einheimischen begleitet, da die Gefahr von Elefanten immer noch besteht. Auf dem Weg zeigen sie uns die Pfade, die von Elefanten angelegt wurden und wir sehen, wie schon einige Male auf unserer Reise, den Kot der Riesen. Anscheinend sind die Tiere letzte Nacht direkt durchs Dorf gelaufen und haben in den Gärten und in den angrenzenden Waldgebieten einiges niedergetrampelt. Die Spuren der Tiere freuen uns, denn so besteht die Chance diese später am Flussrand zu beobachten. Die Guides hingegen schauen sich ständig um und möchten, dass wir schneller laufen.
Zu Beginn geht es einige hundert Meter Fluss aufwärts, da heute früh die Elefanten dort gesichtet worden sind. Leider aber keine Spur der Dickhäuter und so geht es weiter in die andere Richtung. Ca. 10 Boote sind unterwegs und suchen nach Tieren in den Bäumen und am Ufer. Neben einigen Vögeln und der mittlerweile für uns «normalen» Makaken Affen finden wir nichts Spannendes. Doch dann schliessen wir uns zwei anderen Booten am Ufer an und suchen die Baumkronen nach Bewegung ab. Da sind sie auch schon! Eine grosse Gruppe von Nasenaffen hängen im Baum. Zuerst sehen wir nur einige Weibchen und einzelne kleine Tiere. Doch dann erscheint das Alphatier. Unser witziger Guide beschreit den Unterschied sehr exakt. Das Männchen hat eine grosse Nase, einen riesigen Bauch und eine rote Chili zwischen den Beinen.
Während wir den Fluss hinunterfahren, fliegen immer wieder Vögel über unsere Köpfe. Von kleinen Schwalben bis zu riesigen Adlern sehen wir fast alles, was am Fluss lebt. Doch unsere Aufmerksamkeit gehört definitiv den vielen Hornbills, die auf die andere Seite fliegen, um dort zu übernachten. Wir erfahren, dass sie morgen in der Früh wieder zurückfliegen, um dort zu fressen. Die grossen Vögel ziehen immer mindestens zu zweit weiter und rufen jeweils einander zu. Da wir dies bereits kennen und genau wissen wie sich ein Hornbill anhört, finden wir die Tiere in den Bäumen sehr schnell.
Kurz nach dem Eindunkeln fahren wir langsam zurück und achten dabei genau auf die beiden Ufer. Alle Boote und deren Passagiere warten gespannt auf die Begegnung mit den Elefanten, die natürlich während der ganzen Fahrt im Hinterkopf warten. Wir warten in der Mitte des Flusses und starren gespannt in Richtung eines kleinen Felds mit Zuckerrohr, welches die Tiere sehr gerne mögen. Und dann plötzlich hören wir ein lautes Knacken und sehen die grossen Pflanzen wackeln. Nun ganz ruhig bleiben und weiter beobachten. Direkt unter einem Baum können wir einige Male einen langen Rüssel entdecken, der vom Baum die Blätter abreist. Den Körper sehen wir aber nicht. Leider wird es schnell dunkel und unsere Zeit auf dem Fluss neigt sich dem Ende zu. Was für ein Pech! Unsere Beinahe-Begegnung wird natürlich während des Abendessens mit den anderen Touristen intensiv besprochen und natürlich haben wir uns direkt alle wieder angemeldet um am Morgen um 6 Uhr die nächste Tour zu machen.
Die Morgentour verläuft ähnlich wie die letzte. Wir beobachten viele Tiere in den hohen Bäumen und sehen neben den Nasenaffen auch noch kleine Krokodile. Die grossen Krokodile haben anscheinend keine Lust auf die Sonne und bleiben lieber im Wasser als auf den Sandbänken sich zu wärmen. Die Reptilien werden hier bis zu 7 Meter gross.
Kurz darauf machen wir einen weiteren Stopp und Aslan schaut angestrengt in die Bäume hoch. Und siehe da, plötzlich sehen wir es auch: wir entdecken tatsächlich zwei Orang-Utans, die gemütlich in den Bäumen hangen! Wow, was für ein Anblick! Zwar sind sie etwas weit weg von uns, doch ihre grossen Armen und das orange-braune Fell sind gut erkennbar. Wir schätzen uns wahnsinnig glücklich, dass wir nach den ‘semi-wild’ Orang-Utans in Kuching nun doch auch noch komplett wilde gesehen haben. Diesen Anblick werden wir lange in Erinnerung behalten!
Wer auf Borneo kommt, der hat ein Ziel: Die «Big Five» zu sehen. Dies sind Orang-Utans, Hornbill, Krokodile, Nasenaffen und Elefanten. Aktuell fehlt uns aber noch das seltenste Tier in der Liste und so buchen wir natürlich eine weitere Abendtour, da wir auch dieses Mal kein Glück hatten.
Nun muss es doch klappen, denken wir bevor wir erneut in das Boot steigen. Die ganze Crew, die immer die gleiche ist und zwischenzeitlich ein gemeinsames Ziel verfolgt, spricht sich gegenseitig Mut zu und feuert unseren Guide an. Aslan unser Käpten will natürlich auch, dass wir endlich die Tiere zu Gesicht bekommen, verweist aber immer wieder darauf, dass dies Natur sei. Natürlich nehmen wir den jungen Malaien immer wieder hoch, denn er hat uns bei unsere ersten Fahr gesagt, dass er «the king of the jungle» sei. Dies muss er nun unter Beweis stellen!
Mit seinem ganzen Wissen versucht er bei allen Tierbegegnungen zu Punkten und uns auch etwas von den Elefanten abzulenken 😊Wir hören ihm gespannt zu und er macht seinen Job super. Wenn man bedenkt, dass er in der Lodge erst vor 3 Monaten als Tellerwäscher angefangen hat und mittlerweile die Bootstouren als 21-jähriger leitet, dann flösst uns das definitiv Respekt ein! Auch diese Fahrt ist wie die letzten ein riesiges Erlebnis. Noch mehr Tiere finden wir gemeinsam und die Crew ist bei bester Laune, als kurz vor dem Sonnenuntergang ein Boot an uns vorbeifährt und Aslan ein Zeichen gibt. Mit Vollgas geht es Flussaufwärts zu einer Gruppe von anderen Booten. Genau an der gleichen Stelle, an der wir am Vortag eine Beinahe-Begegnung hatten, stehen sie nun. Drei Elefanten können wir inmitten der Zuckerrohrpflanzen erkennen. Wow!!! Was für ein Anblick. Keine 10 Meter entfernt beobachten wir die Tiere beim Essen und Trampeln. Die Elefanten scheint es aber nicht zu stören und posieren weiter für die vielen Fotos.
Überglücklich und mit einem riesigen Lächeln im Gesicht machen wir uns auf den Rückweg zu unserer Unterkunft, wo die ganze Crew zusammen isst und sich über das Erlebt austauscht. «The big five» an nur einem Tag an einem Ort in Borneo! Der Kinabatangan hat uns definitiv ein riesiges Highlight beschert und unser Guide wird abends offiziell zum «king of the jungle» gekrönt. Fast schade, dass es morgen für uns bereits weitergeht in Richtung Semporna. Eines der besten Tauchreviere der Welt!